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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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gesprochen hatte, ging auf Smith zu. Ich lief vorwärts, schlüpfte vor ihn und versperrte ihm den Weg.
    Â»Nein, geh nicht zurück. Bitte.«
    Smith rief hinter dem Tor: »Sie stehen zwischen ihnen und dem Frieden. Ich kann Ihnen Frieden geben.«
    Â»Kitty, hören Sie nicht auf ihn!«, rief Jeffrey.
    Doch Smiths Worte hatten keinerlei Wirkung auf mich gehabt. Ich musste ihm nicht zuhören. Das Amulett schützte mich.
    Jeffrey stand ein paar Meter hügelaufwärts von mir, die Hände zu Fäusten geballt. Er sah das erste Mal an diesem Abend besorgt aus. Stockton stand ganz in der Nähe, die
Kamera auf das Geschehen gerichtet, und filmte. Wenigstens hätten wir eine Aufnahme von dem hier, egal, wie es ausging.
    Ich musste Smith aus der Reserve locken – ohne so zu wirken, als täte ich das. Wahrscheinlich war er längst misstrauisch. Natürlich war er das.
    Ich trat an das Tor. »Kitty!« Jeffreys Stimme klang gepresst vor Angst. Ich winkte ihm zu und gab ihm damit hoffentlich zu verstehen, dass alles in Ordnung war. Ich hatte einen Plan. Zumindest hoffte ich das.
    An der Linie blieb ich stehen und versuchte, kläglich und unentschieden auszusehen.
    Einer seiner Anhänger machte sich daran, die Kette aufzusperren. Smith berührte das Metall nicht. Stahl enthielt Eisen, das für ein Wesen seiner Art Gift darstellte.
    Als die Leute um ihn herum die Ketten weggezogen hatten, ging Smith vorwärts. Ich konnte nicht wegsehen; sein Blick schlug den meinen in den Bann. Ich versuchte, eine Herausforderung daraus zu machen. Wölfe starrten einander an, wenn sie ihr Gegenüber zum Kampf herausfordern wollten.
    Â»Sie sind neugierig, nicht wahr?«, fragte er.
    Ich nickte. Ich musste ihn unbedingt dazu bringen weiterzugehen.
    Â»Aber Sie zögern. Sie haben Angst.«
    Er kam näher. Gott, am liebsten wäre ich davongelaufen. Die Wölfin wollte davonlaufen.
    Er war vor mir, hielt die Hand ausgestreckt, als wolle er, dass ich sie ergriff, damit er mich in seine Welt ziehen konnte. Mitten in seinen Koboldmarkt.

    Langsam ging ich einen Schritt zurück – zögerlich, um ihn dazu zu ermuntern, mir zu folgen. Ich befand mich genau am Rand. Er konnte mich zu sich ziehen, wenn er nur noch einen Schritt auf mich zumachte, einen Schritt über die Linie.
    Doch er blieb stehen. Als er lächelte, waren seine Zähne zu sehen.
    Er sagte: »Ich kann Ihren Zauber sehen. Ich werde die Linie nicht übertreten.«
    Verdammt. Zur Hölle mit ihm! Ich packte ihn am Hemd und zog, riss ihn vorwärts. Über die Linie.
    Ich hatte ihn für schwerer gehalten, als er tatsächlich war. Ihn zu zerren, fühlte sich an, als zöge ich an einem Kissen – er war leicht genug, um meinem Griff zu entgleiten. Vor Überraschung verlor ich das Gleichgewicht. Ich fiel rückwärts, doch ich ließ sein Hemd nicht los, denn ich war entschlossen, ihn zu Fall zu bringen, wenn nötig auch im wahrsten Sinn des Wortes.
    Ich fiel zu Boden und rechnete damit, dass er auf mich stürzen würde. Doch das tat er nicht, denn sobald sein Körper die unsichtbare Grenze, die wir erschaffen hatten, überquert hatte, fing er zu brennen an. Er loderte wie ein Leuchtfeuer, gelb und rot, und stieß ein schrilles Zischen aus, das ein Aufkreischen gewesen sein mochte. Asche und Funken fielen glühend heiß auf mich herab. Schreiend warf ich mir die Arme vors Gesicht. Meine Hände brannten und pulsierten schmerzhaft. Ich rollte mich seitwärts und versuchte zu entkommen.
    Jemand hielt mich auf und zog mich hoch, bis ich saß. »Alles in Ordnung?« Es war Jeffrey.

    Meine Hände waren rot und verbrannt und juckten, als hätte ich einen Sonnenbrand. Mein Gesicht brannte und juckte ebenfalls. Ich stellte mir lieber gar nicht erst vor, wie ich aussah.
    Ich entwand mich gewaltsam seinem Griff und hielt nach Smith Ausschau. »Wo ist er? Wo ist er hin?«
    Â»Er ist fort«, sagte Jeffrey, der ein leises nervöses Lachen ausstieß. »Er ist einfach verbrannt.«
    Etwas schwarze Asche lag im Gras verstreut. Leute kamen durch das Tor der Karawane gestolpert, verwirrt, die Köpfe schüttelnd.
    Â»Es ist vorbei«, sagte ich. Ich war zu erschöpft, um auf irgendeine Weise zu triumphieren. Dennoch wollte mich das Gefühl nicht loslassen, dass das nicht alles gewesen sein konnte. Das war beinahe leicht gewesen – eine echte Antiklimax.

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