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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Getränken. Dann befahl sie ihrem Läufer, Arakasi zu holen, und schickte einen Diener los, um sich den neuesten Bericht über die Einzelheiten des Minwanabi-Haushalts von der Anzahl seiner Küchenjungen bis zu den Namen und Geschichten seiner Konkubinen bringen zu lassen.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte Mara, als Arakasi eintrat.
    »Mistress, Euren Spionen geht es gut. Ich kann dem Bericht jedoch kaum etwas Wesentliches hinzufügen, da ich ihn bereits vor dem Bad ergänzt habe.« Er reckte seinen Kopf und wartete auf das weitere Vorgehen seiner Herrin. Mara sah, daß er müde und ausgemergelt von der Reise war, und sie bat ihn zu den Kissen, vor denen das Tablett mit Früchten stand.
    Als Arakasi sich niedergelassen hatte, informierte sie ihn über die Geburtstagsfeier des Kriegsherrn im Herrenhaus der Minwanabi. »Es darf uns nicht ein einziger Fehler unterlaufen«, betonte sie, als der Supai einen Zweig mit San-Beeren in die Hand nahm.
    Ruhiger als gewöhnlich und ohne gespieltes Getue trennte Arakasi eine Frucht nach der anderen vom Stengel. Dann seufzte er. »Gebt mir einen Platz in Eurer Ehrengarde, Mylady «
    Mara hielt den Atem an. »Das ist gefährlich.« Sie sah den Supai scharf an, sich nur zu bewußt, daß sein Durst nach Rache genauso groß war wie der ihre. Wenn er seine Umsicht nicht verlor, würde er alles daran setzen, der Falle zu entgehen und den Sieg zu erringen.
    »Es wird in der Tat gefährlich werden, Lady. Und es wird Tote geben.« Arakasi zerdrückte eine Beere zwischen den Fingern, und der Saft lief rot über seine Handfläche. »Dennoch bitte ich Euch, mich mitzunehmen.«
    Langsam und vorsichtig verbannte Mara die Unsicherheit aus ihrem Herzen. Sie nickte zustimmend, wenn auch die Tatsache zwischen ihnen unausgesprochen blieb, daß Arakasi in seiner Bereitschaft, das Leben seiner Herrin zu schützen, sehr leicht getötet werden konnte. Denn der Supai sah zwar gut aus in der Rüstung eines Kriegers, doch er hatte wenig Übung im Umgang mit Waffen. Seine Bitte, sie dennoch begleiten zu dürfen, sprach mehr als alles andere für die Gerissenheit und Falschheit, die sie vom Lord der Minwanabi zu erwarten hatte. Arakasi hegte zudem den Wunsch, falls sie scheitern sollte, selbst einen letzten Versuch gegen Jingu wagen zu können, solange er noch in seiner Reichweite war. Das schuldete sie ihm für die Cho-ja und all das, was er für die Sicherheit der Verteidigung der Acoma getan hatte.
    »Ich hatte eigentlich vor, Lujan mitzunehmen … doch er könnte hier benötigt werden.« Keyoke hatte inzwischen widerstrebend anerkannt, daß Lujan unabhängig von seiner spitzbübischen Art ein mit außerordentlichen Fähigkeiten begnadeter Offizier war. Und wenn Keyoke gezwungen war, Ayaki zu verteidigen … Mara zwang sich, ihre Gedanken von diesem Thema abzuwenden. »Geht zu Pape. Wenn er Euch einen Offiziershelm leiht, könnt Ihr ihm helfen, mein Gefolge zusammenzustellen.« Mara brachte ein kurzes Lächeln zustande. Arakasi verneigte sich. Sobald er verschwunden war, klatschte Mara scharf in die Hände, um das Tablett mit der zermatschten Beere von einer Dienerin fortschaffen zu lassen.
    Im schwächer werdenden Licht betrachtete Mara noch ein letztes Mal den Fensterladen. Das Warten war endlich vorbei, der Mördervogel kauerte über seiner Beute. Der Lord der Minwanabi mochte stolz und zuversichtlich und stark sein – sie mußte trotzdem einen Weg finden, wie sie ihn auf seinem eigenen Besitz besiegen konnte.
    Es war eine unbequeme Reise. Die Straßen im Spätsommer waren trocken und voller Staub, und unaufhörlich wirbelte er von den Wagen auf. Nach der kurzen Strecke über Land bis Sulan-Qu setzten Mara und ihr Gefolge, das aus fünfzig Ehrenwachen bestand, die Reise zu den Ländereien der Minwanabi in einer Barke fort. Das rege Treiben in der Stadt und am Hafen beeindruckte Mara nicht; die Nacktheit der Sklaven ließ sie kaum den Kopf wenden, so sehr war sie mit den Machenschaften ihres Feindes beschäftigt. Als sie sich mit Nacoya auf den Kissen unter dem Dach der Barke niederließ, dachte sie darüber nach, daß sie es nicht mehr seltsam fand, über das Haus ihres Vaters zu herrschen. Jahre waren vergangen, seit sie Lashimas Tempel verlassen hatte. In diesen Jahren hatte sie sich verändert, war an ihrer Aufgabe gewachsen, und mit diesen Gedanken kam genügend Entschlossenheit, ihre Furcht zu verbergen. Auch in Keyokes Haltung schien sich der gleiche Stolz zu spiegeln, als er seine Soldaten auf

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