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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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herum und fragte mich, wann endlich jemand den wirklichen Grund dieser Anhörung beim Namen nennen würde.
    Senator Duke erfüllte mir meinen Wunsch.
    Â»Dr. Flemming, ich würde gerne etwas über Ihre Vampire erfahren.«
    Er erntete tödliches Schweigen. Im ganzen Saal war noch nicht einmal das Kratzen eines Stifts zu hören. Ich lehnte mich vor und wartete gespannt auf Flemmings Antwort.
    Schließlich sagte Flemming so freimütig, als halte er einen Vortrag auf einer Medizinertagung: »Dabei handelt es sich um Patienten, die bestimmte physiologische Merkmale wie ein verstärktes Immunsystem, deutlich ausgeprägte Eckzähne, einen Hang zur Hämophagie, heftige solare Urtikaria …«
    Â»Doktor«, unterbrach Duke ihn. »Was ist das alles? Hämophagie? Urti… was?«
    Â»Blutverzehr, Senator. Solare Urtikaria ist eine Allergie gegen das Sonnenlicht.«
    Aus seinem Mund klang es so klinisch, so alltäglich. Doch welche Allergie ließ jemanden schon zu Asche verbrennen?
    Â»Und was haben Sie über Ihre sogenannten Patienten herausgefunden, Doktor?«
    Einen Augenblick zögerte Flemming, dann beugte er sich dichter über das Mikrofon, das vor ihm stand. »Ich
bin mir nicht sicher, ob ich Ihre Frage richtig verstanden habe, Senator.«
    Â»Vampire. Was sind sie Ihrer Meinung nach?«
    Flemming räusperte sich, Nervosität mischte sich unter seine Gelassenheit, und er sagte vorsichtig: »Ich glaube, ich habe vorhin schon erklärt, dass es sich beim Vampirismus um eine Reihe körperlicher Symptome handelt …«
    Â»Reden Sie nicht um den heißen Brei, Doktor! Wir alle haben Dracula gesehen und kennen die ›körperlichen Symptome‹. Ich möchte etwas über die moralischen Charakteristika hören, und ich möchte erfahren, warum diese Wesen existieren.«
    Ich beugte mich vor, wobei ich bis zur Kante meines Sitzes vorrutschte; nicht um besser hören zu können. Die Mikrofone funktionierten prima. Ich wartete darauf, dass es zum offenen Kampf käme.
    Â»Meine Studien decken die Reichweite Ihrer Frage nicht ab, Senator.«
    Â»Warum nicht?«
    Â»Diese Punkte sind nebensächlich.«
    Â»Bei allem Respekt bin ich da anderer Meinung. Völlig anderer Meinung.«
    Â»Senator, ich bin nicht qualifiziert, Aussagen über die moralischen Merkmale meiner Patienten zu machen.«
    Â»Ihre Testpersonen, Ihre Patienten – wie ernähren Sie sie, Doktor? Wessen Blut saugen sie aus? Wie viele von diesen Personen werden wiederum zu Vampiren?«
    Â»Trotz aller gegensätzlicher Behauptungen und Erzählungen wird das Leiden nicht durch direkten Kontakt von Flüssigkeiten übertragen …«

    Â»Und das Blut?«
    Â»Aus der Blutbank, Senator. Wir verwenden Konserven der weitverbreitetsten Blutgruppen, die der bestehende Vorrat entbehren kann.«
    Â»Danke, Doktor.« Er sagte es, als habe er einen Sieg errungen.
    Â»Doktor, ich hätte da ein paar Fragen bezüglich der Finanzierung Ihrer Forschungen …« Mary Dreschler, eine andere Senatorin des Ausschusses, lenkte die Diskussion schnell zurück auf nüchternere Fragen. Dreschler war Demokratin aus einem Staat im Mittleren Westen und hatte für den Sitz ihres verstorbenen Mannes kandidiert, der im Laufe einer Wiederwahlkampagne plötzlich gestorben war. Es war mittlerweile ihre dritte Amtszeit.
    Nach weiteren zwei Stunden war die Sitzung heute zu Ende. Es war bloß gut, dass es nicht den ganzen Tag lang dauerte. Wenn die Leute im Kongress so etwas häufiger machten, würde ich ihnen in Zukunft ein wenig mehr Respekt entgegenbringen müssen. Und ich dachte immer, ihre Arbeit bestünde bloß aus Glamour und Galadinners.
    Als Duke bekanntgab, die Sitzung werde nun beendet und am nächsten Tag fortgesetzt, machte sich Erleichterung im Saal breit. Das allgemeine erschöpfte Aufseufzen veränderte geradezu den Luftdruck.
    Ben saß in seinen Stuhl zurückgelehnt und grinste belustigt. »Wenn die ganze Anhörung in diesem Ton weitergeht, wird das eine Achterbahnfahrt. Ich kann es kaum erwarten mitanzusehen, was Duke mit Ihnen anstellt.«
    Â»Ich dachte, Sie wären auf meiner Seite.«

    Â»Bin ich auch. Trotzdem wird es Spaß machen zuzuschauen.«
    Ich konnte es schon hören: Und, haben Sie in letzter Zeit das eine oder andere Baby gefressen, Ms. Norville?
    Eier zum Frühstück. Zählt

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