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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Gelegenheit, als die Tänzerinnen sich ein letztes Mal im Kreis drehten und ihre Darbietung beendeten. Er erhob sich und trat in der Eile beinahe auf den Saum seines eigenen Gewandes; dann brüllte er über die letzten Musiknoten hinweg: »Mylady Mara, wo ist Euer Gemahl Buntokapi?«
    Die Musiker ließen ihre Streichinstrumente verklingen, bis auf einen Nachzügler mit der Vielle, der ein einsames Solo strich, bevor er seinen Bogen stillhielt. Ruhe trat ein, und alle Augen richteten sich auf Mara, die ihrerseits auf die Leckereien starrte, an denen ihre Köche lange gearbeitet hatten, von denen sie aber ganz offensichtlich nichts gekostet hatte. Sie schwieg, und mit lautem Klirren legte der Kriegsherr seinen Löffel zur Seite.
    Mit einem Blick, der irgendwo zwischen Schüchternheit und Unhöflichkeit lag, sah sie ihrem Schwiegervater in die Augen. »Mylord, vergebt uns beiden. Ich werde alles erklären, doch solche Worte kommen gnädiger, wenn die Diener Wein gebracht haben.«
    »Nein!« Almecho stützte seine mächtigen Hände auf den Tisch. »Lady, dies geht jetzt lange genug! Euer Mahl ist vorzüglich, und Eure Tänzerinnen sind sehr begabt, doch wir, die dieses Haus besuchen, werden uns nicht länger wie Hampelmänner behandeln lassen. Ihr müßt nach Eurem Lord schicken, damit er sich erklären kann.«
    Maras Gesichtsausdruck verriet nichts, doch sie wurde schlagartig blaß. Auch Nacoya schien ihr Zittern nicht verbergen zu können, und der Lord der Anasati spürte Schweiß unter seinem Kragen hinabrinnen. »Nun, Mädchen? Schickt nach meinem Sohn, damit uns mein Enkel präsentiert wird!«
    Maras Antwort zeugte von Hochachtung ihren Gästen gegenüber: »Vater meines Gemahls, vergebt mir, doch ich kann nicht tun, was Ihr verlangt. Laßt meine Bediensteten Wein bringen, und zu gegebener Zeit wird mein Gemahl sich selbst erklären können.«
    Der Kriegsherr sah Mara mit finsterer Miene an. Zuerst hatte er Buntokapis verzögertes Erscheinen als eine Art Witz betrachtet, als wäre es die scherzhafte Beleidigung eines alten Verbündeten. Doch im Laufe des Tages hatten das Warten und die Hitze deutlich an der Geduld gezehrt, die er anfangs noch besessen hatte. Jetzt konnte Tecuma von den Anasati den Vorschlag des Mädchens nicht mehr ohne Gesichtsverlust hinnehmen, denn ihre Bemühungen ließen vermuten, daß etwas nicht in Ordnung war. Ihre Entschuldigungen einfach zu akzeptieren wäre ein Schwächeeingeständnis gewesen, ein ernsthafter Rückschlag vor dem herausragendsten Mitglied des Kaiserlichen Rates. Selbst wenn Buntokapi sich bis zur Bewußtlosigkeit betrunken hatte, war diese Schande immer noch geringer als jene, die er durch die Beleidigung seines Vaters und seiner Gäste heraufbeschwor, indem er sich hinter seiner Frau versteckte.
    »Wir warten«, sagte er mit tödlichem Ernst in der Stimme.
    Mara war nervös, doch immer noch von einer naiven Aufrichtigkeit. »Ja, Vater meines Gemahls, das ist wahr.«
    Eine drückende Stille folgte diesen Worten.
    Die Musiker setzten ihre Instrumente ab, und die Tänzerinnen flohen aus dem Zimmer. Als es schmerzhaft deutlich wurde, daß die Lady der Acoma keine weitere Erklärung abgeben würde, sah sich der Lord der Anasati zu noch direkterem Vorgehen gezwungen.
    Als müßte er sich mit aller Kraft beherrschen, nicht laut loszuschreien, fragte Tecuma: »Was meint Ihr damit, das ist wahr?«
    Maras Unbehagen verstärkte sich. Sie wich dem Blick ihres Schwiegervaters aus. »Mein Gemahl wünscht, daß Ihr auf ihn wartet.«
    Der Kriegsherr hörte auf, von der als Nachtisch gedachten Süßspeise zu kosten, und sah verwirrt aus, eine Folge des merkwürdigen Gesprächs und des Weins. »Buntokapi möchte, daß wir auf ihn warten? Dann wußte er also, daß er uns erst später würde begrüßen können?« Almecho seufzte erleichtert, als wäre ein schweres Gewicht von ihm genommen. »Dann hat er eine Nachricht gesandt, daß er sich verspäten würde und Ihr uns bis zu seiner Ankunft unterhalten sollt, ja? War es so?«
    »Nicht ganz, Mylord«, sagte Mara. Ihre Gesichtsfarbe wurde dunkler.
    Tecuma beugte sich leicht nach vorn. »Was genau hat er dann gesagt, Mara?«
    Mara begann zu zittern wie ein Gazen, das vom starren Blick einer Schlange festgenagelt wird. »Seine genauen Worte, Vater meines Gemahls?«
    Tecuma ließ seine Hände donnernd auf den Tisch krachen, und die Platten und Teller hüpften in die Höhe. »Genau!«
    Etwas zu spät bemerkte Chumaka, der zwinkernd wie ein von

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