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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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manch reicher Klient buhlte, sondern auch für den Autor, der liebend gern an seinem Werk weitergearbeitet hätte. »Ich weiß noch etwas Besseres«, murmelte der Advokat, in Gedanken beim Gespräch mit der Schankwirtin, die einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen hatte. »Wärst du bereit, mir einen Gefallen zu tun?«
    Â»Jeden, Herr, das weißt du doch.«
    Das klang ehrlich, und Varro fühlte sich geschmeichelt. »Dann sei so gut und erkundige dich über einen Gladiator, der gerade bei den Spielen antritt.«
    Â»Sein Name?«
    Â»Niger.«
    Â»Der Retiarius?«
    Â»Ich sehe, du kennst dich aus. Sobald du dich schlaugemacht hast, meldest du dich wieder, klar?«
    Â»Geht in Ordnung, Herr. Auf mich kannst du dich verlassen.«
    Â»Sonst noch was?«
    Â»Wenn du so fragst – ja.«
    Â»Und das wäre?«
    Teiresias lächelte verschmitzt. »Wie wär’s mit einem weiteren Solidus, Herr«, fragte er, klug genug, sich einige Schritte zu entfernen. »Du weißt doch: Auf einem Bein kann man nicht stehen!«

VII
    Kaiserpalast, zur gleichen Zeit
    [10:00 h]
    Es geht doch nichts über ein Bad!, dachte sie, während sie ihr durchsichtiges Gewand abstreifte und sich in das wohltemperierte Marmorbecken gleiten ließ. Danach fühlte sie sich wie neugeboren, voller Zuversicht, ihre Pläne in die Tat umsetzen zu können. Sie genoss es, einfach so dazuliegen, die Arme auf dem Rand und den Duft in der Nase, welcher aus dem Becken in die Höhe stieg. Schon Kleopatra, so die Legende, hatte in Eselsmilch gebadet, und was für die ägyptische Königin und Gemahlin von Julius Cäsar recht war, das war für sie, deren Schönheit allenthalben gerühmt wurde, nur billig.
    Â»Du wolltest mich sprechen, Herrin?«, ließ sich die Stimme hinter dem Seidenvorhang vernehmen, welcher das Becken vor den Blicken der Dienerschaft verbarg. Im Hintergrund, begleitet von Sistrum und Flöte, war der einschmeichelnde Klang einer Harfe zu hören. »Berenike sagt, es sei dringend.«
    Â»Das ist es in der Tat«, sprach sie, wie immer, wenn sie badete, eher gnädig gestimmt. »Hatten wir nicht vereinbart, du würdest mir Bescheid sagen – umgehend?«
    Die Stimme hinter dem Vorhang bejahte. »Was dein Ansinnen betrifft, lief alles nach Wunsch«, beeilte sie sich hinzuzufügen, derjenigen einer Frau täuschend ähnlich. »Die Schmach, welche dir angetan wurde, ist getilgt.«
    Â»Das hoffe ich!«, versetzte sie, legte den Kopf in den Nacken und ließ den Körper, auf den sie so stolz war, auf der Wasseroberfläche treiben. » Für dich .«
    Mehr als der Wink mit dem Zaunpfahl und das leichte Anheben ihrer Stimme waren nicht nötig, um den Domestiken jenseits des Vorhangs das Fürchten zu lehren. Sie war es gewohnt, dass man sich ihren Wünschen fügte, je früher, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Betreffende nicht in Ungnade fiel. Lief dagegen etwas nicht nach Plan, konnte er von Glück sagen, wenn er nicht ausgepeitscht und den Löwen im Amphitheater zum Fraß vorgeworfen wurde.
    Â»Was auch geschieht, Herrin, du kannst dich auf mich verlassen.«
    Â»Auch das will ich hoffen!«, gurrte sie, wovon sich niemand, der sie kannte, täuschen ließ. Hinter der Nymphe, welche die Männer um den Verstand brachte, steckte eine Frau, die keinerlei Skrupel besaß. Die, falls nötig, ihre Kontrahenten aus dem Weg räumen würde. Am Hof des Kaisers, wo es von Spitzeln, Verrätern und Verleumdern nur so wimmelte, war dies oberstes Gebot. Um zu überleben, musste man sich der Täuschung bedienen, nach Bedarf drohen, nachgeben oder, wie gerade jetzt, einen süßlichen Ton anschlagen. Vertrauen war hier fehl am Platz, und wer das Herz nicht auf der Zunge trug, besaß die Hoffnung, die Schlangengrube zu überleben. »Sonst, mein Lieber, bist du die längste Zeit in meinen Diensten gewesen.«
    Ah, dieser Duft, verströmt durch das Räucherwerk, welches ringsum entzündet worden war. Berenike, ihre Leibsklavin aus Nubien, hatte wieder einmal ganze Arbeit geleistet, Duftkerzen mit dem Aroma von Moschus und Sandelholz entzündet und um das Becken, auf dessen Oberfläche unzählige Rosenblätter trieben, einen Kreis aus Öllampen gebildet. Dies alles, verbunden mit dem Wohlgefühl, welches ihren Körper durchströmte, sorgte

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