Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
schon? Gibt es denn sonst nichts, eine andere Methode …«
»Mal sehen. Ich werde eine zweite Meinung einholen. Aber mal ehrlich: Der Knoten war da, der Fleck auf dem Mammogramm war da, nur ein Idiot würde behaupten, dass alles in Ordnung ist.«
Sie blickte nach oben zur Decke. Ihre Augen glänzten. »Weißt du, was eigenartig ist? Im Moment denke ich gar nicht an mich. Ich denke an euch, meine geliebten Mädchen. Meine Tante Patty ist daran gestorben, und jetzt habe ich es. Es liegt also offensichtlich bei uns in der Familie, und sollten du und Cheryl es je bekommen, werde ich so … so … aus der Fassung sein.« Als fiele ihr kein stärkeres Gefühl ein.
»Mom.« Ich hielt ihre Hand in der meinen und drückte
zu, bis sie mich ansah. »Mach dir um mich keine Sorgen. Ich werde es nicht bekommen, denn ich bin ein Werwolf, und Werwölfe erkranken nicht. Sie kriegen keinen Krebs.«
Ich erstarrte, denn ein schrecklicher, heimtückischer Wurm von einem Gedanken regte sich hinten in meinem Gehirn. Eine gemeine, hoffnungsvolle Eingebung.
Meine Gedanken überschlugen sich derart panisch, dass ich nicht sprechen konnte. Mom schien nichts zu bemerken. Sie berührte mich an der Wange und legte mir die Hand auf die Schulter.
»Weißt du, dass ich es dir überhaupt nicht ansehen kann? Meistens glaube ich es immer noch nicht. Du bist kein Monster, da kann das TIME Magazine behaupten, was es will.« In ihren Augen war ein belustigtes Glitzern angesichts des Scherzes.
Ich erwiderte ihr Lächeln. Dann zwang ich meine Gliedmaßen, sich zu entspannen. Ich benahm mich normal. So normal, wie ich nur konnte.
Ich sagte nicht: Ich könnte dich beißen, Mom. Ich könnte dich heilen.
Sieben
Eine Uhr tickte direkt in meinem Rücken. Das Geräusch des sich nähernden Schicksals war ständig hinter mir, wie Captain Hooks Krokodil. Ich schaffte es nie, mich schnell genug umzudrehen und es tatsächlich zu sehen. Doch es war immer da, und ich wusste, dass der Wecker bald klingeln würde. Das wäre mein Ruin. Moms Operation, Ricks Krieg, meine Karriere, mein eigener rebellischer Körper - irgendetwas würde bald zu klingeln anfangen. Dann würde es in die Luft fliegen, wie eine Zeitbombe.
Erschöpft wartete ich auf die Explosion.
»Dann sag ich also zu ihm, schau mal, es ist mir egal, ob heute Vollmond ist oder nicht, ich will mir das Coldplay-Konzert ansehen, und du wirst mich begleiten. Du wirst dich eben in einer anderen Nacht in einen Wolf verwandeln müssen. Und weißt du, was er geantwortet hat? Er hat gesagt …«
Diese Anruferin war der Grund, weshalb ich Leute nicht persönlich beriet. Hätte sie hier vor mir gesessen, hätte ich sie erwürgt. »Lass mich raten. Er hat gesagt: ›Baby, mir bleibt keine andere Wahl.‹«
»Hm, ja, schon. Abgesehen von dem Baby.«
»Ich stelle dir mal eine Frage, Mia. Was hast du in letzter Zeit für ihn getan?«
Die Pause dauerte einen Herzschlag. Dann: »Was meinst du damit?«
»Ich meine, hast du je etwas Nettes für deinen Freund getan?«
Mia gab ein unschönes Schnauben von sich. »Warum sollte ich? Er kann von Glück sagen, dass er mich hat.«
»Ach, Süße, Mädchen wie dich habe ich früher in der Grundschule verprügelt. Sieh mal, wie jede Frau kann ich es gut verstehen, wenn man sich über seinen unaufmerksamen Freund aufregt, aber als er gesagt hat, dass ihm keine andere Wahl bleibt, als sich in einen Wolf zu verwandeln - hat er es ernst gemeint. Eigentlich sollte seine Freundin ihn unterstützen, oder etwa nicht? Denn weißt du, Beziehungskisten funktionieren in beide Richtungen, Geben und Nehmen und so weiter. Und was machst du? Bittest ihn um die eine Sache, die er nicht tun kann. Geht es noch unsensibler? Warte, sag nichts. Natürlich kriegst du das hin. Aber meiner Meinung nach ist er der Verrückte, weil er sich den Mist von dir bieten lässt.«
»So kannst du nicht mit mir …«
»Hör mal. Wenn du so viele Probleme mit deinem Freund hast, rate ich dir Folgendes: Trenn dich von ihm. Damit würdest du ihm einen Gefallen tun.«
»Aber ich gehe gern mit einem Werwolf. Es ist cool !«
»Beides kannst du nicht haben.« Ich schmiss sie aus der Leitung, denn dieses Gespräch führte einfach zu nichts. »Wenn du so auf Fell stehst, dann kauf dir einen Pudel. Bloß, dass ich dich noch nicht einmal einem Pudel an den Hals wünsche. Verdammt, bin ich heute aber
schlecht gelaunt. Mal sehen, was sonst noch kommt. Stan, du bist auf Sendung.«
»Hi Kitty. Danke, dass du meinen
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