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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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viel bedeutete.
    »Willst du nicht nachzählen?«
    Salome Hügli schüttelte den Kopf. »Ein erfolgreiches Geschäft beruht auf Vertrauen.«
    Der Österreicher schenkte ihr sein blendendes Lächeln. »Das ehrt mich, Salome. Dein Vertrauen ist mehr wert als jedes Business.« Er wartete einen Moment, als ob er überlegte, wie er fortfahren sollte.
    Sie half ihm auf die Sprünge. »Wollen wir die Gewinnbeteiligung regeln?«
    Erleichtert strahlte er sie an. »Was schwebt dir vor?«
    Durch die Windschutzscheibe sah sie aus der Ferne ein Flugzeug über die Startbahn rasen. Es schien auf der Piste angeklebt zu sein. Unglaublich langsam hob es ab. Dann schwebte es über das Auto hinweg.
    Der Wagen zitterte.
    Sie erinnerte sich an die Zeit, als der Österreicher bei ihrem Vater angefangen hatte. Ein Küken aus Voralberg, das ihr Vater aus einem Boxclub angeschleppt hatte. Mit der Zeit war er zum Musterschüler herangewachsen. In der Folge zum Konkurrenten. Letzteres hatte ihm ihr Vater nie ganz verziehen.
    »Fünfundzwanzig.«
    Er nickte. Offensichtlich sah er keinen Verhandlungsspielraum.
    »Sobald die Zigeunermädchen von der Straße verschwunden sind, nehme ich dreißig.« Sie streckte ihm die Hand entgegen.
    Zwei Sekunden zögerte er. Dann schlug er ein. »Du machst Angebote, die kein vernünftiger Mann ausschlagen kann, Salome.«
    Sie musterte ihn. Fast unmerklich zitterten seine Augenlider. Er hatte Angst. Sein Kavaliersgehabe war vorgespielt. »Vernünftige Männer sind langweilig.«
    Langsam ließ er ihre Hand wieder los.
    »Jetzt bist du der mächtigste Mann im Geschäft. Nicht mehr Papas Wadenbeißer.«
    Zufrieden grinsend nahm er eine silberne Box aus dem Jackett. »Du vergisst zu erwähnen, dass du meine wichtigste Anteilseignerin bist. Abgesehen von der verstörenden Tatsache, dass du auch die atemberaubendste bist.« Augenzwinkernd öffnete er die Schatulle und blickte Salome fragend an.
    Sie schlug die angebotene Zigarette aus.
    Ein weiterer Jet dröhnte über das Auto hinweg in die Lüfte.
    Der Österreicher wartete einen Augenblick. »Was sagt dein alter Herr zu unserem Geschäft? Immerhin waren die Clubs sein Leben.«
    Salome Hügli blickte auf die Flugpiste. »Aber strategische Entscheidungen darf man nicht mit dem Bauch treffen. Auch nicht mit dem Schwanz.« Sie blickte ihn spöttisch an. »Darum sorge ich jetzt dafür, dass unser Geschäft überlebt.«
    Der Österreicher nickte. »Sag ihm, dass er in meinen Etablissements jederzeit willkommen ist.«
    Sie nickte.
    Er öffnete die Tür auf der Beifahrerseite. »Ach übrigens, wegen dieser anderen Sache. Der Kroate wurde gestern Nacht verhaftet. Es lief nicht wie geplant. Mit der Aargauer Kantonspolizei hatte ich eine diskrete Aktion vereinbart. Ich habe dort einen an sich verlässlichen Kontakt. Blöderweise hat uns eine abgetakelte Hure dazwischengefunkt. Daraufhin mussten die Bullen den ganzen Laden auf den Kopf stellen.« Er zuckte mit der Schulter. »Was soll’s. Ich habe die alte Kuh gefeuert.« Wieder sein strahlendes Lächeln. »Hauptsache ist, dass ich dir einen Gefallen tun konnte.«
    »Danke.« Sie reichte ihm die Hand.
    »Es ist mir ein Vergnügen!« Er stieg aus und ging zu seinem Porsche hinüber.
    Salome Hügli legte den Koffer auf den Beifahrersitz und startete den Jaguar. Von Weitem sah sie ein neues Flugzeug heranrasen. Sie legte den Rückwärtsgang ein, wendete und brauste davon. Am Straßenrand standen Fahrzeuge. Ausflügler schauten zu, wie die Flugzeuge kamen und gingen. Etwas weiter weg stand ein Zelt am Pistenrand, unter dem Aviatik-Liebhaber ihr Wochenende verbrachten.
    In Oerlikon hielt sie auf einem Parkplatz gegenüber dem Haus ihres Vaters. Es war noch abgesperrt. Sie fragte sich, ob die Polizei die Kette gefunden hatte.
    Ihr Vater war zu einem Risiko geworden. Sie musste ihn aus dem Verkehr ziehen. Zwar würde er toben. Aber irgendwann würde er es verstehen.
    Salome Hügli blinkte und fuhr weiter.
    56.
    Andrea Camenzind schaute dem Fleisch beim Brutzeln zu. Neben dem Grill stand die Schale mit dem Bratgut. Darin lag zwischen Lammkoteletts und Bratwürsten ein mickriger Egli. Sein Sohn hatte das Fischchen aus dem See gezogen. Dafür waren sie in aller Herrgottsfrühe aufgestanden.
    Überall rauchte es. Kinder brüllten. Musik dröhnte aus den Reihenhäusern. Wildfremde Leute torkelten aus seinem Wohnzimmer. Es war ein richtig schönes Siedlungsfest. Wie jedes Jahr.
    In den nächsten vier Wochen würden sie damit beschäftigt

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