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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Eigentlich hätte ich nicht in der Lage sein sollen, mit einem solchen Bösewicht ganz alleine fertig zu werden.
    Stockton filmte immer noch, die Kamera fest mit beiden Händen gepackt, sodass seine Knöchel weiß hervortraten. Wie brachte man eine solche Geschichte also unter Dach und Fach? Wischte man sich die Hände ab und ging nach Hause?
    Hinter mir erklang ein Stöhnen, tief, die Tonlage verändernd. Das Schauspiel war mir vertraut – eine menschliche Stimme, die sich in das Knurren eines Wolfes verwandelte.
    Einer von Smiths Leibwächtern verwandelte sich gerade. Warum auch nicht? Wie lange war es her, dass diese Leute das letzte Mal der anderen Seite ihres Wesens nachgegeben
hatten? Und jetzt war die Macht fort, von der sie beherrscht worden waren.
    Der kleinere Mann stand gekrümmt da und zog sich knurrend das Hemd aus, wobei er die Ärmel zerfetzte. Unter den Augen des anderen wich er zwar zurück, doch seine Muskeln kräuselten sich unter der Haut, sein Körper schmolz, während er die Gestalt änderte. Sämtliche Lykanthropen würden darauf reagieren; in wenigen Augenblicken würden sie sich alle verwandeln.
    Und da waren wir überhaupt noch nicht bei dem angekommen, was die Vampire gleich täten, da sie nun von Smiths Herrschaft befreit waren.
    Â»Jeffrey, wir müssen hier verschwinden.«
    Er sah sich um, und seine Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, was passierte. »Ja, sieht so aus.«
    Â»Roger!«, rief ich. »Zurück zum Wagen! Sofort!«
    Und tatsächlich packte eine Frau, die durch das Tor gekommen war, einen Mann, der neben ihr stand, warf ihn ausgestreckt zu Boden und ließ sich auf seinem Rücken nieder, bevor sie ihre Zähne entblößte. Sie warf sich auf seinen Hals und biss zu. Er schlug wild um sich und versuchte, sich zur Seite zu rollen und ihr einen Schlag zu versetzen. Aus seiner Hand wuchsen Krallen.
    Viele andere rannten, ohne sich noch einmal umzusehen, direkt in den Wald, als ihnen dämmerte, was hier vor sich ging.
    Jeffrey und ich halfen einander auf die Beine und fingen zu laufen an. Stockton starrte uns mit weit aufgerissenen, überraschten Augen an. Seine Kamera hielt er immer noch empor und filmte.

    Ich packte ihn im Vorbeilaufen am Hemd. »Kommen Sie schon!«
    Ein wütendes Knurren erklang hinter mir. Ein Wolf auf vier Beinen konnte schneller laufen als ich auf zweien.
    Â»Laufen Sie. Laufen Sie einfach«, sagte ich zu Jeffrey und schubste ihn in Stocktons Richtung. Ich kehrte den beiden den Rücken zu, um dem Wolf die Stirn zu bieten, der auf mich zugerannt kam.

Neun
    Er wollte die leichteste Beute in der Umgebung. Ich hatte bestimmt verlockend ausgesehen. Klein genug, um ein leichtes Ziel abzugeben, doch genug Fleisch dran, um die Sache lohnenswert zu machen.
    Das war auf so vielfältige Weise eine passende Beschreibung meinerseits, dass ich lieber erst gar nicht weiter darüber nachdachte.
    Er war hell, beinahe weiß, was ihn im Mondschein leuchten ließ. Außerdem hatte er gewaltige Ausmaße, einer der stämmigsten Wölfe, die ich je zu Gesicht bekommen hatte: breite Brust und Schultern, muskulöse Beine, den Kopf gesenkt, wie ein Rammbock. Er würde gegen mich anrennen und mich umwerfen, als sei ich ein Nichts, bevor er mich ohne nachzudenken zerfleischen würde.
    Doch die ersten paar Wunden würde ich überleben. Im Gegensatz zu Jeffrey und Roger war ich bereits mit Lykanthropie infiziert. Ich war zäh; ich würde es aushalten.
    Verdammte Scheiße.
    Ich sprang zur Seite. Im letztmöglichen Augenblick sprang ich zur Seite und packte den Wolf am Schwanz. Ich war stärker, als es den Anschein hatte. Ich hielt ihn lange genug, um seine Wucht zu bremsen; er zögerte und blickte zurück, hielt kurz inne, bevor er die Richtung seines Angriffs
änderte und wie ein Pfeil auf die Stelle zuhielt, an der ihm seine Beute entwischt war.
    Sein Maul stand offen, zielte auf meine Schulter, denn er wollte mich erneut zu Boden werfen und mit seinen Zähnen festhalten. Ich wirbelte herum und schob sein Gesicht mit meinem Körper beiseite. Anstatt sich in meine Schulter zu verbeißen, kratzten seine Eckzähne meinen Arm hinab. Zwei tiefe Furchen über den Bizeps waren immer noch besser, als eine Schulter einzubüßen, oder?
    Ich konnte mir nicht erlauben, darüber nachzudenken, wie sehr es wehtat. Jeffrey und Roger sollten mittlerweile den

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