Die Stunde Der Vampire
der Kongress der Vereinigten Staaten ihn ernst nehmen. Ich fragte mich, ob er ein wenig selbstgefällig war und sich von den Ereignissen, dem allgemeinen Haltungswandel bestätigt fühlte. Er sah einfach nur gelassen aus.
Ich lehnte mich vor, als Elijah Smith als Zeuge aufgerufen wurde.
Smith verlieà seine Karawane niemals. Wer sich ihm anschlieÃen wollte, wurde erst überprüft, bevor er hineingelassen wurde, um Smith zu treffen. Bisher hatte er noch nie in der Ãffentlichkeit gesprochen. Endlich bekam ich ihn leibhaftig zu Gesicht.
Was auch immer Jeffrey in ihm sehen mochte, das darauf hindeutete, dass er kein Mensch war, blieb mir verborgen. Er bewegte sich selbstsicher, seine Körperhaltung wirkte ernst. Seine Werwolfbodyguards blieben zurück
und saÃen in der ersten Reihe inmitten des Publikums. Sie hielten den Blick starr auf ihn gerichtet, ganz darauf erpicht, ihn keine Sekunde aus den Augen zu lassen.
»Heavenâs Gate«, flüsterte Ben mir zu. Ich sah ihn an, die Augenbraue emporgezogen zum Zeichen, dass ich auf eine Erklärung wartete. »Die Selbstmordsekte«, sagte er. »Er hat was von dieser selbstmörderischen Ruhe. Jim Jones, David Koresh, wissen Sie?«
Das machte mich nicht gerade zuversichtlich.
Er hatte kein Statement, also stürzte sich der Ausschuss gleich in die grundlegenden Fragen: Wo hatte er seinen Wohnsitz, was war er von Beruf? Smith behauptete, in Kalifornien ansässig zu sein. Es war mir nie gelungen, eine feste Adresse für ihn ausfindig zu machen. Seine Karawane zog nomadenhaft durchs Land. Vielleicht hatte er irgendwo ein Postfach.
Auf die Frage nach seinem Beruf antwortete er: »Spiritueller Berater.«
Das war ungefähr genauso surreal wie Jeffreys Antwort, »Kommunikationshelfer« zu sein. Aus irgendeinem Grund hatte niemand das Gefühl, vor den Senat treten und sagen zu können, er sei ein professionelles Medium oder ein Wunderheiler.
Duke sagte: »Soweit ich weiÃ, dienen Sie einer bestimmten Gruppe als spiritueller Berater. Könnten Sie diese Leute beschreiben?«
»Es sind Vampire und Lykanthropen, Senator.« Seine Stimme klang kühl, vielleicht mit einem Anflug von Belustigung.
Ich hatte ihn schon einmal sprechen gehört, aus der Ferne
mittels einer dürftigen Telefonverbindung. Selbst damals hatte seine Stimme etwas Betörendes, Hypnotisches gehabt. Er zog Zuhörer an, wie es jeder gute Prediger konnte. Doch da war noch etwas in der Art, wie in seiner Stimme Rätsel mitschwangen, die gelüftet werden würden, dunkle Geheimnisse, die er offenbaren würde.
In natura verdoppelte sich dieses Gefühl mindestens noch. Ich beugte mich vor, den Kopf zur Seite geneigt, weil ich unbedingt jedes Wort mitbekommen wollte. Ich wünschte, die Hintergrundgeräusche in dem Saal â Papierrascheln, hustende Leute â würden aufhören.
»Und inwiefern beraten Sie sie, Reverend Smith?«, fragte Duke. Derart respektvoll hatte Duke bisher noch keinen Zeugen behandelt. Ging er etwa tatsächlich davon aus, dass es sich bei Smith um einen braven christlichen Prediger handelte?
»Ich helfe ihnen auf der Suche nach dem Heilmittel.«
Als Nächstes sprach Henderson: »Diese Woche hat Dr. Flemming ausgesagt, er sei bei der Suche nach einem Heilmittel auf Schwierigkeiten gestoÃen. Wollen Sie etwa sagen, Sie hätten mehr Glück als die medizinische Wissenschaft gehabt?«
»Senator, diese Zustände lassen sich wissenschaftlich nicht vollständig erklären. Sie weisen eine spirituelle Dimension auf, und die Heilmittel liegen im Reich des Spirituellen.«
Das hatte ich mir schon immer gedacht. Ob es wohl unverschämt wäre, wenn ich mich weiter nach vorne setzte? Ich wollte nichts von dem versäumen, was Smith zu sagen hatte.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe.«
Senator Duke wandte sich an seinen Kollegen. »Er sagt genau das, was ich Ihnen bereits erklärt habe: Diese Leute sind verflucht, besessen, und ihnen muss der Teufel ausgetrieben werden.«
»Wir sind hier nicht im Mittelalter, Senator Duke.« Henderson wandte sich wieder seinem Zeugen zu. »Reverend Smith?«
»Ich glaube«, sagte er, »dass die Betroffenen in ihr Innerstes blicken können, um sich vom Makel ihrer ⦠Krankheiten ⦠zu reinigen.«
»Durch Gebet«, half Duke ihm weiter.
»In gewisser Weise, ja.«
Gebet,
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