Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
Vom Netzwerk:
nicht ergeben. Ihr hört euch die Sendung an?«
    Ahmed zuckte unverbindlich mit den Schultern, und Luis senkte den Blick.
    Â»Natürlich habe ich sie mir mal angehört«, sagte Ahmed. »Ein- oder zweimal. Aber Freunde von mir sind ganz große Fans, das kannst du mir glauben.«
    Ich schlang meinen Arm um Luis’ und nahm ihm ein Weinglas ab. Der Abend sah viel weniger düster aus als noch vor ein paar Stunden. Ja, im Grunde waren die Aussichten geradezu prächtig!

    Â»Ist schon in Ordnung. Ich bin daran gewöhnt, dass die Leute nicht zugeben, dass sie sich die Sendung anhören. Setzen wir uns, ihr müsst mir das alles hier erklären.« Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen, über die Musiker und die Lykanthropen, die hier versammelt waren.
    Â»Ausgezeichnete Idee!«, sagte Ahmed.
    Normalerweise wurde man zufällig zu einem Lykanthropen, und oft änderte es nichts an den Ambitionen, die jemand vorher gehabt haben mochte. Das Verlangen, beruflich zu reisen, sich die Welt anzusehen, so etwas verschwand nicht einfach. Die Lykanthropie ließ sie häufig problematisch werden, aber die Leute lernten, damit umzugehen. Manche hatten es einfacher als andere. Viele andere Lykanthropenarten waren nicht an Rudel gebunden, wie Werwölfe es typischerweise waren. Doch selbst einzeln lebende Tiere standen vor dem Revierproblem. Manchmal gingen unsere tierischen Instinkte mit uns durch, und indem man reiste, verletzte man möglicherweise den Bereich eines anderen, vor allem während einer Vollmondnacht, wenn diese Instinkte besonders mächtig waren. Wie ich selbst rasch gelernt hatte, benötigte ein reisender Lykanthrop vor allem eines: einen sicheren Ort, an dem er sich in Vollmondnächten verwandeln und rennen konnte.
    Als Sitz der Bundesregierung, von etlichen Botschaften und zwei großen Universitäten besaß Washington eine lebendige internationale Gemeinde, und die Lykanthropen waren ein Teil davon. Das Crescent stellte ihnen einen sicheren Ort zur Verfügung, an dem sie sich treffen konnten.
    All das erklärte mir Ahmed. »Wir Reisenden wissen,
dass keine Zeit zu kämpfen bleibt. Der Tod ereilt uns alle, und es wäre eine Tragödie, den Prozess noch zu beschleunigen. Wir haben weit Besseres zu tun, als ständig kämpferisch auszutragen, wer von uns der Stärkste ist. Hier sind wir also. Solche Örtlichkeiten gibt es in vielen Großstädten: New York, San Francisco, London, Istanbul.«
    Wenn T.J. einen solchen Ort gehabt hätte, wenn Carl ein wenig mehr wie Ahmed gewesen wäre, wenn wir uns alle nur ein Stückchen zivilisierter hätten benehmen können – zu viele Wenn. Ich musste zu viele Wenn heranziehen, um T.J. am Leben zu erhalten.
    Ahmed hob ein paar der Gäste hervor: Marian, die Tänzerin, war eine Werschakalin aus Ägypten, die eingewandert war und arbeitete, um ihre Schwester nachkommen zu lassen. Yutaka, in der Nähe der Bar, war ein Geschichtsstudent aus Japan und ein Werfuchs. Die Musiker: zwei Wölfe und ein Tiger. Ahmed erwähnte außerdem einen Freund, der an diesem Abend nicht da war, ein Professor, der in den Siebzigern aus Russland geflüchtet war. Er war ein Bär. Ich konnte mir noch nicht annähernd vorstellen, wie ein Werbär aussehen mochte. Dieser Laden war ein regelrechter Zoo!
    Außerdem war es ein Paradies, ein Utopia, wenigstens in meinen – zugegebenermaßen unerfahrenen – Augen. Zwar bekam ich im Allgemeinen viel durch die Sendung zu hören – allerdings riefen die Leute mich nur an, um von ihren Problemen zu erzählen. Ich hatte bisher nur die schlimme Seite gehört und selbst erlebt. Wie die Dinge liefen, wenn es gut ging, war mir nie zu Ohren gekommen.
    Der Wein ließ mich sentimental werden. Ich wischte mir
über die Augen, bevor mir eine Träne über die Wange kullern konnte. Luis reichte mir eine saubere Serviette vom Nachbartisch.
    Â»Alles klar bei dir?«, erkundigte er sich.
    Â»Ja. Das hier ist so anders als alles, was ich bisher gekannt habe. Ich hätte nie gedacht, dass es so sein könnte. Alle vertragen sich. Ihr seid alle so freundlich.«
    Â»Ich bin froh, dass du dich hier willkommen fühlst.«
    Ahmed sagte: »Deine Erfahrungen. Wie sehen die aus?«
    Geistesabwesend schüttelte ich den Kopf. Ich war mir nicht sicher, ob ich es in Worte fassen konnte. »Macht. Eifersucht. Es gab da einen Alpha, und

Weitere Kostenlose Bücher