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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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völlig normales, vollgestopftes Büro: An der Wand stand ein Schreibtisch mit einem Computer, da war eine
Ablage, die vor Papieren und Mappen überquoll, Bücherregale, ebenfalls voll, Zertifikate und Plaketten an der Wand, außerdem eine gewaltige Landkarte mit der Aufschrift Huerfano County. Farbige Reißzwecken markierten verschiedene Orte; eine rote steckte ungefähr dort, wo ich meine Hütte vermutete.
    Marks setzte sich an den Schreibtisch und wies auf zwei Plastikstühle an der gegenüberliegenden Wand.
    Â»Danke«, sagte ich und setzte mich. »Ich dachte nicht, dass Sie überhaupt mit mir reden würden.«
    Er zuckte jovial mit den Schultern und schlüpfte in die Rolle des freundlichen Kleinstadtpolizisten. »Das Mindeste, was ich tun kann, ist mir anzuhören, was Sie zu sagen haben.«
    Â»Das Mindeste, was Sie tun können, ist, Cormac freizulassen.«
    Â»Haben Sie die Akte von dem Kerl gesehen? Wissen Sie, was er getan hat? Der hätte schon vor Jahren weggesperrt werden sollen.«
    Â»Und wenn das passiert wäre, wäre ich tot, und Sie und vier andere Menschen ebenfalls.« Ich erwiderte sein wütendes Starren. »Er hat mir das Leben gerettet, Sheriff. Das ist das Einzige, was mich im Moment interessiert.«
    Sein Blick war mittlerweile wie in Stein gemeißelt, unerbittlich. »Dieser Mann ist ein Mörder.«
    Ja, aber … »Sie können nicht bestreiten, dass er mir das Leben gerettet hat.«
    Â»Dieses Mädchen hätte niemandem wirklich Schaden zufügen können«, sagte er mit einem Schnauben, das beinahe in Gelächter mündete.

    Â»Haben Sie nicht gesehen, was Sie mir angetan hat?«
    Â»Sie hatten ein paar Schnittwunden.«
    Da kam mir in den Sinn, dass er es vielleicht tatsächlich nicht gesehen hatte. Es war dunkel gewesen; nicht einmal ich hatte gewusst, wie schlimm es war, bis ich ins Haus gekommen war und das ganze Blut gesehen hatte. Marks hatte es vielleicht einfach nicht gesehen. Zum wiederholten Mal trat ich mir selbst in den Hintern, weil wir keine Fotos gemacht hatten.
    Â»Dann glauben Sie nicht, dass sie sich wirklich in einen Wolf verwandelt hat«, sagte ich. »Sie schlucken die ›verrückte Frau in einem Wolfsfell‹-Version.« Er antwortete mit einem kalten Blick, der im Grunde alles sagte. »Wie können Sie an Werwölfe glauben, aber nicht an Skinwalker? Wie können Sie genug an Zauberei glauben, um mein Haus mit einem Fluch zu belegen, aber nicht genug, um an das zu glauben, was diese Frau gewesen ist? Sie wollen Cormac bloß wegsperren, weil Sie es können. Im Zweifel für den Angeklagten – Pustekuchen!«
    Â»Ms Norville, ich denke, wir sind fertig.«
    Â»Sie sind ein Heuchler – Sie haben selbst gegen das Gesetz verstoßen, um andere Menschen zu beschützen, als Sie gegen mich aktiv geworden sind. Tja, und Cormac hat das Gleiche getan.«
    Marks beugte sich vor, die Hand auf dem Schreibtisch, sein Blick immer noch steinhart. Nichts kam an diesen Kerl heran, nicht, wenn er so war. »Er hat kaltblütig eine verletzte, im Sterben liegende Frau erschossen. Dessen wird er angeklagt. Auf Wiedersehen, Ms Norville.« Er wies auf die Tür.

    Ich starrte ihn wutentbrannt an, in meiner Kehle ein Knurren, und er konnte die Haltung nicht deuten. Er sah nichts als eine aufgebrachte, machtlose Frau vor sich. Und vielleicht war ich das auch.
    Ich ging und schlüpfte erleichtert aus seinem Territorium.
    Im Hotel begrüßte Ben mich mit den Worten: »Wo sind die Donuts?«
    Die hatte ich vergessen. Mist. Mit einem Achselzucken sagte ich: »Hab doch keine gekauft. Hab mich verlaufen.«
    Â»In Walsenburg?« Offensichtlich glaubte er mir nicht. Ich lächelte nur treuherzig.
    Später kehrten wir zum Kreisgefängnis zurück, um Cormac einen Besuch abzustatten. Ich hatte bisher keine Gelegenheit gehabt, mich mit ihm zu unterhalten; nicht nach dem Angriff, nicht vor oder nach der Verhandlung. Es war frustrierend gewesen, im Gerichtssaal anderthalb Meter von ihm entfernt zu sitzen, ohne ihm etwas sagen zu können.
    Ich hatte gehofft, Marks würde dort sein und uns willkommen heißen. Dass er seinen Irrtum eingesehen hatte und gekommen war, alles wiedergutzumachen, indem er Cormac freiließ. Dass all dies sich einfach in Luft auflöste. Reines Wunschdenken. Er war nicht dort, und Cormac war immer noch hinter Schloss und

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