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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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bei unsereiner selten, was? Aber jemand sollte es erfahren. Diese Geschichte – jemand sollte sie erfahren.«
    Â»Also schön.« Mehr zu sagen wagte ich nicht. Ihn reden lassen, ihn erzählen lassen, was er loswerden wollte, ohne es aus ihm herauszukitzeln.
    Â»Du musst verstehen, dass Krieg gewesen ist. Menschen haben Dinge getan, die sie vorher nicht für möglich gehalten hätten. Schreckliche Dinge. Aber wir waren Patrioten, also haben wir sie getan. Auf beiden Seiten, alle waren wir Patrioten. Ich war damals noch sehr jung, und es war leicht, Befehlen zu gehorchen.
    Die SS hat uns gefunden, Leute wie uns. Ich habe auch Gerüchte gehört, dass sie mehr erschaffen haben, indem sie Rekruten in den Käfig geworfen haben, damit die Wölfe sie beißen würden. Das weiß ich nicht mit Gewissheit. Ich war schon Wolf, als sie mich zu sich holten. Sie haben uns zu Agenten gemacht. Spionen. Manchmal zu Attentätern.
Als Tiere konnten wir überallhin, die feindlichen Linien überqueren, ohne dass jemand etwas gemerkt hätte. Dann verwandeln wir uns in Menschen, tun das, weswegen wir losgeschickt wurden, und kehren wieder zurück. Sie haben uns trainiert, gedrillt, damit wir uns daran erinnern würden, was wir tun sollten, während wir Wölfe waren. Wie abgerichtete Hunde. Ich trug einen Beutel in meinem Maul, mit Papieren, Landkarten, Filmen. Daran kann ich mich noch erinnern.«
    Â»Fritz, bloß damit ich dich recht verstehe: Du sprichst vom Zweiten Weltkrieg. Der SS, dem Geheimdienst der Nazis …«
    Â»Pah! Sie nennen mich den Nazi, auch wenn sie glauben, ich wüsste das nicht. Ich bin kein Nazi. Wir hatten keine andere Wahl, verstehst du das nicht? Es war ein Wahnsinn, der ganz Deutschland befallen hatte. Heutzutage gibt man dem Wahnsinnigen, der ein Verbrechen begeht, nicht die Schuld. Nein, man sagt, er sei verrückt. Das ist Deutschland auch gewesen.«
    Sobald ich in Ruhe darüber nachdachte, würde mir die Kehle austrocknen. Ich würde sprachlos sein. Ich ließ mich von der Wucht seiner Geschichte mitreißen. »Etwas verstehe ich nicht: Du sagst, ihr hättet keine andere Wahl gehabt. Aber Werwölfe sind stärker als normale Menschen. Selbst in Menschengestalt können sie so gut wie jeden überwältigen, auf den sie treffen. Warum hast du das nicht getan? Warum haben du und die anderen nicht rebelliert? Es klingt, als hätten sie euch gegen euren Willen rekrutiert, aber warum habt ihr euch von ihnen gefangen nehmen lassen, anstatt gegen sie zu kämpfen?«

    Â»Abgesehen von dem Umstand, dass Krieg war? In Kriegszeiten hinterfragt man die eigenen Landsleute in Uniform nicht. Das tut man einfach nicht. Aber abgesehen davon hatten sie Silberkugeln. Die Käfige waren aus Silber.«
    Mein Herz hämmerte. Flemming hatte einen Käfig aus Silber.
    Â»Fritz, gibt es dazu irgendwelche dokumentarischen Nachweise? Ich habe ein bisschen geforscht. Die Nazi-Untergrundbewegung im Kampf gegen die alliierten Besatzungsmächte nach dem Zweiten Weltkrieg hieß Werwolf. Bist du daran beteiligt gewesen? Du willst mir doch nicht erzählen, dass die Mitglieder dieser Gruppe tatsächlich Werwölfe gewesen sind, oder?«
    Â»Ich kann mich nicht erinnern. Das ist lange her.«
    Es war egal. Mit der Geschichte in der Hand konnte ich sicher irgendwo Beweismaterial finden. Es musste noch mehr Leute mit ähnlichen Geschichten geben. Flemming zum Beispiel.
    Â»Hast du das Dr. Flemming erzählt? Hat er dich gebeten, ihm zu erzählen, was du im Krieg getan hast?«
    Â»Ja, das hat er.«
    Ich schloss die Augen und konnte spüren, wie sämtliche Luft aus meinen Lungen entwich. »Hat er dir gesagt, warum?«
    Fritz stieß ein Schnauben aus. »Er arbeitet für die Regierung, nicht wahr? Das ist doch offensichtlich.«
    Â»Weißt du, ich würde so einiges darum geben, Flemming in diesem Augenblick noch einmal in der Sendung zu haben. Fritz – wie fühlst du dich?«

    Â»Ich weiß nicht recht, was du meinst. Ich fühle mich alt. Müde. Sich zu verwandeln, wenn man Arthritis in den Händen und den Schultern hat, ist ziemlich schlimm.«
    Â»Ich meine die Dinge, die passiert sind. Wie ist es gewesen? Wie alt warst du? Du sprichst nicht gerne darüber, aber geht es dir jetzt besser? Fühlt es sich besser an, darüber zu sprechen?«
    Â»Ich glaube, ich sollte jetzt Schluss machen. Ich

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