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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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kräftemäßig unterlegen ist, mit Sicherheit nicht auf dich losgegangen. Wären Aspasia und die beiden Zecher nicht gewesen, die dem Handgemenge ein Ende machten, hätte es vermutlich eine wüste Schlägerei gegeben.« Der Anwalt sah dem Lanista in die Augen. »Oder noch einen Toten.«
    Â»Deine Fantasie in Ehren – aber das mit der Beschatterei geht wirklich zu weit.« Um seine Unsicherheit zu überspielen, hantierte der Lanista an seiner Augenklappe herum. Dann fletschte er die Zähne und knurrte: »Soll ich dir was sagen, Dekurio? Ich staune immer wieder, wozu Anwälte fähig sind. Mir scheint, einer wie du geht über Leichen.«
    Â»Ãœber Leichen – was du nicht sagst.« Ohne viel Federlesens griff Varro nach der Wachstafel, die vor dem Lanista auf dem Marmortisch lag, klappte sie auf und überflog seine Notizen. »Soundso viele Fässer Wein, soundso viele Säcke Weizen, Mehl, getrocknete Erbsen und so fort – ziemlich langweilig, so eine Inventur, oder?«
    Â»Auf was willst du hinaus?«
    Â»Darauf, du Dilettant!«, fuhr Varro den Lanista an, zog einen Pergamentstreifen hervor und verglich ihn mit den Notizen auf der Tafel. »Cave curiositatem!«, deklamierte er, ohne eine Miene zu verziehen. »Reichlich plump, wenn du mich fragst.«
    Â»Na und? Das beweist noch gar nichts.«
    Â»Mag sein. Aber es beweist, dass du alles darangesetzt hast, um deine Machenschaften zu vertuschen. Dachtest du wirklich, ich würde mich von einem Drohbrief abschrecken lassen? Kurzum: Die Sache stinkt zum Himmel, Lanista. Wenn du schlau bist, legst du ein Geständnis ab.«
    Â»Darauf kannst du lang warten, Dummschwätzer!«
    Â»Und dann auch noch vulgär werden – höchste Zeit, andere Saiten aufzuziehen.«
    Auf ein Zeichen von Varro, der Aspasia aufmunternd zugenickt hatte, setzte sich Syphax in Bewegung und ging hinter dem Stuhl des Lanista in Position.
    Â»Was weißt du über den Tod von Niger? Rede, du Hals­abschneider, sonst muss ich zu anderen Methoden greifen!« Kochend vor Wut warf Varro die Wachstafel auf den Tisch, steckte den Pergamentstreifen ein und baute sich vor dem Lanista auf. »Was verheimlichst du mir? Wozu dieser Drohbrief und der erneute Besuch bei Aspasia, die von Glück sagen konnte, dass Syphax rechtzeitig aufgetaucht ist? Wieso diese Hinhaltetaktik, mit der du dir nur schadest? Was verschweigst du mir, Maximinus, raus mit der Sprache!«
    Â»Meine Sache, verdammt noch mal!«
    Â»Deine Sache, sagst du?«, rief Varro aus und packte den Lanista am Kragen. »Hör ich recht? Du lügst, betrügst, bringst andere Leute um ihr Geld und besitzt die Stirn, deine Machenschaften als Privatangelegenheit zu bezeichnen? Du glaubst doch nicht etwa, dass du damit durchkommst, oder?«
    Â»Durchkommen?«, keuchte Maximinus, während ihm der Schweiß aus sämtlichen Poren quoll. »Keine Ahnung, was du damit …«
    Â»Jetzt tu doch nicht so!«, knirschte Varro, der seine Wut kaum noch zügeln konnte. »Oder denkst du, ich bin so dumm, dass ich eins und eins nicht zusammenzählen kann? Du und Lupicinus habt euch dumm und dämlich verdient, und wäre Niger nicht gewesen, hättet ihr das Geschäft eures Lebens machen können.«
    Â»Wenn hier einer abkassiert hat, dann Lupicinus!«
    Â»50 Prozent vom Gewinn, ein Viertel für dich, der Rest für deinen armenischen Freund. Nicht schlecht, oder? Egal, wie der Kampf ausgeht, ihr beide profitiert davon.«
    Â»Profitieren?«, keuchte der Lanista und versuchte, sich dem Griff des Anwalts zu entwinden. »Bei einer Quote von 17 zu eins? Du weißt nicht, wovon du redest, Dekurio!«
    Â»Und ob ich das weiß!«, konterte Varro, bei Weitem nicht so siegesgewiss, wie er sich anhörte. Das Folgende war nichts als Spekulation, wobei er hoffte, dass seine List von Erfolg gekrönt sein würde. »Oder denkst du, ich gebe mich der Illusion hin, dass es bei den Spielen mit rechten Dingen zugeht? Wer das glaubt, Maximinus, ist selbst schuld. Angenommen – aber wirklich nur angenommen! – ein Lanista käme auf die Idee, einen Kampf zu manipulieren.«
    Â»Manipulation, so, so. Und wie, bitte schön, soll das gehen?«
    Â»Indem du ihm drohst, wie denn sonst.« Sichtlich angewidert, ließ Varro von dem Lanista ab. »Indem du ihn bei seiner Ehre packst, ihn darauf

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