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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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Leute ins Stadion rein sind. Die beiden anderen haben ohne Umschweife das Feuer eröffnet. Einer von ihnen wurde getroffen. Der zweite ist geflüchtet.«
    »Tamara?« Johanna hatte sich erhoben, als die Schießerei begonnen hatte. Nun tigerte sie vor dem Auto auf und ab.
    Von Kranach schüttelte den Kopf. »Zuerst suchen sie den anderen Schützen. Es ist möglich, dass er noch im Stadion ist.« Als ob er sicher sein wollte, dass Johanna nicht plötzlich allein zum Hardturm raste, zog er die Fahrertür zu. »Wir warten.«
    Es dauerte lange. Fieberhaft suchte sie nach einer Erklärung. In ihrem Kopf bildeten sich Sätze, die in viele lose Worte zerbrachen, sobald Johanna sie in den Mund nehmen wollte. Nach einer Weile setzte sie sich wieder. Von Kranach den Rücken zuwendend.
    Unvermittelt nahm er ihr das Sprechen ab. »Ich will nichts hören, was diese Ermittlung gefährdet. Heute nicht. Morgen nicht. Vor Gericht schon gar nicht.« Mittlerweile war seine Stimme wieder ruhig. Beinahe tonlos. »Überleg dir also gut, was du von jetzt an sagen wirst.«
    Johanna schloss die Augen. Sie brauchte dringend eine Zigarette. Nach einer Weile ging sie zu einem Streifenwagenfahrer und schnorrte eine. Danach kehrte sie zu Kevin zurück. Den Blick ins Nirgendwo gerichtet, horchte er ins Funkgerät. Sie setzte sich auf die Kühlerhaube und rauchte. Unvermittelt kam ihr Claudia Escher in den Sinn. Im Trubel der Ereignisse hatte sie vergessen, sich bei ihr abzumelden.
    Endlich erhielt von Kranach eine Meldung. Er schaute Johanna an und nickte. Sie rannte zum Beifahrersitz und setzte sich in das Auto. Immer noch mit dem Funk beschäftigt, bestellte Kevin Krankenwagen, Spurensicherung und Gerichtsmedizin. Schließlich stieg auch er ein.
    »Sie lebt.« Von Kranach startete den Motor.
    Johanna kamen die Tränen.
    50.
    In Zürich war der Teufel los. Die Polizei erwischte nicht alle Tage russische Gangster, die im Begriff waren, zwei Mordopfer in einem Fußballstadion zu verscharren. Streng genommen hatte sie auch nur einen erwischt. Der war Rumäne. Außerdem tot. Und ohne international bekanntes Sündenregister. Trotzdem hatte es sich die Kommandantin nicht nehmen lassen, auf dem ausgedienten Rasen des Hardturms eine Pressekonferenz zu veranstalten. Mit freundlicher Unterstützung des Kantons. Erfolgreiche Kooperationen musste man feiern. Die Gelegenheit war so selten wie kostbar.
    So war das alte Stadion betriebsam wie zu seinen Glanzzeiten. Die Chefin hielt in der ehemaligen Pressezone Hof. Fotografen knipsten alles, was sich bewegte. Wozu sich häufiger Gelegenheit bot, als wenn der Grasshopper Club auf dem Platz gewesen wäre. Journalistinnen stöckelten Polizisten hinterher. Auf der Jagd nach einem möglichst authentisch wirkenden Schnauzträger, der sich getraute, in die Kamera zu sagen, dass er so eine Sauerei in vierzig Dienstjahren nicht gesehen hatte. Genervte Uniformierte versuchten, die Meute von den abgesperrten Zonen fernzuhalten. Stoisch arbeitete die Spurensicherung auf der anderen Seite der gelben Bänder. Der Rechtsmediziner hingegen hatte sich mit den Leichen in einen kühlen Obduktionsraum verzogen.
    Johanna di Napoli hatte den Morgen mit ihrer Schulfreundin in der Notaufnahme verbracht. Tamara war noch genauso wenig ansprechbar wie vor einer Woche. Ihre Mutter war direkt ins Spital gekommen. Als Johanna festgestellt hatte, dass Tamara noch eine Weile nicht in der Verfassung sein würde, eine Aussage zu machen, war sie zurück zum Hardturm gefahren.
    Mittlerweile war Aeschbacher eingetroffen. Er saß mit von Kranach in einer der vorderen Zuschauerreihen. Von Weitem sah es aus, als stritten sie. Von Kranach gestikulierte heftig. Als sich Johanna näherte, verstummten beide. Sie setzte sich zu ihnen.
    Während Kevin mürrisch dem Treiben im Stadion zusah, zog Aeschbacher Bilanz.
    Bei den Leichen handelte es sich zweifelsfrei um Alexander Bogdanow und Bernhard Stämpfli. Beiden war die Kehle durchgeschnitten worden. Ob dies auch die Todesursache war, würde sich bei der Obduktion zeigen. Als Tatort kam einzig der Eingang infrage, der vom Spielfeld in die Katakomben führte. Zwischen den Trainerbänken waren riesige Blutlachen. Darüber hatte die Spurensicherung ein Zelt errichtet. Ebenso über den beiden Gräbern, welche die Täter ausgehoben hatten.
    Die Leichen waren verstümmelt. Stämpfli war der Kopf abgetrennt worden, Bogdanow die Geschlechtsteile. Beides war in einer Tasche gefunden worden. Der Gerichtsmediziner

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