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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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Uhr. Das war sein erster Kontrollgang. In der Regel machte er einen zweiten kurz vor dem Kassensturz. Danach haute er ab und überließ es ihr, den Laden dichtzumachen.
    Er schenkte sich einen Cognac ein. »Der Gast in Loge sieben geht aufs Haus.«
    Lulu stutzte. »Alles?«
    Mario leerte das Glas in einem Zug. »Alles. Er kann saufen und vögeln, bis er tot umfällt.« Grinsend stellte er das Glas ab.
    »Wer ist es?«
    Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Irgendein Stecher, bei dem der Chef Schulden hat.« Mario zündete sich eine Zigarette an. »Kümmerst du dich um die Mädchen, die ihn bedienen? Ich möchte eine detaillierte Abrechnung haben.«
    Lulu stellte sein Glas in die Spülmaschine. »Aber sicher, Chéri.«
    Mario lachte und gab ihr einen Klaps auf den Po. »Braves Mädchen.« Dann verschwand er.
    Lulu ging erneut ins Büro und eröffnete eine separate Abrechnung für Loge sieben. Danach studierte sie die Monitore. Kundschaft strömte herein. Langsam lief der Betrieb. Sie ging wieder in den Clubraum.
    Von den jungen Rüpeln hatte sie schon lange nichts mehr gehört. Also machte sie einen Rundgang. Der Vorhang war zugezogen. Sie hörte eindeutige Geräusche. Diese Bande würde sie bald los sein. Anschließend lief sie zurück ins Büro und überprüfte ihr Aussehen. Wie Madonna mit zwanzig sah sie nicht aus. Gewissenhaft puderte sie sich und legte neues Rouge auf. Mehr war nicht zu machen. Aus ihrer Handtasche nahm sie eine silberne Schatulle mit den Pillen. Zwei würden reichen für den Moment. An der Bar füllte sie ein Glas mit Wasser. Dann spülte sie die Tabletten hinunter. Mittlerweile brummte der Laden.
    Plötzlich kam aus einer der Nischen eine Blondine angerannt. Sie weinte. Ihre Nase blutete. Lulu winkte sie zu sich. Zusammen verzogen sie sich ins Office. Die Apotheke war in einem der Schränke.
    Lulu holte eine Gaze hervor und gab sie der Blonden. »Was ist los?« Sie hatte keine Ahnung, wie das Mädchen hieß.
    »Kunde fragt, woher ich komme. Sage ich Belgrad. Er schimpft Serbenhure. Dann er haut mich.« Sie heulte. »Hab gedacht, er Serbe. Ich Ukraine.«
    »Ach Kind, leg dich hin.« Lulu drückte sie auf das Sofa. Dann holte sie ihr ein Glas Wasser von der Bar. »Wie habt ihr miteinander gesprochen. Deutsch?«
    Die Blonde schüttelte den Kopf. »Russisch. Ich denke, er Serbe, also spreche russisch.«
    Lulu seufzte. »Versuch nie, einem Freier zu schmeicheln, bevor du ihn kennst, Mädchen. Ein falsches Kompliment kann ins Auge gehen. Ist er allein?«
    »Joséphine mit mir. Box sieben.«
    »Keine anderen Männer?«
    Die Ukrainerin verneinte.
    »Okay. Bleib hier. Ich schaue mir den Kerl an.«
    An der Bar schien Maria alles im Griff zu haben. Lulu lief über die Tanzfläche in Richtung der Logen. Die ungeraden Nummern waren auf der rechten Seite. Ihr Kein-Problem-Lächeln auf den Lippen, wollte sie gerade in das Separee hineingehen. Da sah sie den Freier durch den Vorhang hindurch, der einen Spaltbreit offen stand.
    Abrupt schreckte sie zurück.
    Dann ging sie weiter.
    Ihr Herz raste. Es war der Kerl, der beinahe Köbi umgebracht hatte. Ausnahmsweise hatte sie sich ein Gesicht gemerkt. Außerdem hatte er immer noch einen Verband an einer Hand. Das hatte sie deutlich gesehen. Die Hand lag auf Joséphines Po.
    Hastig ging sie zurück ins Büro.
    »Ist er weg?«
    Lulu schüttelte den Kopf und durchsuchte ihre Handtasche. Papiertaschentücher, Schminke, eine Packung Pariser, der Pfefferspray, die Pillen, das Etui mit ihren Visitenkarten, eine Schachtel Schlaftabletten. Endlich fand sie das Handy. Sie hatte Köbis Nummer nicht. Aber sie kannte seinen Namen und wusste, dass er in Schwamendingen wohnte. Also rief sie die Auskunft an. Diese stellte sie durch.
    Sie ließ es lange klingeln. Dabei überlegte sie, ob der Killer sie wohl erkannt hatte. Als sie an jenem Abend in Zürich schreiend auf ihn losgelaufen war, hatte er sie angeschaut. Allerdings trug sie jetzt eine andere Perücke als an besagtem Sonntag. Das half vielleicht.
    Sie wollte gerade die Verbindung unterbrechen, als sich am anderen Ende eine schläfrige Stimme meldete.
    »Fuhrer?«
    »Köbi, bist du das? Ich bin’s. Lulu. Ich meine, Alice. Köbi, hörst du mich?«
    »Ja, Alice. Was ist los? Weißt du, wie spät es ist?«
    »Ja, ja, Köbi, hör zu. Es ist schlimm. Und dringend. Also hör zu. Köbi, bist du noch da?«
    »Ja, ich höre. Beruhige dich, Alice. Was ist los?«
    Sie setzte sich. »Der Killer, Köbi. Der auf dich los ist. Er ist

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