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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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widerhallendes Schreien. Eine Eule, unpassend im Licht der Morgensonne. Ich konnte das Tier nicht sehen, doch es gab mir das Gefühl, als werde ich beobachtet.
    Ich lauschte angestrengt und hielt den Blick auf die Bäume gerichtet, während ich begann, um die Hütte zu gehen. Da hörte ich trockenes Laub rascheln. Am Hügel in Richtung der Straße.

    Da ich nun wusste, wohin ich schauen musste, sah ich ihn. Ein kleiner Mann, vielleicht vierzig, wahrscheinlich Latino, das runde Gesicht so stark gebräunt, dass es rostfarben war, Lachfalten an den Augenwinkeln. Die langen schwarzen Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz gebunden. Der Mann trug eine dicke Segeltuchjacke im Army-Stil, eine Jeans und Cowboystiefel. Er wanderte zwischen den Bäumen hindurch, die Hände in die Hüften gestemmt, als sei dies ein Grundstück, das er zu erwerben gedachte.
    Das hier war mein Revier! Ich ging auf ihn zu, wobei ich hart auftrat, um selbst Lärm zu verursachen, bis er zu mir hersah. Mein Anblick schien ihn nicht zu überraschen.
    Aufgebracht starrte ich ihn an. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
    Er warf mir einen Blick zu, ohne im Geringsten verblüfft oder besorgt zu sein.
    Â»Hier ist etwas gewesen …« Er deutete zu Boden und beschrieb eine Linie in einem Halbkreis um ihn. »In einem Kreis um die ganze Hütte herum. Jetzt ist das alles irgendwie verschwommen. Aber es ist, als habe jemand versucht, einen Zaun oder so was zu errichten.«
    Er wies genau dorthin, wo der Kreis aus Stacheldrahtkruzifixen auf dem Boden gelegen hatte.
    Â»Außerdem ist hier viel Blut vergossen worden. Alle möglichen Blutsorten. Dieser Ort ist ziemlich krank, in spiritueller Hinsicht.«
    Ich starrte ihn an. Vielleicht stand mir sogar der Mund offen.

    Â»Wer sind Sie?«, brachte ich schließlich hervor, ohne zu kreischen.
    Â»Sorry. Ich heiße Tony. Tony Rivera. Cormac hat mich gebeten herzukommen und mich umzusehen. Ich habe erst jetzt Zeit gehabt.«
    Die Situation wurde gleichzeitig klarer und verwirrender. Woher kannte dieser Typ Cormac? »Er hat erwähnt, er habe jemanden angerufen, doch er hat nichts von Ihnen gesagt.«
    Â»Und das überrascht Sie? Ist er hier?«
    Â»Nein.« Auch wenn er bei seinem Anruf wahrscheinlich damit gerechnet hatte, zu dem Zeitpunkt immer noch hier zu sein.
    Â»Sie müssen Kitty sein.« Er näherte sich mir langsam, indirekt, indem er ein wenig zur Seite auswich – nicht geradewegs auf mich zuhielt –, und blickte nicht nach vorne, sondern ließ den Blick um sich herschweifen, zu Boden und zu den Bäumen, sah überallhin, nur nicht direkt mich an.
    Er beherrschte die Wolfsprache. Wenigstens bediente er sich wölfischer Körpersprache. Auf diese Weise ließ er mir Raum und gab mir Gelegenheit, ihn ausgiebig zu mustern. Das machte ihn mir sympathisch. Ich reckte das Kinn, atmete tief ein – er war kein Lykanthrop. Er roch ganz nach Mensch, normal und ein wenig erdig, als verbringe er viel Zeit im Freien.
    Â»Hi.« Ich brachte es fertig, freundlich zu lächeln, als er vor mir stehen blieb. Bevor mir bewusst wurde, was ich da sagte, fragte ich: »Wie haben Sie das gelernt?«
    Â»Ich bin aufmerksam. Wo liegt also hier draußen das Problem?«

    Â»Sind Sie der Zauberheiler?«
    Â»Etwas in der Richtung.«
    Ich wies über meine Schulter. »Möchten Sie auf einen Kaffee reinkommen, während wir uns unterhalten?«
    Â»Sicher, danke.«
    Ben, clever wie er war, hatte sich angezogen und wartete im Türrahmen, als Tony und ich die Hütte erreichten.
    Bei seinem Anblick winkte Tony. »Hi, Ben. Cormac hat schon gesagt, dass du hier bist.«
    Ben riss die Augen auf. »Tony?« Tony lächelte bloß, und Ben schüttelte den Kopf. »Das hätte ich mir denken können.«
    Â»Also, ähm«, sagte ich. »Ich gehe mal davon aus, dass ihr beide euch kennt.«
    Â»Er ist mein Anwalt«, sagte Tony.
    Ja, ja, die Welt ist klein. Ich sah Ben an. Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin wohl der Anwalt von allen. Cormac hat nicht gesagt, dass er dich angerufen hat.«
    Tony sah mich schelmisch an. »Cormac ist ein richtiger Geheimniskrämer, nicht wahr?«
    Â»Ich hole mal Kaffee.« Ich ging in die Hütte.
    Bei meiner Rückkehr mit einer Tasse frischem Kaffee für Tony bemerkte ich, dass Ben und er einander musterten. Ben wurde unter dem prüfenden

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