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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Vergesst alle romantischen Vorstellungen, die ihr von Vampiren und Werwölfen habt. Es sind Krankheiten. Es ist nicht leicht, damit zu leben. Das Leben ändert sich. Und es gibt kein Zurück mehr, falls man seine Meinung ändern sollte. Hier spricht Kitty Norville, Stimme der Nacht.«
    Abspann.
    »Alles klar bei dir?«, fragte Matt.
    »Sehe ich so mies aus?«
    »Du hast schon besser ausgesehen.«
    »Mir ging es auch schon besser.« Ich brachte ein Lächeln zustande. Es war eine dieser Zeiten, einer dieser Momente, in denen alles auf mich einzustürzen schien, und mir blieb keine andere Wahl, als mir mit den Klauen einen Weg nach oben und über die Hindernisse hinweg zu erkämpfen. Einfach nur durchkommen. Ich war gern Mensch. Jene besonderen Mühen ertrug ich gern im Gegenzug für die Vorzüge, die das menschliche Dasein mit sich brachte. Wie Schokolade und Kabelfernsehen. Und meine eigene Radiosendung.
    Wir machten Schluss. Ich wollte unbedingt nach Hause. Nachdem ich meine Sachen zusammengepackt hatte, ging ich in die Lobby des Senders und dann nach draußen. Seit dem Abend, als ich Charlie und Violet begegnet war, verharrte ich immer im Türrahmen und ließ den Geruch des Parkplatzes und der Straße auf mich einwirken. Wenn etwas darauf wartete, sich auf mich zu stürzen, würde ich es bemerken. Dann konnte ich in das Gebäude
zurückkehren und Hilfe rufen. Rick hatte erreicht, was er wollte: Er hatte mir Angst eingejagt. Hatte dafür gesorgt, dass ich auf der Hut war. Doch ich fragte mich, wie lange ich noch auf Zehenspitzen um mein eigenes Leben herumschleichen musste.
    Doch an diesem Abend zögerte ich im Türrahmen und wusste, dass da draußen etwas wartete. Ich erhaschte einen Hauch Lykanthrop, einen Moschusgeruch, obwohl es eigentlich nur nach Menschen, Autos und Beton hätte riechen sollen.
    Ich hätte in Panik geraten sollen, tat es jedoch nicht. Obwohl ich eigentlich damit rechnete, Carl oder Meg zu wittern, war dem nicht so. Ich roch einen Hauch von Carl - es war also jemand aus seinem Rudel, aber jemand, den ich nicht kannte. Carl schickte mir demnach vielleicht einen seiner Schläger auf den Hals. Doch ich konnte keine Aggressivität riechen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass jemand Jagd auf mich machte. Leise bewegte ich mich die Mauer entlang auf die Ecke des Gebäudes zu, ließ mich von meiner Nase leiten. Es war definitiv jemand hier und beobachtete mich. Spionierte mich vielleicht aus.
    Als ich die Ecke fast erreicht hatte, sagte ich: »Wer ist da?«
    Ich konnte ein Rascheln hören, als zöge sich jemand schnell zurück. Rasch bog ich um die Ecke und entdeckte eine junge Frau, die sich gegen die Mauer presste. Sie war dünn, sehr jung und hatte blonde Haare. Sie trug ein schwarzes Babydolloberteil und ausgeblichene Jeans. Die Frau war höchstens neunzehn oder zwanzig Jahre alt
und sah in der umschatteten Nachtbeleuchtung außerhalb des Gebäudes ganz besonders blass aus.
    »Hi«, sagte sie und senkte den Blick; ein Zeichen, dass sie keinen Ärger wollte. Sie ließ die Schultern hängen, und vor meinem geistigen Auge sah ich einen eingezogenen Schwanz.
    Ich rührte mich nicht und nahm ihren Geruch auf: verschwitzt, ängstlich und wölfisch. Und sie gehörte zu Carl. Wenn er wusste, dass sie hier war … Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er davon wusste. Wenn er mir eine Botschaft zukommen lassen wollte, hätte er nicht sie geschickt - klein und geduckt. Ich vermied es, sie anzustarren, doch es fiel mir schwer. Mir war nicht ganz klar, was ich mit ihr anfangen sollte.
    »Was machst du hier?«, fragte ich.
    »Becky hat gesagt, ich soll mich mit dir unterhalten.«
    »Becky.« Einen Augenblick lang sagte mir der Name nichts, dann fiel mir wieder eine Becky aus Carls Rudel ein. Reserviert, eine von den Wölfinnen, die ich gemieden hatte, weil sie härter als ich waren.
    Dann fiel mir eine weitere Becky ein: die Werwölfin, die vor zwei Wochen wegen eines unterwürfigen Rudelmitglieds, das Hilfe benötigte, in der Sendung angerufen hatte. Ich hatte nicht daran gedacht, dass sie von Carls Rudel gesprochen hatte.
    Ich schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln. »Und du hast nicht wie alle anderen einfach bei mir anrufen können?« Eigentlich sollte es ein Scherz sein, doch sie blickte finster zu Boden. Außerdem schob sie sich zentimeterweise weg. Jeden Augenblick würde sie das Weite suchen.

    Wir befanden uns hier im Freien, was mir Unbehagen bereitete. Bloß, weil sie nicht Carl gewesen war, bedeutete das

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