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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Nacht!
    Mit getrübtem Blick traf ich Ben mittags vor dem Dirksen Senate Office Building.
    Â»Was zur Hölle ist denn mit Ihnen passiert?«, fragte er anstatt einer Begrüßung.
    Ich betrachtete ihn durch schlafverkrustete Augenschlitze und lächelte versonnen.
    Â»Ich bin letzte Nacht ausgegangen.«
    Er schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Kaffee aus einem Pappbecher. »Davon will ich nichts wissen.«
    Ich blinzelte, versuchte mich zu konzentrieren, und hatte das Gefühl, erst jetzt richtig aufzuwachen. Ich wusste , dass es Ben war, der da vor mir stand. Die Gestalt sah zweifellos wie Ben aus und klang auch wie Ben. Doch sein Anzug war gebügelt. Sein Hemd zugeknöpft. Er trug eine Krawatte, und das Haar war ordentlich aus dem Gesicht gekämmt.
    Ich hätte mir gleich denken können, dass erst der US-Senat es fertigbrächte, ihn auf Hochglanz zu polieren.
    Â»Was starren Sie denn so?«, fragte er. Ich brachte nur ein verlegenes Grinsen zustande.
    Wir betraten das Gebäude, und es gelang uns, den Raum zu finden, in dem die Anhörung stattfinden sollte, ohne uns allzu sehr zu verlaufen. Wir setzten uns in den rückwärtigen Teil des Saales, der insgesamt schöner aussah,
als ich erwartet hatte: blauer Teppich, Holzvertäfelung an den Wänden, die Schreibtische und Tische im vorderen Teil machten einen teuren Eindruck. Die Atmosphäre hatte etwas Formelles, Juristisches. Die Stühle für die Zuhörer waren gepolstert, was angenehm war.
    Der Bereich für die Beobachter war nicht sehr groß, aber gut gefüllt. Etliche Leute sahen nach Reportern aus. Sie hielten Aufnahmegeräte oder Notizblöcke in der Hand. An der Seite standen zwei Fernsehkameras.
    Wir fielen niemandem auf. In meinen Augen war es ein großer Vorteil des Radios, dass ich gleichzeitig bekannt und dennoch unbekannt war.
    Die Reporter richteten all ihre Aufmerksamkeit auf die vordere Seite des Raumes: die Reihe der Senatoren, acht Stück, jeder mit einem Namensschild vor sich, und Dr. Paul Flemming, der ihnen gegenüber an einem langen Tisch saß.
    Ben lehnte sich zu mir. »Sie haben ihn kennengelernt. Wie ist er so?«
    Â»Ich weiß nicht. Er ist irgendwie verschlossen. Nervös. Auf sein Revier bedacht.«
    Â»Er sieht ein bisschen unscheinbar aus.«
    Â»Ja, das auch.«
    C-SPAN live war kein bisschen aufregender als C-SPAN im Fernsehen. Ich passte dennoch auf, denn ich wartete darauf, dass McCarthy aus der Haut eines der farblosen Senatoren führe und die Anhörung mit seiner Kalter-Krieg-Paranoia sprengen würde. Pech gehabt. Das Verfahren lief geradezu behäbig ab, ganz nach Lehrbuch.
    Senator Duke eröffnete die Anhörung, nachdem er erklärt
hatte, wie lange und wann jeder Senator sprechen durfte. Als Vorsitzendem unterlagen derlei Angelegenheiten seiner Entscheidung.
    Â»Aufgrund der überaus irregulären Natur des Gegenstands, den wir hier diskutieren wollen, und der Verschwiegenheit, unter der die Forschungen zu diesem Thema betrieben worden sind, hat der Ausschuss sich entschieden, die ersten beiden Sitzungen für die Befragung des Mannes zu reservieren, der diese Forschungen geleitet hat. Dr. Paul Flemming, willkommen! Sie haben eine Erklärung für uns?«
    Jeder Zeuge konnte eine vorbereitete Erklärung für die Akten abgeben. Für gewöhnlich waren sie trocken und wissenschaftlich. Von Flemming erwartete ich erst recht nichts anderes.
    Â»Vor fünf Jahren wurden mir Gelder von den National Institutes of Health bewilligt, um etliche bis dahin vernachlässigte Krankheiten zu erforschen. Hierbei handelt es sich um Krankheiten, die jahrhundertelang von einem Schleier aus Aberglaube und Missverständnissen umgeben waren …«
    Und so weiter. Er hätte genauso gut über Krebs oder Neurodermitis reden können.
    Die Fragen der Senatoren, als sie endlich einsetzten, fielen milde aus: Was genau ist das Center, wo befindet es sich, wer autorisierte die finanziellen Mittel, aus welchem Ressort stammten die Gelder, was waren die Ziele des Centers? Flemmings Antworten fielen ebenso freundlich aus, Wiederholungen seiner Eröffnungserklärung, Formulierungen, mit denen er schon mich abgespeist hatte: Das Center
strebe danach, die Grenzen des Wissens in der theoretischen biologischen Forschung zu erweitern. Die Worte Vampir oder Lykanthrop erwähnte er kein einziges Mal. Ich rutschte auf meinem Stuhl

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