Die Stunde Der Jaeger
Blick schlaff, er lieà den Kopf und die Schultern hängen, und ich musste das Verlangen unterdrücken, zwischen die beiden zu springen, um ihn zu beschützen.
Tony sagte: »Wann ist denn das passiert?«
Das. Die Lykanthropie. Tony sah es einem einfach an.
»Vor etwa zwei Wochen. Ich war mit Cormac wegen einem seiner Aufträge unterwegs.«
»Das tut mir leid. Das ist hart.« Er deutete auf mich. »Also Sie â Sie sind nicht diejenige, die ihn zum Werwolf gemacht hat, oder?«
»Glauben Sie, Cormac hätte mich am Leben gelassen, wenn ich das getan hätte?«
Betretenes Schweigen machte sich breit. Tony nahm die Tasse, die ich ihm anbot, trank jedoch nicht.
Er war nicht wegen Werwölfen hier oder wegen Ben. Cormac hatte ihn wegen des Fluches hergerufen.
»Cormac hat geglaubt, dass Sie vielleicht eine Ahnung haben, was hier vor sich geht. Er hat es für eine Art Fluch gehalten.«
»Ja, er hat mir ein bisschen davon erzählt. Haben Sie noch was von dem Zeug? Die Kruzifixe oder die Tiere?«
Ich schüttelte den Kopf und versuchte kein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich mich der Tüte mit den Kruzifixen entledigt hatte.
»Das ist sehr schade«, sagte er. »Unter Umständen wäre ich in der Lage gewesen, Sie direkt zu demjenigen zu führen, der hinter der Sache steckt.«
»Ja, klar, dann versuchen Sie mal mit einem Dutzend gehäuteter Hunde vor der Haustür zu leben.«
»Stimmt auch wieder. Haben Sie die leiseste Ahnung, wer hinter der Sache stecken könnte?«
»Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es sich um jemand vor Ort handeln muss, weil diese Person anscheinend will, dass ich von hier verschwinde. Cormac ist der Ansicht, wer immer es ist, weià nicht wirklich, was er tut.
Es ist ziemlich schlampig gewesen, und es funktioniert nicht.« Mit leiser, knurrender Stimme fügte ich hinzu: »Jedenfalls kaum.«
»Erkennst du wirklich, wer dahintersteckt, wenn du dir den Schlamassel einfach nur ansiehst?«, fragte Ben.
Tony zuckte mit den Schultern. »Manchmal. Manchmal sind da spirituelle Fingerabdrücke. Selbst wenn zwei verschiedene Leute denselben Zauber ausüben, hinterlässt jeder Einzelne sein eigenes Gepräge. Seine eigene Persönlichkeit. Wenn es sich um jemanden Ortsansässigen handelt, könnte es einfach darauf hinauslaufen, dass man mit dem Auto herumfährt und nach diesem persönlichen Stempel Ausschau hält. Wenn jemand versucht, Sie mit einem Fluch zu belegen, können Sie darauf wetten, dass er sein eigenes Haus mit Schutzzaubern versehen hat.«
»Magische Zauber«, entfuhr es mir leise. »Hm.«
»Sie glauben nicht daran?«, fragte Tony.
»Sehen Sie mich an, dann wissen Sie, was ich bin. Heutzutage muss ich an so gut wie alles glauben. Das macht das Glauben nicht einfach. Magie klingt so lustig, wenn man noch ein Kind ist, bis einem klar wird, wie kompliziert die Sache ist. Denn wissen Sie was? Es ergibt keinen Sinn. Es ergibt keinen Sinn, dass es mir eine Heidenangst einjagt, bloà weil jemand ein paar Stacheldrahtkruzifixe um meine Hütte verteilt.« Meine Stimme wurde immer lauter. Diese ganze Situation hatte mich ziemlich reizbar gemacht.
»Bloà dass es eben doch Sinn ergibt, denn wenn Sie nur ein paar Micky Mäuse aus Plastik um Ihre Hütte gefunden hätten, hätten die Ihnen wahrscheinlich nicht so viel Angst eingejagt, oder?«, sagte Tony mit einem leichten Lächeln,
bei dem sich sein braunes Gesicht in unzählige Fältchen legte.
Ich erwiderte sein Lächeln. »Ich weià nicht recht. Das wäre ziemlich seltsam. Micky Maus habe ich immer schon ein bisschen gruselig gefunden.«
»Tony.« Ben saà auf dem Küchenstuhl, die Hände auf die Knie gestützt. In seinen Augen glitzerte eine Idee. »Du kannst sagen, welche Art von Magie verwendet worden ist, indem du einen Blick auf den Zauber wirfst. Ihn mit den Sinnen erspürst. Wie dem auch sei. Hier in der Gegend ist noch etwas anderes vorgefallen. Wahrscheinlich steht es in keiner Verbindung zu den Vorfällen an der Hütte, aber wer wei� Macht es dir was aus, dir die Sache anzusehen, wo du schon mal hier bist?«
»Was ist es denn?«, fragte Tony.
»Etwas Unschönes«, sagte Ben.
Ich versuchte, Bens Blick zu erhaschen, ihn schweigend zu fragen, was er vorhatte. Er sprach von den Viehverstümmelungen, von dem zweiten
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