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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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gegen die Kälte, die eher von innen kam und nicht von außen.
    Louise und ich blieben auf halbem Weg zwischen Hogan
und Auto stehen und warteten. Das zerzauste Haar ließ sie müde aussehen, älter als zu Beginn unseres Treffens. Ihr Blick schweifte nach oben und durch die Gegend, sie musterte den Himmel, den Boden, Bäume in der Ferne, die Augen wegen der Sonne zusammengekniffen. Kurzzeitig erinnerte sie mich an einen Wolf, der die Witterung aufnahm.
    Nach einer Weile fragte ich: »Haben Sie gewusst, was da drinnen passieren würde? Hat sie schon einmal zu Ihnen gesprochen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht gewusst, ob es im Beisein von Außenstehenden funktionieren würde. Die meisten Leute würden mich auslachen, wenn ich ihnen erzählte, dass Joan zu mir spricht. Oder sie würden mich bemitleiden. Jedenfalls würden sie nicht glauben, dass es tatsächlich so ist. Aber Sie glauben es. Deswegen ist sie wohl gekommen.«
    Â»Ich habe selbst schon mit den Toten gesprochen.«
    Â»Manche Menschen sind nicht bereit zu gehen, wenn der Tod sie ereilt.«
    In meinem Hals hatte sich ein Kloß gebildet. »Genau.«
    Â»Ich habe Angst – ich habe Angst, dass Miriam zurückkehren könnte. Sie ist immer wütend gewesen. Ich habe Angst, dass sie das in dieser Welt festhalten könnte.«
    In meiner verdammten Hütte würde es für immer spuken. Ich wollte auf keinen Fall dorthin zurückkehren um herauszufinden, ob Miriams Geist noch dort war oder nicht. Darum sollte sich ruhig jemand anders kümmern.
    Â»Bei ihrem Tod«, sagte ich, »war ein Mann anwesend, ein Curandero , der das Gleiche befürchtet hat. Er hat etwas
getan – ich weiß nicht genau, was. Ich glaube, es sollte sie daran hindern zurückzukehren.«
    Â»Dann ist es vielleicht in Ordnung.« Sie schenkte mir ein Lächeln, das gleichzeitig tapfer und hoffnungslos wirkte.
    Ben rief uns zum Wagen. Er benutzte die Motorhaube als Schreibunterlage und ließ sich von Louise eine einfache Version der Geschichte diktieren. Sie unterzeichnete an der Stelle, auf die Ben deutete. Es schien so ein schmales Ding zu sein, an das wir da unsere Hoffnungen hängten. Wir klammerten uns an Strohhalme. Nachdem sie unterschrieben hatte, verstaute Ben seine Aktentasche.
    Â»Können wir Sie zurück mitnehmen?«, fragte ich.
    Â»Nein danke. Ich habe es nicht sonderlich eilig zurückzukommen. Der Spaziergang wird mir guttun.«
    Der Spaziergang bestand aus etwa fünfzehn Meilen. Doch ich widersprach nicht. Ich konnte das Bedürfnis, bis zur Erschöpfung zu laufen, gut nachvollziehen.
    Sie zog etwas aus der Tasche und hielt es fest in der Faust. Ihr Gesicht blieb gesenkt. »Ich habe etwas für Sie. Die Fragen über Miriam, nach dem Ding, das sie gewesen ist, und wonach Sie suchen – es ist gefährlich. Sie sollten weggehen, Sie sollten nach Hause zurückkehren und das alles vergessen. Aber ich weiß, dass Sie das nicht tun werden, also brauchen Sie das hier.«
    Sie öffnete die Hand, und auf ihrem Handteller lagen zwei Pfeilspitzen, die an Lederschnüre gebunden waren.
    Ich griff danach. Sie waren warm, weil Louise sie so fest umschlossen gehalten hatte. Sie musste mein Zögern gespürt haben, denn sie zog an einer Lederschnur, die um
ihren eigenen Hals lag. Unter dem Kragen ihres Hemdes war ein Amulett mit einer Pfeilspitze verborgen gewesen.
    Â»Warum bin ich Ihrer Meinung nach als Einzige von meinen Geschwistern noch am Leben?«
    Da hatte sie nicht ganz Unrecht.
    Â»Danke«, sagte ich.
    Sie lächelte und wirkte ruhiger. Weniger verängstigt. Manchmal hatten Rituale nichts mit Magie zu tun. Manchmal halfen sie Leuten einfach dabei, mit bestimmten Geschehnissen fertig zu werden. Mit dem Leben. Louise entfernte sich von der Straße und hielt auf das Gelände voller Gestrüpp zu, das sich zwischen diesem Ort und der Stadt erstreckte. Sie sah sich nicht um.
    Ich gab Ben ein Amulett. Im Auto öffnete ich das Handschuhfach und zog zwei Gegenstände hervor: den Lederbeutel, den Tony mir gegeben hatte, und Alices Kristallamulett. Ich legte sie sorgfältig nebeneinander auf das Armaturenbrett über dem Lenkrad, fügte Louises Pfeilspitze zu der Sammlung hinzu und musterte das Ganze verwirrt.
    Ben sah zu, wie ich die Amulette betrachtete. »Verleiht dir das einen Superschutz? Bist du der am besten geschützte Mensch auf der

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