Die Stunde Der Toechter
meine Herren. Ich bin Ihre Gastgeberin heute Abend. Männer mit Format fühlen sich wohl bei uns.«
Sie stellte die Gläser auf das Tischchen. Dabei kam sie dem Großmaul so nahe, dass sie eine duftige Wolke Aftershave abbekam. Darunter lag etwas Fischiges.
Der Rüpel zog eine Fratze, sagte aber nichts.
Ruhig schaute Lulu ihn an. »Stil und Geld sind die Währungen, die unser Haus akzeptiert. Wenn Sie einen Wunsch haben, bin ich für Sie da.«
Sie richtete sich auf. Der Kleine war zahmer als zuvor.
Als sie über die Tanzfläche an die Bar zurückging, betrachtete sie einen Moment die Frau auf der Bühne. Ihr Blick war glasig. Lulu spazierte weiter. Vom Eingang her wankten ihr zwei neue Gäste entgegen. In fleckigen blauen Overalls und schweren Schuhen. Sie steuerten auf die Bar zu. Dort gingen zwei Tschechinnen in Position. Lulu schloss mit sich selbst eine Wette ab, dass die Typen innert kürzester Zeit eine Flasche Champagner bestellen würden.
Sie setzte ihren Kontrollgang fort. Die Kojen waren spärlich besetzt. Ohne die fünf Grünschnäbel zählte sie zehn Personen. Eine Gruppe Krawattenträger, die nach Bankschalter aussahen. Zwei Sportler. Drahtige Figur und farbige Kleidung. Drei undefinierbare Einzelgänger. Zwei einsame Rentner. Insgesamt zu wenig Geld. Missmutig schlenderte Lulu zur Tür. Sie brauchte dringend ein paar Geschäftsleute mit locker sitzenden Kreditkarten. Oder einen Polterabend. Glücklicherweise war die Nacht noch jung. So konnte Lulu nach wie vor hoffen.
Durch den Korridor kam sie an den Eingang. Aus dem ersten Stock stöckelte eine Schwarze die Treppe herunter. Mit einem Freier im Schlepptau. Der Mann huschte an Lulu vorbei.
»Auf Wiedersehen und herzlichen Dank für Ihren Besuch.«
Der Kunde war bereits in die Nacht hinausgetreten.
»Alles klar?«
Die Afrikanerin nickte. »C’est de l’argent.«
Lulu trat an die frische Luft hinaus. Der Türsteher grüßte warmherzig. In Anzug und Krawatte sah er brutaler aus als in Jeans und T-Shirt.
»Wie geht’s der Familie, Samir?«
Sein Lächeln weitete sich zu einem Strahlen aus. Samir war Thaiboxer. Gewesen, bis es ihm seine Frau verboten hatte. Als Lulu ihren Job angefangen hatte, waren die Rausschmeißer noch Boxer gewesen. Heute musste man auch mit den Füßen zuschlagen.
»Wo sind Mario und Selim?«
»Oben.« Er grinste und deutet auf die Nase.
Lulu schüttelte den Kopf. Selim war der andere Türsteher, Mario der Manager. Er müsste den Laden schmeißen. Sie war lediglich für die Bar zuständig. Stattdessen ließ er sie die Arbeit verrichten und puderte sich die Nase. Jeden Freitag war es das Gleiche.
Von der Autobahnausfahrt her fuhren drei Wagen auf den Parkplatz. Lulu nickte Samir zu und eilte wieder zurück ins Haus. Auf dem Weg zur Bar kontrollierte sie die Toiletten. Alles sauber. Die Party konnte beginnen.
Als sie hinter die Theke ging, hatten die Handwerker einen Champagnerkübel vor sich. Sie fragte sich, wem die Männer das Geld wegnahmen, das sie an einem Abend hier verprassten.
Eine der beiden Tschechinnen zwinkerte ihr zu.
Schmunzelnd ging Lulu ins Büro und studierte auf den Monitoren die neue Kundschaft. Sie sah tatsächlich nach einer Horde Männer aus.
Zufrieden lief sie wieder an die Bar und schnappte sich eine Brasilianerin. »Jackie? Übernimm die Bühne. Mach Dampf dort draußen!«
Das Mädchen nickte und löste die Asiatin ab.
Lulu winkte sie zu sich heran. »Wenn du das nächste Mal auf die Bühne gehst, benimmst du dich wie eine Tänzerin. Nicht wie eine zugedröhnte Straßennutte.«
Sie ließ sie stehen und ging hinter die Bar. Maria wollte gerade Schnapsgläser für den Willkommensdrink füllen.
Lulu nahm ihr die Likörflasche aus der Hand. »Bei denen nehmen wir Champagner. Wenn das Geld fließen soll, muss etwas anderes schäumen.«
Die Latina kicherte und holte neue Gläser hervor.
Lulu öffnete eine Flasche. Vom billigen. Eine größere Gruppe Männer kam herein. Die Mädchen schwärmten aus und verschwanden mit der Kundschaft in den Separees.
Plötzlich tauchte Mario mit einem Gast auf. Er winkte zwei Frauen herbei und führte alle drei in eine Loge. Lulu sah den Mann nur von hinten. Etwas an ihm kam ihr bekannt vor. Sein Gang wahrscheinlich. Oder die Figur. Wie auch immer. Solange er Geld ausgab, war es egal, wer er war. Sie schenkte Champagner ein. Maria stellte ihn auf ein Tablett und ging damit zu den Neuankömmlingen.
Kurz darauf kam Mario an die Bar. Lulu blickte auf die
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