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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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weggelaufen, und das war nicht meine Schuld. Er jagte mir Angst ein; das war vielleicht meine Schuld.
    Dann wurde der Bann gebrochen. Cormac senkte die Augen. »Ich finde es immer noch urkomisch, dass du ein gottverdammter Werwolf bist und behauptest, ich sei furchterregend.«
    Â»Es ist wie bei Schere, Stein, Papier«, sagte ich. »Silberkugel gewinnt gegen Werwolf, und du hast das Silber.«
    Â»Und Bulle gewinnt gegen Silberkugel. Ich kapier schon.«
Er hatte Recht. Beinahe ergab das Ganze Sinn. Cormac wandte sich an Ben. »Wie lautet der Plan?«
    Â»Ich werde nach Shiprock fahren, um so viel wie möglich über Miriam Wilson herauszufinden. Es muss jemanden geben, der gewillt ist zu bezeugen, dass sie gefährlich war, dass es eine rechtmäßige Tötung gewesen ist. Wir entscheiden bei meiner Rückkehr über unsere Strategie.«
    Â»Hat Espinoza schon eine Verfahrensabsprache vorgeschlagen?«
    Â»Ja. Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht darüber sprechen möchte, solange ich nicht all meine Karten in Händen halte. Die Verhandlung ist Mittwoch. Dann werden wir Bescheid wissen, so oder so.«
    Cormac nickte, also musste es für ihn nach einem guten Plan geklungen haben. »Sei vorsichtig.«
    Â»Ja, klar.«
    Ben klopfte an die Tür, und der Deputy erschien, um Cormac in seine Zelle zurückzuführen.
    Â»Ich hasse das«, sagte Ben, als er fort war. »Ich hasse es so richtig . Bisher sind wir nie über eine Vorverhandlung hinausgekommen. Am liebsten würde ich etwas in Stücke reißen.«
    Ich ergriff seinen Arm und drückte ihn zum Trost. »Verschwinden wir von hier.«
    Wir waren gerade erst nach draußen getreten, in die späte Vormittagssonne, da wurden wir aus dem Hinterhalt überfallen. Nicht wirklich – es war nur Alice, die auf der anderen Seite des Parkplatzes lauerte und dann direkt auf uns zuhielt. Mein Herz hämmerte trotzdem, denn ich sah nur, wie jemand halb auf mich zugerannt, halb zugelaufen
kam. Ich blieb stehen, meine Schultern verspannten sich, und es kostete mich einige Überwindung, ein Lächeln aufzusetzen.
    Ben packte mich am Arm und fletschte die Zähne.
    Â»Sch«, flüsterte ich ihm zu und berührte ihn am Rücken, um ihn zu beruhigen. »Es ist in Ordnung. Es ist bloß Alice.«
    Er erstarrte. Anscheinend wurde ihm bewusst, was soeben passiert war. Seine Gesichtszüge veränderten sich: Zwar entspannte er sich nicht sonderlich, doch er sah zumindest nicht mehr aus, als werde er sich gleich auf jemanden stürzen.
    Es war eigenartig, wie ich mich immer noch an diesen neuen Ben gewöhnen musste. Er war ein neuer Ben – merkwürdig und auf subtile Weise anders, etwas unberechenbarer, etwas paranoider. Als sei er gerade dabei, sich von so etwas wie einer Kopfverletzung zu erholen. Was er vielleicht auch tat. Vielleicht war das bei uns allen so, die wir mit Lykanthropie infiziert worden waren.
    Â»Kitty! Kitty, hallo. Ich bin ja so froh, dass ich Sie erwischt habe!« Sie lächelte, allerdings ein wenig steif, wie man es in unangenehmen sozialen Situationen tut.
    Â»Hi, Alice.«
    Â»Ich bin nur gekommen, um noch mal beim Sheriff auszusagen. Ich dachte, das könnte Ihrem Freund helfen. Selbst Joe hat noch einmal ausgesagt, hat gemeint, wenn er nicht aufgetaucht wäre – tja, ich weiß auch nicht, was dann passiert wäre.«
    Ich wusste es schon, oder zumindest konnte ich es erraten. Doch ich beschrieb es ihr lieber nicht. »Danke, Alice. Ich bin mir sicher, dass es nicht schaden kann.«

    Ich wollte mich schon verabschieden, um wegzukommen, bevor mir etwas Unhöfliches entfuhr, da ergriff Alice abermals das Wort.
    Â»Ich wollte Ihnen das hier geben. Ich habe über Tonys Worte nachgedacht, dass wir vielleicht alle immer noch in Gefahr schweben. Es ist nicht viel, aber ich möchte behilflich sein.« Sie streckte mir die Hand entgegen, Handfläche nach oben. »Tony mag Recht damit haben, dass ich meist nicht weiß, was ich mache. Aber das hier kommt von Herzen, und ich denke mir, dass das doch etwas bedeuten muss.«
    Sie hielt mir einen Anhänger entgegen, einen klaren, spitz zulaufenden Kristall, etwa so lang wie mein Daumen. Das stumpfe Ende war von kleinen Perlen umkränzt, winzigen Perlen aus glitzerndem Glas und geschliffenem Holz, die in einem Muster zusammengeknüpft und fest um den Kristall gebunden waren. Durch eine Schlaufe

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