Die Stunde der Gladiatoren
Belenus und wie sie alle heiÃen, vorbei.« Probus hob mahnend den Zeigefinger. »Darauf, Herr Anwalt, kannst du Gift nehmen.«
»Der Kaiser wird schon wissen, was er tut.«
»Du wiederholst dich, Gaius.« Auge in Auge mit seinem Freund schnappte der Medicus nach Luft. »WeiÃt du, was ich glaube, Gaius? Der Imperator hat sich längst von ihnen einwickeln lassen.«
»Der Kaiser, ein Christ? Kann es sein, dass du zu tief ins Glas geschaut hast?«
»Abwarten, Herr Stadtrat â und Rotwein trinken.« Wie nicht anders zu erwarten, lieà Probus seiner Ankündigung Taten folgen. »Aber nimm ihn ruhig weiter in Schutz, Gaius. Ich kann dich nicht daran hindern. Eines aber glaube mir: Was den Kaiser angeht, liegst du falsch. Dieser Emporkömmling führt nichts Gutes im â¦Â«
»Staatsfeindliche Hetze und Verunglimpfung des Kaisers â wenn du so weitermachst, Probus, landest du im Kerker«, ertönte plötzlich eine dritte Stimme.
»⦠Schilde.«
»Impudicus. Auch das noch.« Eine Erwiderung auf den Lippen, brach Varro ab, stieà einen StoÃseufzer aus und nahm wieder Platz. »Heute bleibt mir nichts erspart.« Dann musterte er den Magistrat, mit dem er wiederholt aneinandergeraten war. »Und aus welchem Grund, Stadtpräfekt?«
Flavius Sabinus, bei Hoch und Niedrig als âºDer Lüstlingâ¹ bekannt und verhasst wie kaum ein Zweiter, watschelte hoch erhobenen Hauptes auf seinen Ratskollegen zu, rümpfte die Nase und erachtete es offenbar für überflüssig, Varro zu begrüÃen. »Weil es mir so gefällt, Gaius â weshalb denn sonst?«
»Dekurio, wenn ich bitten darf. Sonst heiÃt es noch, dass wir befreundet sind.«
Fast ebenso groà wie Varro, doch mehr als doppelt so schwer, stieà der Präfekt ein affektiertes Lachen aus und bedeutete seinem Leibsklaven, ihm Luft zuzufächeln. »WeiÃt du, was ich an dir so schätze, Gaius ?«, höhnte er, die Mundwinkel, in welche seine wulstigen Lippen mündeten, mit Speichel verklebt. »Nein? Deine Offenheit. Guck nicht so, das ist die Wahrheit!«
»Die Wahrheit, Herr Kollege , ist eine alte Dirne, die sich dem Meistbietenden an den Hals zu werfen pflegt.« Varro setzte ein treuherziges Lächeln auf. »Gerade du müsstest das doch am besten wissen.«
»So, müsste ich das.« Feist, faul, aufgeschwemmt und reizbar wie ein Eber, lief Varros Widersacher, dessen Kahlkopf nahtlos in den Rumpf überzugehen schien, vor Ãrger rot an. »Nebenbei bemerkt, stimmt es eigentlich, dass du wieder zu haben bist?«
»Falls das eine Provokation sein soll, vergiss es, Präfekt.«
»Hochnäsig, eingebildet und ungehobelt. Du änderst dich wohl nie, was, Gaius?«
»Vorschlag, Herr Kollege â wie wärâs, wenn wir dies unwürdige Spektakel beenden? Sonst â¦Â«
»Sonst was?«, bellte Impudicus und reckte das vorspringende Kinn. »Denkst du vielleicht, ich habe Angst vor dir?«
»Ich denke überhaupt nichts, Sabinus.« Varro lächelte verschmitzt. »Dürfte ich dich trotzdem um einen Gefallen bitten?«
Nichts Böses ahnend, lächelte der Präfekt zurück. »Nur zu, Gaius â du weiÃt doch, dass ich dir nichts abschlagen kann.«
»Geh mir aus der Sonne.«
»Wenn du denkst, ich lasse mich vorführen, dann â¦Â« Weiter kam Impudicus, Stadtpräfekt von Treveris, nicht. Schuld daran war Naso, Befehlshaber der Stadtwache, der wie von Furien gehetzt auf ihn zustürmte. »Was gibt es, Bursche?«, blaffte der Fleischberg, in Gedanken bei seinem Intimfeind, der ihn amüsiert musterte. »Nicht einmal hier hat man seine Ruhe!«
»Bedaure, Präfekt, aber es ist dringend!«, keuchte der Ordnungshüter, der seinem Spitznamen alle Ehre machte. »Sonst würde ich nicht wagen, dich zu stören.«
»Das will ich hoffen, Naso.« Darauf bedacht, sich in Szene zu setzen, nahm der Stadtpräfekt seine sorgfältig einstudierte Cäsarenpose ein. »Für dich.«
»Wir haben eine Leiche gefunden, Herr!«, stieà der Haudegen hervor, was nicht nur Varro, sondern auch die übrigen Anwesenden hellhörig werden lieÃ.
»Ein Toter? Ist das dein Ernst?« Impudicus, an dem ein Schauspieler verloren gegangen war, blähte sich ungehalten auf. »Und deswegen wagst du es, mich zu
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