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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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mein beinahe leeres Glas zum Toast, trank es aus und sagte: »Erzähl noch eine.«
    Das Zeitgefühl kam mir abhanden, während ich mich auf den Satinkissen rekelte, in Luis’ Armen, und Ahmed uns Geschichten erzählte, die ich zwar kannte, doch niemals zuvor auf diese Weise gehört hatte, durch die Brille meiner eigenen Erfahrungen: ein Werwolf, der die Welt durch zwei Augenpaare sah, ein menschliches und ein tierisches, und der die Kluft zwischen den beiden Welten ständig überbrücken musste. Enkidu aus dem Gilgamesch-Epos war ein Wilder, der wie ein Tier lebte, bis die Berührung einer Frau ihn zähmte. Und wenn er nicht nur wie ein Tier gelebt hatte, sondern eines gewesen war, und dennoch einen Grund gefunden hatte, sich bereitwillig der Zivilisation anzuschließen? Da waren Erzählungen, die wie Äsops Fabeln klangen, über die freundschaftlichen Gesten zwischen Menschen und Tieren, Dornen, die Löwen aus den Pfoten gezogen wurden und Ähnliches, und griechische und römische Mythen über Götter und Göttinnen, die willkürlich eine andere Gestalt annehmen konnten.
    So, wie Ahmed es erzählte, war es kein Fluch und auch keine Krankheit, an der ich seit vier Jahren litt. Es war eine Gabe, die mich an einer langen Tradition von Heiligen und Helden teilhaben ließ, die problemlos zwischen verschiedenen
Gestalten hin- und herwechseln konnten und eine Stärke aus dieser Fähigkeit machten.
    Ich war nicht bereit, so weit zu gehen und Dankbarkeit für das zu empfinden, was mir zugestoßen war. Es war ein Unfall gewesen, ein gewaltsamer, blutiger Unfall, und ich hatte nicht das Gefühl, als sei mir ein Segen widerfahren. Mit der einen Ausnahme, dass ich meine Sendung nicht hätte und all den Erfolg, der damit einherging, wenn ich kein Werwolf wäre.
    Ich war verwirrt.
    Â»Warte, Marian, du kannst nicht gehen, ohne dich zu verabschieden!«, rief Ahmed der Tänzerin hinterher, die gerade die Tür erreicht hatte. »Entschuldigt mich bitte«, sagte er zu uns, sprang auf die Füße und eilte zu ihr, um sie ungestüm in seine Bärenpranken zu schließen. Wolfspranken. Wie dem auch sei.
    Luis nutzte die Gelegenheit. Seine Hand wanderte zu meiner Hüfte, wo er sie als unmissverständliche Einladung ruhen ließ. Als ich mein Gesicht hob, um zu ihm aufzusehen, war er da und erwiderte meinen Blick. Ich konnte seinen Atem an meiner Wange spüren. Ich reckte den Hals und lehnte mich ein kleines bisschen vor – seine Lippen pressten sich leicht auf die meinen, zogen sich wieder zurück.
    Ich musste von Kopf bis Fuß errötet sein, denn ich strahlte auf einmal große Hitze aus.
    Â»Mein Apartment ist ganz in der Nähe«, flüsterte er mir ins Ohr.
    Ich konnte seinen ausgestreckten Körper hinter mir spüren, seine Festigkeit, seinen warmen Geruch, und ich wollte es. Ich wollte ihn.

    Ich drückte seine Hand und lächelte.
    Wir stießen an der Tür auf Ahmed und verabschiedeten uns, wobei ich mir befangen vorkam, weil ich das Gefühl hatte zu glühen. Luis stand ganz dicht bei mir.
    Â»Danke für die Geschichten«, sagte ich. »Für alles.« Ich meinte den Laden, den Zufluchtsort, die Gesellschaft.
    Â»Kitty, es war mir ein Vergnügen. Die Türen hier sind nie zugesperrt. Du bist jederzeit willkommen.«
    Die Luft draußen war kühl. Luis und ich gingen Arm in Arm.
    Er hatte ein schickes Einzimmerapartment mit Parkettböden und unverputzten Backsteinwänden, wenig Mobiliar und Wandbehängen, die bis zum Boden reichten. Die Küche besaß eine Kochinsel und schien, entgegen aller Erwartungen an eine gewöhnliche Junggesellenwohnung, über reichlich Vorräte zu verfügen. Als sei er nicht so schon attraktiv genug, schien er auch noch gut kochen zu können.
    Wobei ich mich gar nicht allzu gründlich in der Wohnung umsehen konnte, denn genau wie im Film küssten wir uns schon, als die Tür noch gar nicht ins Schloss gefallen war. Er schob mich gegen die Wand, und ich schlang ein Bein um seines, drückte mich dicht an ihn. Es konnte uns gar nicht schnell genug gehen. Meine Haut kribbelte, von innen und außen.
    Auf einmal dachte ich, dass es nicht genügte, an den letzten Sex zurückzudenken, der ohnehin schon lange genug zurücklag. Doch wann war das letzte Mal gewesen, dass ich guten Sex gehabt hatte? Das war erbärmlich lange her!

    Als sich seine

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