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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Eindringling mich herausfordern, würde ich ihm die Stirn bieten können.
    Doch ich kannte diesen Jeep und auch den Mann, der vom Fahrersitz kletterte. Über dreißig, hellbraune Haare und Schnurrbart; er trug eine Lederjacke, ein schwarzes T-Shirt und Jeans, und in einem Halfter an seinem Gürtel steckte ein Revolver. Cormac der Werwolfjäger. Derart in Panik hatte ich ihn noch nie erlebt. Selbst aus dieser Entfernung blieb mir nicht verborgen, dass er zu schnell atmete und zu sehr nach Schweiß roch.
    Cormac kam vorne um den Jeep gelaufen, wobei er sich auf der Motorhaube abstützte, und rief: »Norville!« Er ließ das Fahrzeug ein paar Schritte hinter sich und starrte mich wütend an – forderte mich heraus, wie es der Wölfin unweigerlich vorkam. Seine Stimme war rau. »Norville, komm her. Ich brauche deine Hilfe.« Er deutete auf den Jeep, als sei damit alles geklärt.
    Ich sagte nichts, denn ich war zu verblüfft. Zu misstrauisch. Er sah wie jemand aus, der sich bereit machte, schreiend auf mich zuzustürzen, mich anzugreifen. Ich wusste, dass er mich umbringen konnte, wenn er wollte. Also rührte ich mich nicht.
    Â»Norville – Kitty, Himmelherrgott, was ist bloß los mit dir?«

    Ich schüttelte den Kopf. Der Bann, in dem ich mich befand, hatte mit der Wölfin zu tun. Ich kam einfach nicht darüber hinweg, wie eigenartig die ganze Situation war. Argwöhnisch fragte ich: »Was ist mit dir los?«
    Seine Gesichtszüge waren qualvoll verzerrt. »Es geht um Ben. Er ist gebissen worden.«
    Â»Gebissen?« Das Wort traf mich wie ein Hieb in die Magengegend und jagte mir einen Schauder über den Rücken.
    Â»Werwolf.« Er spuckte das Wort aus. »Er ist infiziert worden. «

Vier
    Ich rannte auf den Jeep zu. Cormac schob mich auf die Beifahrertür zu und öffnete sie.
    Dort saß Ben, entspannt, den Kopf zur Seite gesackt – bewusstlos. Die rechte Hälfte seines Hemdes war blutverschmiert. An der Schulter war der Stoff zerrissen, und die Haut darunter war zerfleischt. Einzelne Bissspuren ließen erkennen, wo der Wolf sich an Bens Schulter festgebissen hatte, und daneben eine zweite Wunde – ein unregelmäßiges, ausgefranstes Stück war aus dem Fleisch neben seinem Bizeps herausgetrennt –, wo er Halt gefunden und gerissen hatte. Auf Bens Unterarm waren ebenfalls Bissspuren zu sehen. Sämtliche Wunden bluteten nicht mehr, das Blut war geronnen, und allmählich bildete sich dicker, schwarzer Schorf. Cormac hatte keinen Verband angelegt, und dennoch heilten die Verletzungen bereits.
    Dem wäre nicht so, wenn nicht tatsächlich ein Werwolf hinter dieser Tat steckte. Wenn sich Ben nicht tatsächlich mit Lykanthropie infiziert hätte.
    Ich bedeckte meinen Mund mit der Hand und starrte nur vor mich hin, ohne die Szene, die sich mir bot, glauben zu wollen.
    Â»Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte«, sagte Cormac. »Du musst ihm helfen.«

    Ein kitzelndes, unwirkliches, pochendes Gefühl trat anstelle der Taubheit. »Bringen wir ihn rein.«
    Ich berührte ihn am Hals – sein Puls raste, als sei er gelaufen, anstatt während einer fünfstündigen Autofahrt zusammengesackt auf dem Vordersitz zu hocken. Als Nächstes strich ich ihm über die Wange. Die Haut glühte fiebrig. Das hatte ich erwartet, denn genau das Gleiche war mir widerfahren. Er roch scharf, salzig, nach Krankheit und Angst.
    Sein Kopf bewegte sich, um die Augen bildeten sich Fältchen. Er gab ein Geräusch von sich, ein halb waches Ächzen, drehte sich meiner Hand zu und atmete tief ein. Sein Körper versteifte sich, er richtete sich jäh auf, und während er den Kopf zurückwarf, öffneten sich seine Augen.
    Â»Nein«, stieß er keuchend hervor und fing an, sich zu wehren, mich wegzustoßen, panisch um sich zu schlagen. Er war dabei, einen feinen Geruchssinn zu entwickeln. Da ich anders roch, meldete sein Instinkt »Gefahr«.
    Nachdem ich ihn an einem Arm gepackt hatte, Cormac am anderen, zogen wir ihn gemeinsam aus dem Jeep. Ich stemmte mich unter seine Schulter und versuchte, ihn zu stützen, doch er verlagerte das Gewicht und machte ruckartige Bewegungen um freizukommen. Ich nahm all meine Kräfte zusammen, hielt ihn aufrecht und schaffte es, ihn nicht loszulassen. Cormac hielt ihn fest gepackt und zerrte ihn unerbittlich auf die Hütte zu.
    Ben hatte die Augen in Panik

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