Die Stunde Der Vampire
Rivalitäten, an dem es keinen Grund gab, untereinander zu kämpfen. Doch das bedeutete nicht, dass er nicht die Aufsicht führte und alles im Auge behielt. Oder dass er nicht klare Vorstellungen besaÃ, wie die Dinge laufen sollten. Und laut ihm blieb man sicher, indem man sich zurückhielt und sich in nichts hineinziehen lieÃ.
Ich hatte mich schon viel zu oft aus dem Fenster gelehnt, um diese Einstellung anzunehmen. Dennoch gab ich mir Mühe, mich nicht abwehrend zu verspannen. Er forderte mich nicht heraus. An meiner Handlungsweise gab es nichts auszusetzen.
»Er ist im Grunde nichts weiter als ein verrückter alter Mann. Er hat seine Rituale, sein Trinken, weil sie die Erinnerungen abwehren. Aber alle anderen erinnern sich für ihn und sprechen deshalb nicht mit ihm. Ich dulde ihn hier, weil er harmlos ist. Für die Geister, die er mit sich herumschleppt, gehört er bemitleidet.«
Am liebsten hätte ich geschrien angesichts des ganzen hinhaltenden Geredes von Leuten, die mir dabei nichts sagten. »Was hat er denn getan? Er will es mir nicht erzählen. Ihr nennt ihn den Nazi, was so viele Vorstellungen weckt. Aber ich möchte wissen, was genau er getan hat.«
Er zuckte mit den Schultern. »Die Zeit und der Ort seiner Herkunft sagen viel, oder etwa nicht?«
»Du sagst, du erinnerst dich. Dass alle sich erinnern. Tut ihr das wirklich, oder habt ihr euch nur etwas ausgedacht und seid der Meinung, es käme der Wahrheit nahe genug?«
Er war ein deutscher Soldat aus dem Zweiten Weltkrieg. Alle anderen ergänzten einfach die Leerstellen. Aber
machte das tatsächlich einen Kriegsverbrecher aus ihm? Wahrscheinlich würde ich es nie mit Sicherheit herausfinden.
Ahmed legte tadelnd die Stirn in Falten. Hier kam sie also, die »Ich bin älter und klüger als du, also setz dich und halt den Mund«-Rede. Es war, als hätte ich doch wieder einen Alpha.
»Kitty.« Er breitete die Hände aus, als habe er mir ein Angebot zu unterbreiten. »Ich möchte nicht mit ansehen, wie du in Schwierigkeiten gerätst.«
»Ich auch nicht! Aber ich bin es leid, dass alle etwas vor mir verbergen.«
»Vielleicht verbergen sie gar nichts vor dir â sie verheimlichen Dinge aus Gewohnheit. Viele von uns würden es vorziehen, diese Welt im Verborgenen zu belassen. Wir schulden niemandem etwas. Das ist der Schlüssel zu einem zufriedenen Leben. Sei niemandem gegenüber verpflichtet. «
»Du baust dir also eine Oase und sperrst die Welt aus, ist es das? Das bedeutet, du musst dir nicht die Mühe machen, jemandem zu helfen.« Ich musste hier verschwinden, bevor ich etwas sagte, was ich im Nachhinein bereuen würde. »Es tut mir leid, ich würde mich wirklich gerne weiter unterhalten, aber ich muss los. Heute Abend ist meine Show.«
»Bestimmt brauche ich dir nicht zu raten, vorsichtig zu sein.« Das hatte ich in letzter Zeit häufig zu hören bekommen. Wenn es nicht all die Leute gäbe, die mir ständig erzählten, wie viel Ãrger ich mir möglicherweise einhandelte, wäre diese Reise ein Kinderspiel.
»Ich bin vorsichtig. Bei Fritz gibt es eine Wahnsinnsgeschichte zu holen, und ich versuche nur herauszufinden, worum es sich handelt.«
Als ich die Tür erreichte, rief er: »Hey, heute Abend werde ich mir deine Sendung anhören. Ich werde das Radio in der Bar einschalten, damit jeder sie hören kann.«
Ãberhaupt kein Erfolgszwang also! »Danke. Das wäre cool.«
Jack streckte aufmunternd die Daumen in die Höhe, als ich hinausging.
Zehn
»Willkommen zurück. Wenn ihr gerade erst eingeschaltet haben solltet: Das hier ist die Midnight Hour , und ich bin Kitty Norville. Für die letzte Stunde habe ich ein neues Diskussionsthema, etwas das ich wahnsinnig gerne in die richtige Perspektive rücken würde. Ich möchte etwas Neues erfahren, und ich möchte mich überraschen lassen. Unsere Telefone sind geschaltet, und ich hoffe, dass mich jemand schockieren wird. Das Thema: das Militär und das Ãbernatürliche. Hat das Militär Verwendung für Vampire, Lykanthropen und all die anderen Zauberwesen? Bist du ein Werwolf bei den Streitkräften? Ich möchte von euch hören. Kennt ihr das Geheimnis, das hinter Remote Sensing steckt? Ruft mich an.«
Angesichts der kurzen Zeit, die ich auf die Planung der Sendung verwendet hatte, klappte das Ganze prima. Ich hatte
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