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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Leiche. »Eine Schande, daß er ehrenvoll durch die Klinge starb. Zweifellos hat er von seinem Herrn die Erlaubnis dafür bekommen, als ihm der Auftrag erteilt wurde.« Der Kommandeur sandte einen Mann los, der die Suchtrupps zurückrief. »Zumindest hat der Hund von den Minwanabi die Möglichkeit eines Fehlschlags miteinbezogen.«
    Mara mußte von diesem Zwischenfall ohne weitere Verzögerung benachrichtigt werden. Keyoke deutete wegwerfend auf die Leiche. »Entsorgt dieses Aas, aber hebt ein Stück auf, durch das er identifiziert werden kann.« Dann nickte er Papewaio und Lujan zu: »Gute Arbeit. Nutzt den Rest der Nacht zum Schlafen.«
    Die beiden Männer tauschten Blicke aus, als der Kommandeur der Acoma-Streitmacht in die Nacht davonschritt. Keyoke ging gewöhnlich sparsam mit Lob um. Dann grinste Lujan, und Papewaio nickte. In unausgesprochenem, vollem Einverständnis wandten sich die beiden Männer den Soldatenunterkünften zu, um vor der wohlverdienten Ruhe noch gemeinsam einen Schluck zu sich zu nehmen.

    Als Bruli von den Kehotara am nächsten Morgen beim Frühstück erschien, sah er auf erbärmliche Weise nicht gerade aus, als wäre er auf der Höhe. Sein hübsches Gesicht war geschwollen, und seine Augen waren gerötet, als hätten ihn die ganze Nacht Alpträume geplagt. Doch mit ziemlicher Sicherheit hatte er über sein Dilemma mit den Geschenken gegrübelt und nichts von dem Attentäter gewußt, der in seinem Gefolge in den Haushalt der Acoma gelangt war. Mara bezweifelte, daß er nach dem Verlust seiner Selbstkontrolle beim Abendessen genug Geschick beweisen könnte, um so zu tun, als wäre kein Anschlag auf ihre Person unternommen worden.
    Sie lächelte, halb aus Mitleid. »Mein Freund, es scheint Euch nicht gutzugehen. Hat Euch die Unterbringung letzte Nacht nicht gefallen?«
    Bruli zwang sich zu seinem gewinnendsten Lächeln. »Doch, Mylady. Die Gemächer, die Ihr mir gegeben habt, waren sehr schön, aber …« Er seufzte, und sein Lächeln verschwand. »Ich stehe einfach unter einem großen Druck. Bezüglich der Angelegenheit, die ich gestern abend erwähnte, würde ich Euch gerne um Nachsichtigkeit und Entgegenkommen bitten … wenn es Euch möglich wäre …«
    Maras Herzlichkeit verschwand. »Ich glaube nicht, daß das klug wäre, Bruli.«
    Die Luft roch nach frischem Thyza-Brot, doch das schien gar nicht zu der Situation zu passen. Bruli erinnerte sich dumpf daran, daß das Frühstück auf dem Tisch kalt wurde, und sah seiner Gastgeberin direkt in die Augen. Seine Wangen färbten sich in einer sehr wenig tsuranischen Weise dunkel. »Mylady«, begann er, »Ihr scheint Euch nicht des Druckes bewußt zu sein, den Ihr verursacht, wenn Ihr meine Bitte ablehnt.«
    Mara sagte nichts, sondern gab einer Person, die links hinter dem Laden stand, ein Zeichen. Eine Rüstung quietschte als Antwort, und Keyoke kam mit dem blutigen Kopf des Attentäters herein. Er legte die Trophäe ohne jede Umschweife geradewegs auf den Teller vor dem jungen Bewerber.
    »Ihr kennt diesen Mann, Bruli.« Es war keine Frage.
    Bruli wurde blaß; aber nicht wegen der gräßlichen Trophäe auf seinem Teller, sondern weil die Stimme der Lady der Acoma einen Ton enthielt, den er noch nie bei ihr gehört hatte. »Er war einer meiner Träger, Lady. Was ist geschehen?«
    Der Schatten des Offiziers fiel auf ihn. Maras nächste Worte kamen schneidend und hatten einen metallischen Klang. »Ein Attentäter, Bruli, kein Träger.«
    Der junge Mann blinzelte; einen kurzen Augenblick lang war sein Gesicht völlig ausdruckslos. Dann sank er in sich zusammen, und eine Locke seines schwarzen Haares verdeckte die Augen. Das Geständnis kam widerwillig. »Der Herr meines Vaters«, sagte er und meinte Jingu von den Minwanabi.
    Mara gönnte ihm eine kleine Verschnaufpause, während sie den Kommandeur bat, sich neben sie zu setzen. Als Bruli sich wieder soweit im Griff hatte, um ihrem Blick standhalten zu können, nickte sie. »Der Mann war ohne Zweifel ein Spion der Minwanabi. Genauso wie Ihr für Euren Vater.«
    Bruli versuchte gar nicht erst, sich gegen etwas aufzulehnen, das ohnehin nutzlos war. Der verzweifelte Blick wich aus seinen Augen. »Ich bitte darum, als Krieger sterben zu dürfen, Mara.«
    Mara ballte ihre Fäuste auf der Tischdecke. »Als Krieger, Bruli?« Sie lachte voll bitterem Zorn. »Mein Vater und Bruder waren Krieger, Bruli, Keyoke ist ein Krieger. Ich habe dem Tod ins Gesicht gesehen und bin eher einer als Ihr.«
    Der junge

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