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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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Die beiden mussten ihre Vorgesetzten mit Informationen füttern, welche diese wiederum den Medien vorwerfen konnten. Aus diesem Grund war auch die Lagebesprechung abgesagt worden.
    So ging Johanna am späten Nachmittag schwimmen. Dabei geriet sie in einen Platzregen. Unter einem Baum am See wartete sie, bis er vorbei war. Hinterher versicherte sie sich telefonisch, dass sie am nächsten Abend immer noch ein Date mit einem charmanten welschen Anwalt hatte. Abschließend trank sie sich dann über mehrere Stationen nach Hause.
    Seither waren nur wenige Stunden vergangen. Gut möglich, dass sie zu viel Promille im Blut hatte. Zur Beruhigung ihres Gewissens achtete sie sorgfältig auf das Tempo. Dazu malträtierte sie einen Kaugummi.
    Durch das offene Autofenster sah sie das Polizeiaufgebot vor dem Bordell. Als sie wieder nach vorn blickte, musste sie auf die Bremse treten. Mit quietschenden Reifen erwischte sie die Ausfahrt gerade noch. An der nächsten Kreuzung fuhr sie geradeaus. Anschließend lenkte sie ihr Auto in Schritttempo den Lichtern entgegen.
    In der Einfahrt zum Parkplatz wurde sie von einem Streifenpolizisten angehalten. Sie ließ die Scheibe herunter und zeigte ihren Ausweis. Stirnrunzelnd betrachtete der Aargauer das Zürcher Wappen. Er trat einen Moment zurück und sprach in sein Funkgerät.
    Endlich nickte er und kam wieder zu Johanna. »Unser Einsatzleiter ist Graber, Georg. Er ist bereits im Haus.«
    Johanna dankte. »Es wird ein weiterer Zürcher auftauchen. Von Kranach, Kevin. Er leitet unsere Ermittlungen.«
    Unterwegs hatte sie ihn angerufen. Sie hatte das Blut in seinen Adern klirren hören, als er ihre Stimme erkannt hatte. Offenbar hatte sie ein besonderes Talent, Leute in Angst und Schrecken zu versetzen. Das sollte sie jemandem verkaufen, der es dringender nötig hatte als sie. Der Schweizer Armee zum Beispiel.
    »Alles klar.« Der Uniformierte ließ sie passieren.
    Johanna parkte neben einem Streifenwagen. Darauf stieg sie aus und sah sich um. Köbi konnte sie nirgends entdecken. Sie ging zu dem Krankenwagen. Davor stand ein Uniformierter und rauchte. Krankenpfleger waren nicht zu sehen.
    »Hat es Verletzte gegeben?«
    Lässig blies der Aargauer den Rauch in den Nachthimmel. »Keine Ahnung. Ein paar hysterische Nutten vielleicht.«
    Johanna fühlte, wie er ihr hinterherschaute, als sie zum Eingang des Clubs ging. Dort standen zwei Beamte einer Spezialeinheit in Vollmontur.
    Sie zeigte ihren Ausweis. »Ich möchte zu Georg Graber.«
    Einer der beiden deutete mit dem Kopf in das Haus. »Im Hühnerstall.«
    Sie kam in einen kurzen Gang, an dessen Ende eine Treppe in den ersten Stock hinaufführte. Links waren die Toiletten, rechts ein weiterer Korridor. Darin wimmelte es von Leuten. Gleißende Neonröhren warfen ein kaltes Licht auf die Szenerie. Es standen vielleicht dreißig Männer in dem Gang. In Zweierreihen aufgestellt. Zwei Beamte waren damit beschäftigt, die Personalien zu erfassen. Grinsend ging Johanna an der Kolonne vorbei. Ein repräsentativer Querschnitt durch die Schweizer Männlichkeit. Am Eingang in den nächsten Raum stand ein weiterer Polizist. Abermals zeigte sie ihren Ausweis vor.
    Er nickte. »Dein Chef ist schon drin.«
    »Mein Chef?« Das hatte sie nicht erwartet. »Von Kranach?«
    Der Beamte schüttelte den Kopf. »Fuhrer. Der mit der Informantin. Die alte Vettel, die den Laden hier schmeißt.«
    »Aha, Köbi Fuhrer.«
    Der andere grinste.
    Johanna betrat den Clubraum. Links von der Tanzfläche schien das Personal versammelt. Viele Frauen und drei Männer. Mit Jacken und Decken verhüllten sich die Mädchen, so gut es ging. Uniformierte nahmen ihre Personalien auf.
    Rechterhand waren die beiden Pfleger. Umgeben von vier Polizisten. Auf der Bahre lag ein Mann. Johanna begab sich zu ihnen. Der erste Stein fiel von ihrem Herzen.
    Es war der Kroate. Mit Handschellen waren ihm Hände und Füße an die Bahre gefesselt worden. Im Gesicht hatte er mehrere Schürfwunden. Sein Hemd war zerrissen. Er schien bewusstlos. In seinem rechten Arm steckte eine Infusion. An der linken Hand hatte er immer noch einen Verband. Einen weiteren am linken Oberarm. Dort hatte Johannas Kugel ihn erwischt. Offenbar ein Streifschuss. Sonst hätte er kaum zwei Gräber ausgehoben.
    Fragend blickte Johanna den zweiten Pfleger an. »Überdosis«, meinte er lapidar.
    Überrascht wandte sich Johanna ab und ging zur Bar. Links davon lag ein weiteres Zimmer. Sie hörte Köbis Stimme und trat ein.
    Ihr

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