Die Stunde Der Woelfe
du.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich will nicht gegen dich kämpfen. Das werde ich nicht tun.«
Und ich beherrschte mich. Ich rührte mich nicht, stand reglos da. Lass mich einfach laufen. Ich würde sie in Ruhe
lassen, wenn sie es zulieÃe. Beinahe unbewusst lehnte ich mich von ihr weg, in Richtung des Rudels, der Wölfe, einer Familie, wo ich mich verwandeln und anonym sein konnte.
Ihre Hände wurden zu Wolfspranken. Da sie ihren Griff nicht lockerte, schnitten mir die Krallen ins Fleisch, und Blut rann meinen Arm hinab. Ich sah sie an, rührte mich aber immer noch nicht. Unsere Blicke begegneten einander erneut. Ich hielt den Atem an, um nicht zu knurren.
Ein paar andere, die mittlerweile zu Wölfen geworden waren, beobachteten uns, die Ohren nach vorne gerichtet. Ihnen war klar, dass etwas vor sich ging. Sie kamen angetrabt, frei umherstreifende Tiere, die für die Dauer dieser einen Nacht ihre Ketten gesprengt hatten. Wir hatten ein Publikum.
Mir stieg der Geruch meines eigenen Blutes in die Nase. Die Wölfin trat und wand sich; der Geruch brachte sie schier um den Verstand. Doch wenn ich nicht reagierte, würde Meg mich in Ruhe lassen.
Sie lieà meinen Arm los. Ich hatte mein nicht sonderlich gut unterdrücktes Seufzen noch nicht ganz ausgestoÃen, da schlug sie mir ins Gesicht â mit der offenen Hand, die Krallen ausgefahren. Meine Wange brannte vor Schmerz; es tat so weh, dass ich die einzelnen Schnitte nicht voneinander unterscheiden konnte. Drei, schätzte ich, wenn man die Haltung ihrer Hand bedachte. Eine schnelle Ohrfeige. Es fühlte sich wahrscheinlich schlimmer an, als es im Grunde war. Blut sammelte sich in einem Rinnsal, das mir den Kiefer hinablief.
Ich kämpfte nicht. Aber ich duckte mich auch nicht furchtsam.
SchlieÃlich wandte sie sich ab.
Mein Körper stand in Flammen. Meine Haut brannte lichterloh, und mein Atem kam als leises Schluchzen.
Die Wölfe umgaben uns. Das gesamte Rudel hatte sich zu uns gesellt.
Wölfe stupsten uns an, stieÃen mit den Schultern an unsere Hüften. Helles, cremefarbenes, silbernes und schwarzes Fell bewegte sich in einem Meer um uns. Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, wurde mir weià vor Augen.
Ich lieà die Wölfin mit einem Heulen aus mir ausbrechen.
Als würde sie toten Pelz abschütteln, das Fell des letzten Jahres abwerfen, krümmt sie sich und läuft dann befreit davon.
Sie folgt seiner Witterung. Ihm, dem Einen. Rennend holt sie ihn an der Spitze des Rudels ein. Er ist blass, kupferfarben, wunderbar im Mondschein. Sie läuft auf ihn zu, stöÃt ihn an. Sie verbeugt sich spielerisch; jault auf, will, dass er sie jagt. Sie leckt ihm über das Gesicht und kauert vor ihm, den Schwanz niedrig, um ihm zu zeigen, dass er der Stärkere ist, dass er mit ihr machen kann, was er will. Im anderen Leben kann sie ihm diese Dinge nicht sagen, aber hier kann sie es, hier spricht sie diese Sprache.
Jener andere Teil von ihr ist zu stolz. Aber die Wölfin weià es besser.
Das Weibchen des Einen schnappt nach ihr â nicht spielerisch, sondern wütend. Hält sie vom Einen ab â und der Eine beschützt sie nicht. Er knurrt, faucht, springt auf sie zu. Winselnd läuft sie davon, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt. Da lässt er von ihr ab. Trabt davon, als sei sie
nichts. Sie wird in Ruhe gelassen. Die anderen schnappen nach ihr und necken sie, weil sie derart zurückgewiesen worden ist, aber ihr steht nicht mehr der Sinn danach mitzuspielen.
Jener andere Teil von ihr weiÃ, weshalb sie so groÃen Kummer empfindet.
Als ich am nächsten Morgen wieder Menschengestalt annahm, waren die Wunden bereits verheilt. Zumindest die Kratzer, die Meg mir zugefügt hatte.
Nächte vergingen.
Ich wusste nicht, wo ich Rick finden konnte. Bisher war er immer zu mir gekommen. Ich wusste, wo ich mit der Suche anfangen konnte, und wenn er nicht dort wäre, würde ich wahrscheinlich auf jemanden stoÃen, der mir sagen konnte, wo er steckte. Jedenfalls, wenn ich nicht zuerst verprügelt werden würde.
Der Nachtclub Psalm 23 war ein beliebtes Jagdrevier unter Vampiren. Im Gegensatz zu dem, was viele Legenden besagten, mussten Vampire ihre Opfer nicht umbringen, wenn sie sich von ihnen nährten. Normalerweise taten sie es nicht, da es zu viel Aufmerksamkeit erregte, die Gegend mit Leichen zu übersäen. Sie konnten ein junges Ding mit
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