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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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wäre sehr daran interessiert, mehr von Ihnen zu erfahren. Vielleicht könnten Sie ja in die Sendung kommen.«
    Er starrte mich lange Zeit an, und mein Herz schlug immer schneller in Erwartung dessen, was er vielleicht sagen könnte und was seine Worte mit mir anstellen würden. Kampf oder Flucht. Ich sollte weglaufen. Ich sollte mich aus dem Staub machen.
    Â»Wenn Sie als demütiger Bittsteller zu mir kommen, beantworte ich alle Ihre Fragen.« Er lächelte ein dünnes, wissendes Lächeln.
    Es waren wahre Worte; das wusste ich. Wenn ich zu ihm ging, mich ihm auslieferte, würde ich keine Fragen mehr haben – oder wenigstens nicht mehr den Willen, sie zu stellen. Doch das konnte ich nicht. Ich konnte nicht zu ihm gehen, ich konnte es einfach nicht tun, denn ich würde mein Ich verlieren, und dieses Ich hatte ich mir mühsam erkämpft. Ich stand mit beiden Beinen auf dem Boden, war dort verankert und würde mich auf keinen Fall von seinem Blick verschlucken lassen.

    Als er fortging, sah ich ihm nach. Die beiden Leibwächter, die sich ebenfalls zurückzogen, verstellten mir die Sicht.
    Etwas berührte mich an der Schulter. Aufkeuchend wich ich zurück.
    Es war Jeffrey, dessen Stirn sorgenvoll gekräuselt war. »Das war nicht unbedingt klug.«
    Man hatte mir schon viel vorgeworfen, aber geniale Geistesblitze gehörten nicht gerade dazu. Folglich hatte ich dem nichts entgegenzusetzen.
    Wir mussten den Saal für die nächste Anhörung räumen; ein anderer Ausschuss, ein anderes Thema. Die Regierungsmaschinerie lief weiter, egal was für kleine Paradigmenwechsel gerade in meinem Kopf vor sich gingen. Ich stand draußen im Korridor herum, die Arme verschränkt, die Schultern wütend hochgezogen.
    Â»Können wir ihn verklagen?«, wollte ich von Ben wissen. »Es muss doch etwas geben, weswegen wir ihn verklagen können.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich sehe mir die Sache einmal an. Für eine schikanöse Klage bin ich immer zu haben.«
    Â»Es ist überhaupt nicht schikanös! Dieser Kerl hat etwas richtig Unheimliches an sich. Wir müssen herausfinden, was er wirklich mit seiner komischen Kirche treibt, weil ich weiß, dass es einfach schrecklich ist. Das muss es sein.«
    Â»Wenn er gegen kein Gesetz verstoßen hat, können wir wahrscheinlich nichts unternehmen.«
    Woher sollten wir wissen, ob er gegen irgendwelche Gesetze
verstoßen hatte, wenn wir nicht wussten, was er wirklich trieb? Im Grunde lud er lediglich Leute zu einer altmodischen religiösen Erweckungsversammlung ein, und wenn sie dann bei ihm bleiben wollten, tja, dann war es ihre Entscheidung, nicht wahr?
    Ich musste unbedingt herausfinden, was er war. »Jeffrey, wenn Smith kein Mensch ist, was ist er dann?«
    Â»Ich hatte eigentlich gehofft, Sie würden einen Tipp abgeben«, sagte Jeffrey.
    Ich stieß ein Schnauben aus. »Ob Sie es nun glauben oder nicht, Sie haben wahrscheinlich mehr Erfahrung mit so etwas als ich. Ich meine, Sie können sehen , dass etwas mit ihm nicht stimmt. Wenn wir herausfinden, wo er gerade lagert, und uns die Sache anschauen, sehen Sie vielleicht … ich weiß es ja auch nicht. Irgend etwas.«
    Â»Ich weiß nicht recht, ob ich mich ihm weit genug nähern möchte, um es zu versuchen. Er ist gefährlich, Kitty. So viel sehe ich ihm auch so an.«
    Â»Ben?«
    Â»Schauen Sie mich nicht an. Jemand muss sich im Hintergrund halten, um Sie gegen Kaution freizubekommen, falls die Sache schiefgehen sollte.«
    Dieses Vertrauensvotum war einfach umwerfend.
    Â»Wenn Sie vorhaben, etwas Gesetzwidriges zu tun«, sagte Ben, »möchte ich erst hinterher davon erfahren. Bis morgen.« Er ging den Korridor entlang und winkte uns über die Schulter zu.
    Jeffrey blickte ihm nach. »Er ist wohl Ihr Anwalt, was? Er ist …«
    Â»Brüsk?«, schlug ich vor.

    Â»Ich wollte eigentlich aufrichtig sagen. Er hat eine gute Aura.«
    Na ja, das war wenigstens etwas, vermutete ich. Anscheinend hatte ich einen aufrichtigen Anwalt.
    Ich seufzte. »Da ich nicht weiß, wo sich Smiths Karawane befindet, ist der ganze Plan, ihn auszuspionieren, sowieso rein hypothetisch.«
    Ich sah mich nicht wirklich, wie ich in ein Taxi stieg, dem Fahrer mit einem Fünfzigdollarschein vor der Nase herumwedelte und rief: »Folgen Sie dem Mann da!« Gerade wollte ich Jeffrey fragen, ob er

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