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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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geräuschvoll aus. »Auf die Gefahr, dass du mich für überspannt hältst – ich bekam es mit der Angst.«
    Â»Davon bin ich überzeugt.«
    Â»Du glaubst mir nicht, oder?«
    Â»Was ich glaube oder nicht, tut nichts zur Sache«, beschied Varro seine Gesprächspartnerin und warf einen neuerlichen Blick auf die Uhr. »Und dann – was ist im Anschluss an das Handgemenge passiert?«
    Â»Lupicinus hat sich getrollt.«
    Â»Und sein Widersacher?«
    Â»Der zunächst auch.«
    Â»Ausführlicher, wenn ich  …«
    Â»Um deine kostbare Zeit nicht über Gebühr zu beanspruchen, Patronus: Er hat mir aufgelauert und gedroht.«
    Â»Tatsächlich?«
    Â»Er werde meine Taverne in Schutt und Asche legen lassen, hat er gesagt, falls ich oder meine Tochter, die ebenfalls Zeugin der Auseinandersetzung war, auch nur ein Wort über den Streit mit Lupicinus verlauten lassen würden.«
    Â»Hm.« Nachdenklich geworden, rieb Varro sein lädiertes Bein und bemühte sich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Aus dem Vormittag, wie er ihn sich erträumt hatte, würde nichts mehr werden. Damit musste er sich notgedrungen abfinden. »Sonst noch jemand, der als Zeuge fungieren könnte?«
    Â»Zwei Gäste, die mithalfen, die beiden im Zaum zu halten – nicht mehr ganz nüchtern, fürchte ich.«
    Â»Bleiben nur du und deine Tochter«, murmelte Varro, in sich gekehrt und die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Und du meinst wirklich, der Kerl macht ernst?«
    Â»So wahr ich hier stehe, Herr – er hat gedroht, mich umzubringen. Mich und Penelope.«
    Â»Wenn er sich da mal nicht verrechnet hat.«
    Â»Heißt das, du wirst mir helfen?«
    Auge in Auge mit der Schankwirtin, deren Blick er nur mit Mühe standhalten konnte, rang sich Varro zu einem Nicken durch. »Syphax, mein Leibsklave, wird ein Auge auf dich haben«, versprach er nach kurzem Nachdenken. »Ich hoffe, das wird fürs Erste genügen.«
    Â»Und Niger? Was geschieht mit ihm? Findest du nicht, man sollte ihn …«
    Â»Warnen, meinst du? Und wovor?« Varro schüttelte den Kopf. »Was glaubst du, wie viele Treverer eine Rechnung mit Gladiatoren zu begleichen haben! Zuschauer, deren Erwartungen nicht erfüllt, Frauen, die von ihnen sitzen gelassen, Ehemänner, denen Hörner aufgesetzt wurden. Ziemlich lange Liste, was? Nein, Aspasia, was den Retiarius angeht, wüsste ich nicht, auf welche Weise ich tätig werden sollte.« Der Advocatus wandte sich achselzuckend ab. »Ich fürchte, dieser Niger wird sich selbst helfen müssen.«
    Â»Und … und was, wenn Lupicinus seine Drohung wahr macht?«
    Â»Dann, Tochter der Venus«, sprach Varro und bedeutete der Schankwirtin, ihn zum Ausgang zu begleiten, »dann habe ich ein Problem!«

V
    Kaiserthermen, kurz nach Beginn der fünften Stunde
    [09:30 h]
    Â»Mensch, Kerl, pass doch auf – wohl keine Augen im Kopf, was?« Quintus, Hitzkopf und notorischer Choleriker, reckte den Mittelfinger und ließ seinem Jähzorn freien Lauf. Der Wasserträger, Zielscheibe seiner Pöbeleien, reagierte jedoch nicht darauf. Der Rempler im Vorbeigehen war keine Absicht gewesen, und wer ihn kannte, wusste, wie man Quintus zu nehmen hatte. Das Beste war, den Trunkenbold links liegen zu lassen, an guten Tagen und, mehr noch, an schlechten wie heute. »Sei froh, dass ich so viel zu tun habe, sonst würde ich dir jetzt die Fresse polieren!«
    An Arbeit herrschte auf der Baustelle, wo außer Quintus Hunderte von Maurern, Fuhrleuten, Schreinern, Werkzeugmachern und jede Menge Handlanger beschäftigt waren, wahrlich kein Mangel. Dort, wo einstweilen noch Gerüste emporragten, würde dereinst eine Thermenanlage entstehen, so groß und prunkvoll, dass sie den Vergleich mit Rom nicht zu scheuen brauchte. Was ein Trajan, Caracalla oder Diokletian zuwege gebracht hatte, das war für Konstantin, Imperator und Augustus, anscheinend Verpflichtung. Schließlich war Treveris seine Residenz, nichts wichtiger, als sich durch Bauwerke, welche nördlich der Alpen ihresgleichen suchten, ein Denkmal zu setzen.
    Hierin waren sich alle, selbst Quintus, einig. Thermen waren eine Zierde für jede Stadt – und die Gewähr, dass diejenigen, welche hier schufteten, nicht zu darben brauchten. Bauvorhaben wie diese bedeuteten Arbeit, davon konnte

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