Die Stunde der Gladiatoren
einig.«
»Für den Fall, dass die Waffen fortan schweigen â ja.« Antigonos senkte den Blick. »Ich fürchte nur, das werden sie nicht.«
»Wieso?«
»Weil der Kaiser weder rasten noch ruhen wird, bis der letzte Widerstand gebrochen, Licinius besiegt und das Imperium wieder in einer Hand vereint sein wird.«
»Na und? Wäre das so schlimm?«
»Ob das schlimm wäre, fragst du?« Der Ton des Verwalters verwandelte sich in ein Flüstern. »Und ob!«
»Du wagst es, so über den Kaiser zu reden?«
»Bei allem Respekt, den ich dir schuldig bin, Herr: So wie ich denken viele in der Stadt. Ach, was sagâ ich â im ganzen Reich.«
»Jetzt ist es aber genug, buckliger Satyr!«
»Nenne mich, wie es dir beliebt, Gaius Aurelius Varro â ich sage die Wahrheit.«
»Noch ein Wort«, zischte Varro und stampfte vor Erregung auf, »noch ein Wort, und ich ⦠ich ⦠Fluch über dich, verdammtes Bein!«
Wachsbleich im Gesicht, fuhr der kleinwüchsige Zypriote in die Höhe, legte die Schreibtafel beiseite und eilte auf Varro zu, welcher mit schmerzverzerrter Miene auf einen Faltstuhl sank. »Verzeih mir, Herr, ich ⦠das habe ich nicht gewollt!«
»Stell dir vor, ich auch nicht!«, gab der Advocatus zurück, selbst nicht ganz schuldlos an dem Disput. Dann warf er einen Blick auf seine Rechte, an welcher sich der Ring mit der Inschrift âºFidem Constantinoâ¹ befand. »Aber lassen wir das. Politik ist und bleibt eben ein schmutziges Geschäft. Besser, wir gehen wieder an die Arbeit, Graeculus!«
»Ich fürchte, das wird nicht gehen.«
Fortunata â und das ausgerechnet jetzt. Einen Fluch auf den Lippen, welchen er wohlweislich für sich behielt, richtete Varro die Augen zur Tür. »Und wieso nicht?«
»Weil du Besuch hast, Gaius, darum!«, gab seine Amme ebenso bestimmt wie unerschrocken zurück. »Von einer Klientin .«
»Eine Frau â auch das noch!«, ächzte Varro, den Blick abwechselnd auf Antigonos und auf seine Amme gelenkt. »Kann es sein, dass ich darum bat, in Ruhe gelassen zu werden?«
Fortunata gab einen unwilligen Grunzlaut von sich. »Schon möglich«, räumte die Alte ein, nachdem sie einen kurzen Blick über die Schulter geworfen hatte. »Am besten, du sagst es ihr gleich selbst. Was mich betrifft, habe ich keine Zeit, mich mit einer Schankwirtin herumzuärgern!«
*
»Eine Morddrohung?«, entfuhr es Varro, während sein Blick auf der Suche nach seinem Stock im Atrium umherirrte. »Ist das alles?«
Die Fremde, Antigonos zufolge Pächterin eines seiner Häuser, lieà sich jedoch nicht beirren. »Einstweilen schon«, tat sie halb missbilligend, halb spöttisch kund. »Es sei denn, der Kerl macht Ernst. Dann musst du sehen, wie du zu deiner Pacht kommst, Herr!«
Drauf und dran, der Fremden eine Lektion in Sachen Ehrerbietung zu erweisen, schnappte Varro nach Luft. Dass es dabei blieb, versetzte ihn in Erstaunen, umso mehr, da er jeden, der so dreist gewesen wäre, in hohem Bogen vor die Tür befördert hätte. »Was ich damit sagen will, ist: Morddrohungen sind hierzulande keine Seltenheit«, gab der Advocatus zurück und unterlieà es, nach dem Gehstock zu greifen, welchen er erspäht hatte. »Oder denkst du, Treveris besteht nur aus Ehrenmännern?«
»Damit wir uns nicht falsch verstehen, Advocatus«, hielt die Ãgypterin dagegen, welche die Frage scheinbar ignoriert, sich dem Rand des Impluviums genähert und ungefragt des dort liegenden Gehstocks bemächtigt hatte, »der Mann hat gedroht, mich umzubringen, sollte ich ein Wort von dem, was sich zugetragen hat, weitererzählen. Hier â Euer Stock!«
»Das ist ja wohl die â¦Â«, polterte Varro und machte sich Vorwürfe, dass er die Fremde, die ihn wie einen Greis behandelte, gewähren lieÃ. Um im Anschluss, als Krönung des Ganzen, hinzuzufügen: »Nun gut, dann eben noch mal von vorn. Du behauptest â¦Â«
»Mit Verlaub, Patronus â ich behaupte es nicht nur, ich weià es.«
»Na schön, damit du zufrieden bist!«, fuhr Varro dazwischen, der das Gefühl nicht loswurde, sich lächerlich zu machen, »du gibst zu Protokoll, dass ⦠wie lautet doch gleich dein Name?«
»Aspasia. Witwe von Celsus, Legionär im
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