Die Stunde der Gladiatoren
Dienste Roms.«
»Legionär.« Wider Willen berührt, horchte Varro auf, hielt es jedoch für unschicklich, weiter nachzuhaken. »Legionär, so, so.«
»In der Armee Diokletians!«, fügte die Schankwirtin, nicht annährend so zurückhaltend wie er, mit Nachdruck hinzu. »Eben jenes Kaisers, welchem es gefiel, sich vor nunmehr 17 Jahren meiner Heimatstadt zu bemächtigen.«
»Weiblich und Ãgypterin â womit hab ich das verdient!«
»Was hast du gesagt, Herr?«
»Nichts, nichts!«, beteuerte Varro und hob abwehrend die Hände. »Nur ein kleiner Scherz am Rande.«
»Mit Verlaub, Herr â mir ist nicht nach Scherzen zumute.«
»Mir auch nicht!«, versicherte Varro, darauf aus, das Gespräch wieder auf seinen Gegenstand zu lenken. »Wie gesagt: Du gibst kund, es sei am gestrigen Abend in deiner Taverne zu einem Zwischenfall gekommen.«
»Gelinde ausgedrückt.«
»Ich fasse also zusammen: Circa eineinhalb Stunden nach Sonnenuntergang geraten zwei deiner Gäste derart heftig miteinander in Streit, dass einer der beiden, der Geldwechsler Lupicinus, nur mit Mühe davon abgehalten werden kann, seinem Kontrahenten körperlichen Schaden zuzufü ⦠was ist â stimmt etwas nicht?«
»Auf die Gefahr, deinen Zorn zu erregen, Herr â mir scheint, du stellst die Dinge viel zu nüchtern dar.«
»Merkwürdig â aber das Gleiche habe ich vorhin schon einmal gehört.«
»Und wenn wir gerade dabei sind: Ich finde, du solltest einen Arzt aufsuchen. Dein Bein bedarf dringend der Pflege.«
»Stell dir vor: Auch das habe ich heute schon gehört!«, blaffte Varro, nur um aufs Neue einen versöhnlicheren Tonfall anzuschlagen. »Frage: Worum genau ist es eigentlich gegangen?«
»Ehrlich gesagt â das weià ich selbst nicht so genau.«
»Etwa um eine Frau?«, ergänzte Varro spitz, im Bewusstsein, welch ansehnliches Exemplar der Spezies Weib ihm da ins Haus geschneit war. »Würde mich nicht wundern.«
Aspasia lieà sich jedoch nicht aus der Reserve locken. »Nach allem, was ich aufgeschnappt habe, ging es um die Spiele.«
»Moment mal: Willst du damit sagen, die beiden hatten nichts Besseres zu tun, als sich wegen ein paar Gladiatoren in die Haare zu â¦Â«
»Mit âºin die Haare kriegenâ¹ hatte das nichts zu tun!«, versicherte Aspasia und strich ihre dunklen Locken aus dem Gesicht. »Das war bitterer Ernst, eine Sache auf Leben und Tod. So wütend habe ich Lupicinus noch nie gesehen.«
»Stammkunde?«
Aspasia nickte. »Und ein höchst spendabler dazu. Inhaber einer Wechselstube auf dem Forum. Geld wie Heu. Geht, wie man hört, über Leichen. Die Hinterlist in Person, gewieft wie ein Levantiner und mit allen Wassern gewaschen.«
»Hört sich nicht gerade schmeichelhaft an.«
»Ist aber, fürchte ich, die Wahrheit.« Aspasia atmete tief durch. »Ein Mann, um den man einen Bogen machen sollte. Es sei denn, man besitzt eine Schenke.«
»Was der Zecher, mit dem er aneinandergeriet, offenbar nicht beherzigt hat. Ach, übrigens: Wie hieà der Zweite im Bunde doch gleich?«
»Tut mir leid, das weià ich nicht.«
»Bis dato unbekannt?«
Die Alexandrinerin nickte. »Bevor ichâs vergesse: Der Streit hat sich offenbar um Niger gedreht.«
Varro runzelte fragend die Stirn.
»Ein Retiarius«, fügte Aspasia erklärend an. »Abgott unter Triers Gladiatoren. Sieger über Pugnax den Thraker, seines Zeichens Secutor.«
»Lass mich raten: Er hat ihn getötet.«
»Du bist kein Freund von Gladiatorenkämpfen, stimmtâs?«
»Nicht unbedingt â aber lassen wir das.« Mit Blick auf die Wasseruhr, wo der Pegel die mit einer Vier versehene Markierung überschritten hatte, stieà Varro einen kaum hörbaren StoÃseufzer aus. »Lupicinus, sagst du, hatte also eine Mordswut im Bauch.«
»Mit Betonung auf âºMordâ¹.«
»Präziser, wenn ich bitten darf!«
»Er hat gedroht, Niger umzubringen, sobald er ihm über den Weg laufen würde.«
»Und wie, bitte schön, soll das gehen? Ich meine, ein Gladiator wäre sein Geld nicht wert, wenn er sich von einem Geldwechsler â¦Â«
»⦠ins Elysium befördern lieÃe? Stimmt. Dennoch waren genau das seine Worte.« Aspasia atmete
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