Die Stunde Der Jaeger
vom Auto ab. »Ihre Observierung grenzt haarscharf an Schikane, Sheriff.«
»Werden Sie mich verklagen?«
Ben hob lediglich eine Braue. Marks erkannte den »Wollen wir wetten«-Blick nicht, ich hingegen schon.
Oh, das hier würde noch reichlich unschön werden!
Da mischte sich Tony ein. Er schob sich mit der Schulter an mir vorbei und stellte sich vor Marks, als unterbräche er tatsächlich einen Kampf. »Hallo, Sheriff Marks? Ich heiÃe Tony Rivera. Ich fürchte, dies ist meine Schuld, denn ich habe Kitty gebeten, mich herumzuführen. Sie hat gesagt, dass hier merkwürdige Dinge vor sich gehen, und ich wollte mir die Sache mal ansehen.«
Er streckte die Hand aus, eine offensichtliche friedensstiftende Geste, doch Marks lieà sich Zeit damit, die Hand zu ergreifen. SchlieÃlich tat er es. Der Händedruck dauerte lange, einer jener machohaften »Wer zuckt zuerst zusammen« -Händedruckwettkämpfe.
Nach einer Weile lieÃen sie voneinander ab. Etwas an Tonys Gesicht war komisch, und es dauerte einen Moment, bis ich daraufgekommen war, worum es sich handelte. Er runzelte die Stirn. Den ganzen Vormittag über hatte er noch kein einziges Mal die Stirn gerunzelt.
Er sah mich an. »Er ist es. Jedenfalls einer von ihnen.«
»Einer von ihnen? Was?«, fragte ich verblüfft und beinahe zeitgleich mit Marks, der sagte: »Einer von was?«
Dann riss ich die Augen auf, als mir klar wurde, wovon
Tony sprach: von dem Grund seiner Anwesenheit, von dem Fluch, meiner Hütte â Marks steckte dahinter!
» Sie? « Ich dehnte das Wort anklagend und starrte Marks zornig an. Eigentlich schien er mir nicht der Typ Mensch zu sein, der gehäutete Hunde an Bäumen aufhängte. Ich hätte eher erwartet, dass er mich einfach abknallte. Niemals hätte ich vermutet, dass er auch nur das Geringste über Magie wusste, selbst wenn die Sache letztlich nicht funktioniert hatte. Er war einfach so ein ⦠Holzkopf.
»Wovon zum Teufel sprechen Sie eigentlich?«
Tony sagte: »Hat Ihnen schon mal jemand erzählt, dass Sie, wenn Sie mit Flüchen hantieren, es besser richtig machen sollten, weil der Fluch sich ansonsten gegen Sie selbst richtet?«
Falls Tony falsch lag und Marks nichts damit zu tun hatte, hätte ich erwartet, dass er es abstritt. Ich hätte mehr Imponiergehabe des Sheriffs erwartet, vielleicht sogar Drohungen. Stattdessen wich einen Augenblick sämtlicher Zorn von ihm, und sein Gesicht war auf einmal schlaff und ungläubig.
Sein Leugnen war zu kraftlos und kam zu spät. »Ich weià nicht, wovon Sie sprechen«, sagte er leise.
Tony achtete nicht auf ihn, sondern blickte zwischen Ben und mir hin und her. »Wisst ihr noch, wie ich sagte, dass Geister Fingerabdrücke haben? Die Seele jedes Menschen hat ihren ganz eigenen Geschmack. Sie folgt einem, berührt alles, was man anfasst. Das Gepräge dieses Kerls ist überall bei euch zu Hause.«
»Ich habe ihn zweimal rausgerufen, damit er sich die Sache ansieht. Das könnte der Grund sein«, sagte ich.
»Nein. Dafür ist es zu stark«, sagte Tony. »Das hier ist voller Groll.«
Marks schien aus einer Trance zu erwachen. Seine Verteidigungsmechanismen wurden hochgefahren, und die vor Wut gerunzelte Stirn kehrte zurück. »Sie beschuldigen mich, die toten Kaninchen auf Ihre Veranda gelegt zu haben und all den anderen Müll? Was für eine gequirlte Kacke! Ich glaube nicht an diesen ganzen Hokuspokus.«
Ich sagte: »Aber Sie glauben, dass ich ein Werwolf bin â ein Monster, das dazu fähig wäre, eine Viehherde niederzumetzeln. Beides können Sie nicht haben, Sheriff. An das eine glauben und an das andere nicht.« Das hatte ich selbst recht schnell gelernt.
»Okay, ich werde nicht behaupten, dass ich nicht daran glaube. Bei Ihnen da drauÃen hat jemand etwas gemacht, das möchte ich nicht bestreiten. Aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie man jemanden verflucht .«
»Vielleicht haben Sie bloà Anweisungen befolgt«, sagte Tony.
Da war wieder dieser leere Gesichtsausdruck, während Marks an seiner Verteidigung arbeitete. »Das ergibt überhaupt keinen Sinn.«
Ich sagte: »Sheriff, Sie mögen mich nicht. Daraus haben Sie keinen Hehl gemacht. Sie mögen nicht, was ich bin, Sie mögen es nicht, dass ich mich in Ihrer Stadt aufhalte. Vielleicht sind Sie da nicht der Einzige. Und vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher