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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Hornissennest herum. Doch er konnte es nicht einordnen. Konnte seinen eigenen Hunger nicht von der falschen Note unterscheiden, die den Boden hier durchdrang. Seine Schultern und Arme waren angespannt, als stemme er sich gegen etwas. Sein Gesicht war zu einer Grimasse des Entsetzens verzogen, doch ich konnte nicht sagen, ob der Ausdruck dem Schauplatz vor uns galt oder seinem eigenen Innern.
    Ich trat zu ihm. Sah ihn nicht an, sondern ergriff seine Hand und lehnte mein Gesicht an seine Schulter.
    Â»Ãœbung, Ben. Geduld.«
    Er drehte sich ein wenig, rieb die Wange an meinem Kopf, und ich dachte, er werde vielleicht etwas sagen. Ich dachte, er werde darüber sprechen, bis die Sache irgendwie Sinn ergäbe. Stattdessen machte er sich jäh von mir los und ging breitbeinig zur Straße zurück.
    Tony sah ihm nach. »Wie geht es ihm wirklich?«
    Â»Ach, einfach prima«, antwortete ich leichthin. »Das ist ja das Beängstigende.«
    Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Ben wäre, wenn er wirklich mies mit der Sache umginge.
    Seite an Seite folgten Tony und ich Ben zurück zur Straße. Ich versuchte, Tony genauer einzuordnen, indem ich ihn aus dem Augenwinkel musterte. Trotz der eigenartigen
Umgebung, obwohl er den Großteil des Vormittags mit zwei Werwölfen verbracht hatte, wirkte er kein bisschen angespannt. Er hielt den Kopf hoch, die Augen offen, ließ den Blick über die Bäume schweifen, die Hügelspitzen, den Himmel, und beobachtete alles für den Fall, dass sich zufälligerweise etwas Interessantes ereignete.
    Ich machte ihn nicht nervös, und das war erfrischend.
    Â»Hat Ben Ihnen erzählt, wo er das schon einmal gesehen hat?«, fragte Tony.
    Â»Bei diesem Auftrag in New Mexico«, sagte ich. »Die Sache, bei der er und Cormac eiskalt erwischt worden sind. Sie dachten die ganze Zeit über, es seien zwei Werwölfe, doch die Hinweise ergaben keinen Sinn.«
    Â»Also ein Werwolf und noch was anderes? Das grenzt die Sache ein.«
    Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. Tony lächelte.
    Â»Noch eine Frage«, sagte er. »Cormac hat gesagt, er werde mich hier treffen. Was ist geschehen?«
    Diese Frage war schwieriger zu beantworten, weil ich selbst nicht sicher war. Die Spannungen waren greifbar gewesen. Dann war die ganze Sache irgendwie abgeglitten und hatte sich zu etwas Seltsamem entwickelt. Wenn wir einander ständig wütend anstarren oder aber einander nicht in die Augen sehen konnten, musste etwas entzweigehen.
    Ich war mir nicht bewusst gewesen, dass mein Zögern in langes Schweigen ausgeartet war, bis Tony für mich antwortete.
    Â»Ach so – Sie und Cormac, und dann Sie und Ben …«
    Â»Es hat niemals ein ich und Cormac gegeben«, sagte ich.
    Â»Oh. Okay.«
    Er klang nicht gerade überzeugt, und ich wollte nicht auf dem Punkt beharren. Die Dame, wie mich dünkt, gelobt zu viel, und so weiter und so fort.
    Noch ein Wagen parkte auf der Standspur, direkt hinter meinem. Ich erkannte ihn wieder; in letzter Zeit hatte ich ihn allzu oft zu Gesicht bekommen. Sheriff Marks’ Streifenwagen. Mit verschränkten Armen lehnte Marks an der Motorhaube seines Autos und starrte Ben an, der hinten an meinem Wagen lehnte und zurückstarrte.
    Â»Wer ist das?«, fragte Tony, während wir über den Stacheldrahtzaun stiegen. Marks drehte sich zu uns und beobachtete unser Vorankommen. Seine Miene war sogar noch verkniffener und misstrauischer als sonst.
    Â»Sheriff Avery Marks. Der örtliche wackere Kämpfer für Wahrheit, Gerechtigkeit und den amerikanischen Way of Life.«
    Â»Hm, so einer also.«
    Â»Norville!«, rief Marks. Das »Ms« ließ er unter den Tisch fallen. Da wusste ich, dass ich in Schwierigkeiten steckte. »Darf ich fragen, weshalb Sie unbefugt Len Fords Land betreten? Versuchen Sie, eine kleine Schweinerei aus der Welt zu schaffen?«
    Mir fiel keine Erwiderung ein, mit der ich mir nicht auf der Stelle eine Verhaftung eingehandelt hätte. Wäre er fünf Minuten später aufgetaucht, hätte er uns nicht gesehen, und es hätte kein Problem gegeben. Sein Timing war perfekt.
    Ein bisschen zu perfekt. »Sind Sie mir etwa gefolgt?«, fragte ich.
    Eigentlich hätte ich es nicht für möglich gehalten, doch
er legte die Stirn in noch tiefere Falten. »Ich bin berechtigt, eine Verdächtige zu observieren.«
    Ben richtete sich langsam auf und stieß sich

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