Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
Entdeckung des Minwanabi-Spions unter Brulis Leuten hatte ihn getroffen. Wenn es zwei Spione gab, warum dann nicht auch drei?
    Doch die Ereignisse überschlugen sich jetzt zu sehr, als daß er die Sache hätte näher untersuchen können. Bruli von den Kehotara kehrte zum Herrenhaus der Acoma zurück, und Mara kleidete sich wieder in lässige Gewänder und legte Schminke auf, um den hartnäckigen Werbenden weiter zu verwirren. Er verbeugte sich und trat ein. Es fiel auf, daß keine Musiker dabei waren, ebenso fehlten die feinen Kleider, die Juwelen und die lockigen Haare. Mit rotem Gesicht und etwas befangen eilte der junge Mann durch die Begrüßungsformalitäten. Ohne eine Entschuldigung für seine Unhöflichkeit platzte er heraus: »Lady Mara, ich danke den Göttern, daß Ihr mir eine Audienz gewährt.«
    Mara kam ihm zuvor; sie schien nicht zu spüren, daß sein Verhalten nicht länger nur von Leidenschaft geprägt war. »Ich habe Euch möglicherweise falsch beurteilt, mein Lieber.« Sie starrte schüchtern auf den Boden. »Vielleicht war es Euch ernst …« Dann machte sie ihm mit glühendem Liebreiz ein Angebot. »Wenn Ihr zum Essen bleibt, können wir uns noch einmal unterhalten.«
    Deutliche Erleichterung spiegelte sich auf Brulis Gesicht, als er antwortete. Eine schwierige Unterredung lag vor ihm, und die Sache würde einfacher sein, wenn er Maras Sympathien wieder gewonnen hätte. Außerdem würde ein Verlobungsversprechen die Wut seines Vaters etwas beschwichtigen. Die Acoma konnten sich auf einen sicheren, soliden Reichtum stützen, und ein paar Schulden würden sie sicherlich ohne große Probleme zahlen können. Zuversichtlich, daß alles gut werden würde, wartete Bruli, während Mara Jican Anordnungen gab, für Brulis Gefolgschaft Quartiere herzurichten. Nachdem der Sohn des Lords der Kehotara in ein Gemach geführt worden war, kehrte Mara in ihr Arbeitszimmer zurück, wo Arakasi auf sie wartete – wieder einmal in der Verkleidung eines Gemüsehändlers.
    Mara vergewisserte sich, daß sie allein waren. »Wann wollt Ihr aufbrechen?«
    Arakasi, der unruhig auf und ab gegangen war, blieb stehen; er war kaum mehr als ein Schatten im Dunkel einer Ecke, in die wegen der Stapel von Brulis Geschenken kaum Licht fiel. Der Vogel trällerte wehmütig seine hübschen Lieder. »Heute nacht, Mistress.«
    Mara warf ein Tuch über den Käfig, was die Melodie zu einer Serie schläfriger Töne dämpfte. »Könnt Ihr nicht noch einen oder zwei Tage warten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall länger als bis zum Tagesanbruch morgen früh. Wenn ich nicht gegen Mittag in einer bestimmten Schenke in Sulan-Qu erscheine und im Laufe der nächsten Woche an einigen anderen Orten, wird mein Ersatz aktiv werden. Es wäre fürchterlich, wenn Ihr plötzlich mit zwei Supai dastündet.« Er lächelte. »Und ich würde die Dienste eines Mannes verlieren, der nur sehr schwer zu ersetzen ist. Wenn die Angelegenheit allerdings derart lebenswichtig ist, finde ich eine andere Aufgabe für ihn und bleibe.«
    Mara seufzte. »Nein. Wir müßten die Sache mit dem Kehotara-Jungen bis dahin eigentlich beendet haben. Ich möchte, daß Ihr Keyoke über die Identität des Minwanabi-Spions in Brulis Gefolge aufklärt. Und teilt ihm mit, daß ich heute nacht in Nacoyas Gemächern schlafen werde.« Der Singvogel unterbrach sein Piepen, als sie schwieg. »Was würdet Ihr sagen, wenn ich Pape und Lujan heute nacht in meinen Gemächern Wache halten ließe?«
    Arakasi dachte nach. »Ihr glaubt, der junge Bruli wird Euch einen nächtlichen Besuch in Eurem Bett abstatten?«
    »Wahrscheinlicher ist es, daß ein Attentäter aus seinem Gefolge es versuchen könnte.« Mara zuckte mit den Achseln. »Ich habe Bruli da, wo ich ihn haben wollte, doch ein bißchen mehr Unbehagen seinerseits könnte uns nicht schaden. Wenn jemand heute nacht durch den Flur wandert, werden wir es ihm einfach machen, meine Gemächer zu erreichen.«
    »Ihr beeindruckt mich wie immer, Mistress.« Arakasi verneigte sich voller Ironie und Bewunderung. »Ich werde dafür sorgen, daß Keyoke von Euren Anordnungen erfährt.«
    Mit einer einzigen, galanten Bewegung verschwand der Supai in der Dunkelheit. Er ging geräuschlos hinaus und den Flur entlang, ohne auch nur von der Zofe gesehen zu werden, die gekommen war, um Mara mitzuteilen, daß ihre Gewänder und das Bad auf sie warteten, sollte sie sich vor dem Essen noch frisch machen wollen. Mara schickte ihren Läufer zu Nacoya und

Weitere Kostenlose Bücher