Die Stunde der Wahrheit
Erscheinung, »wir sind glücklich, daß Ihr Euch entschlossen habt, uns zu Ehren des Kriegsherrn zu besuchen.«
Mara war sich bewußt, daß all die anderen anwesenden Edlen ihre Blicke auf sie richteten und darauf warteten, wie sie auf diese Beleidigung reagieren würde. Sie antwortete freundlich, doch auch ihre eigene Verbeugung war sehr oberflächlich und nur von kurzer Dauer. »Wir danken dem Lord der Minwanabi für die Einladung.«
Maras Haltung ärgerte Jingu, und er winkte jemanden zu sich auf das Podium. »Ich möchte Euch jemanden vorstellen, die Ihr vermutlich kennt.« Dann verzogen sich seine Lippen zu einem hungrigen, erwartungsvollen Lächeln.
Die Lady der Acoma zeigte keinerlei Reaktion, als auf Jingus Aufforderung eine Frau das Podium betrat. Arakasi hatte sie vorgewarnt, daß Teani irgendwo im Haushalt der Minwanabi auftauchen könnte, denn schon seit langer Zeit war ihnen bekannt, daß die Konkubine eine Spionin der Minwanabi war. Doch die Tatsache, daß Buntokapis frühere Geliebte es geschafft hatte, in den innersten Zirkel um Jingu vorzudringen, gab Mara zu denken. Die Frau war möglicherweise gerissener, als sie bisher angenommen hatte. Zumindest war sie ganz offensichtlich seine Favoritin, so eingehüllt in kostbarer Seide und Juwelen, mit einer Kette aus seltenem Metall um ihren schlanken Hals. Doch Schmuck und Schönheit vermochten nicht die Bösartigkeit ihres Charakters zu verdecken. Tiefer Haß auf Mara brannte in ihren hübschen Augen, und seine Intensität ließ die Herrin der Acoma frösteln.
Den Blick einer Frau von Teanis Stellung zu erwidern wäre eine unnötige Höflichkeit gewesen und hätte zu leicht als Eingeständnis eigener Schwäche interpretiert werden können. So richtete Mara ihre Aufmerksamkeit und Worte nur an den Lord der Minwanabi links von ihr. »Meine Beraterin und ich sind gerade erst nach einer langen und ermüdenden Reise eingetroffen. Würden Mylord uns unsere Plätze zuweisen, damit wir einige Erfrischungen zu uns nehmen können, bevor das Bankett und die Festlichkeiten beginnen?«
Mit einem Schnipsen seines pummeligen Fingers strich Jingu die Fransen auf seinem Kostüm wieder glatt, dann verlangte er nach einem kühlen Getränk. Während er darauf wartete, daß seine Diener seinem Wunsch nachkamen, strich seine Hand abwesend über Teanis Arm, eine Geste, die seine Frau ignorierte. Als niemand mehr daran zweifeln konnte, daß er die Wünsche seiner Gäste zurückstellte, ehe nicht seine eigenen befriedigt waren, nickte er einem Diener süffisant zu. »Bring Lady Mara und ihre Bediensteten zum drittletzten Tisch, nah am Eingang zur Küche, damit sie so schnell wie möglich bedient werden.« Seine fette Leibesfülle schwabbelte, als er über den Einfallsreichtum seiner beleidigenden Bemerkung offenherzig lachte.
Eine Lady von Rang mochte eine solche Plazierung entwürdigend finden, doch Teani genügte diese Geste nicht. Sie grollte, innerlich wütend, weil Mara sie nicht beachtete, und griff in das Gespräch ein. »Ihr solltet sie bei den Sklaven unterbringen, Mylord. Alle wissen, daß die Größe der Acoma auf dem Wohlwollen der Anasati beruht und selbst der Schutz durch Lord Tecuma seit dem Tode seines Sohnes ziemlich brüchig geworden ist.«
Dieser Affront war zu groß, als daß Mara ihn hätte übergehen können. Sie vermied es zwar, Teani direkt zu antworten, schnappte aber nach dem Köder, den Jingu für sie ausgelegt hatte. Sie warf einen feurigen Blick auf sein fettes, lachendes Gesicht. »Erhabener Lord der Minwanabi, alle wissen von Eurer … Güte, doch sicherlich findet auch Ihr wenig Nutzen darin, die Überbleibsel eines anderen Mannes in Euren Dienst zu übernehmen.«
Jingu legte einen Arm um Teanis Schultern und zog ihren schlanken Körper an sich. »Ihr bringt die Situation durcheinander, Lady Mara. Diese Frau wurde von keinem Mann fallengelassen, sondern war nur eine Mistress, die ihren verstorbenen Herrn überlebt hat. Ich werde es Euch nur einmal sagen. Teani ist ein geschätztes und würdiges Mitglied meines Haushaltes.«
»Natürlich.« Mara deutete eine kaum wahrnehmbare Verbeugung an, als wollte sie sich entschuldigen. »Legt man Euren reichlich bekannten Geschmack zugrunde, muß sie Euch vortrefflich dienen, Jingu. In der Tat, mein verstorbener Ehemann konnte sich nicht beklagen« – Mara warf Teani einen flüchtigen Blick zu –, »doch war Buntokapis Appetit ziemlich derber Natur.«
Teanis Augen sprühten Funken. Die Kurtisane
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