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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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aus einer geknoteten Schnur, die in die Perlarbeit verwoben war, führte ein geknüpftes Lederband, sodass der Anhänger um den Hals getragen werden konnte. Es war ein kleines Kunstwerk. Als ich es in die Sonne hielt, glitzerte es wie Sonnenlicht in einem Wald im Frühling.
    Â»Gewöhnlich benutze ich Silberdraht für die Perlen«, sagte sie. »Aber, na ja, diesmal nicht. Ich habe einen Seidenfaden hergenommen.«
    Es war so aufmerksam, dass ich hätte weinen können. Wenn es bloß nicht zu wenig und zu spät gewesen wäre.
    Glaubte ich tatsächlich, dass es funktionieren würde? Ein Talisman von Alice, die mich mit jenem schrecklichen Fluch belegt hatte – und es schlecht ausgeführt hatte,
ohne den nötigen Mumm, sodass die Sache nicht funktioniert hatte. War der Fluch auch von Herzen gekommen? Vertraute ich ihr?
    Im Moment kostete es mich nichts, wenigstens so zu tun.
    Â»Es ist wunderschön«, sagte ich. »Danke.«
    Strahlend stand sie da, und ich umarmte sie, weil ich wusste, dass es ihr dann besserginge. Dann legte ich mir den Anhänger um den Hals, weil sie sich dadurch noch besser fühlen würde.
    Sie ging zu ihrem Wagen und winkte uns zum Abschied.
    Â»Es ist schwer zu entscheiden, wo man die Grenze zieht, nicht wahr?«, meinte Ben. »Was man glauben soll und was nicht. Was funktioniert und was nicht.«
    Ich seufzte zustimmend. »Aber sie hat Recht. Dass es von Herzen kommt, muss etwas bedeuten.«

Vierzehn
    Am Morgen brachen wir auf. Uns blieben fünf Tage bis zu der Verhandlung, bei der Cormac sich schuldig oder nicht schuldig bekennen musste. Ben musste Beweise zugunsten von Cormac finden, damit die Klage abgewiesen würde.
    Das Wetter war auf unserer Seite; das fühlte sich wie ein kleiner Vorteil an. Es hatte nicht viel Mühe gekostet, Ben zu überreden, mich mitkommen zu lassen. Ich wusste nicht, inwiefern ich ihm eine Hilfe wäre bei seiner Jagd nach Informationen, die er für Cormacs Verteidigung auftreiben musste, doch das war nicht mein Hauptargument gewesen.
    Ich musste dort sein, damit Ben nicht den Verstand verlor.
    Â» Wolf Creek Pass«, sagte er, als wir an dem Highway-Schild auf dem Berg vorüberfuhren. Bis New Mexico waren es noch zwei Stunden. »Bin ich der Einzige, der das witzig findet?«
    Â»Ja.« Ich hielt den Blick unbeirrt auf die Straße gerichtet. Zu viele Schilder, die für örtliche Hotels und Souvenirläden Reklame machten, wiesen Bilder von struppigen heulenden Wölfen auf. Im Skigebiet Wolf Creek blühte das Geschäft.
    Ich ließ ihn die Strecke fahren, die über den Pass führte.
Kurz hinter dem Berg, auf dem Weg ins nächste Tal und auf die Kreuzung zu, von der man auf den Highway abbog, der nach New Mexico führte, raste ein schicker kleiner Sportwagen mit Skiern auf einem Gepäckträger am Kofferraum von hinten auf uns zu. Der Fahrer gab Gas, fuhr in einem Schlenker um uns herum und schnitt uns beinahe den Weg ab, als er wieder in die rechte Spur zurückscherte. Offensichtlich gefiel es ihm gar nicht, dass wir darauf bestanden, nur fünf Meilen pro Stunde über dem Tempolimit zu fahren.
    Ben hielt das Lenkrad mit steifen Fingern gepackt und entblößte die Zähne zu einem stummen Knurren. Kurzzeitig flackerte etwas Tierisches in seinen Augen auf.
    Â»Ben?« Ich sprach leise, weil ich ihn nicht erschrecken wollte. Weil ich den Wolf nicht aufschrecken wollte, den das Adrenalin einen Moment lang an die Oberfläche gespült hatte.
    Â»Alles bestens«, sagte er. Sein Atem ging unregelmäßig, und sein Körper war immer noch angespannter, als es die schwierige Fahrt auf Bergstraßen rechtfertigte. »Wie viele Tage?«
    Â»Wie viele Tage bis …?«
    Â»Vollmond«, sagte er.
    Â»Sechzehn.« Mitzuzählen war mir in Fleisch und Blut übergegangen.
    Â»Ich dachte, es wäre nicht mehr so lange. Es fühlt sich kürzer an.«
    Das Gefühl kannte ich. Der Wolf wollte ausbrechen und ließ es einen wissen. »Es ist besser, wenn du nicht darüber nachdenkst.«

    Â»Wie denkt man denn nicht darüber nach?« Seine Stimme bebte.
    Â»Möchtest du an den Straßenrand fahren und mich ans Steuer lassen?«
    Rasch schüttelte er den Kopf. »Autofahren lenkt mich wenigstens ab.«
    Â»Lass dich einfach nicht von den Idioten auf die Palme bringen, okay?«
    Er schob sich in seinem Sitz zurück,

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