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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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davor, sich zu überschlagen. »James. Bist du James?«
    Er verengte die Augen zu Schlitzen, als versuche er, mich in aller Deutlichkeit zu sehen. Dann weiteten sich seine Augen.
    Â»Du bist sie! Kitty!« Er kam weiter auf mich zu, und ich dachte, er würde mich ungestüm umarmen, doch einen Schritt vor mir blieb er stehen – ich zuckte nicht allzu heftig zusammen. Er vollführte Gesten mit den Händen, als plädiere er vor Gericht. »Ich bin solch ein großer Fan von dir!«
    Â»Danke«, sagte ich matt. Ich hätte schreien sollen. Einfach schreien und mich ducken, während Cormac durch die Tür gestürmt käme, aus allen Rohren feuernd. Doch James hatte mich völlig verblüfft.
    James stellte nicht die Fragen, die ich einer Prominenten gestellt hätte, die zufälligerweise bei mir zu Hause auftauchte; beispielsweise, wie hast du mich gefunden, und warum bist du hier? Er verhielt sich, als fände er das alles überhaupt nicht merkwürdig, als sei diese Art von Vorfall ein natürlicher Bestandteil des Lebens, das er sich eingerichtet hatte. Die Art Leben, bei dem er dauernd mitten in der Nacht bei Radio-Talkshows anrief.
    Er ließ die Schultern hängen und duckte sich vor mir, als wolle er sich verneigen. Er musste sich vornüberbeugen, um sich selbst kleiner zu machen als mich. Das tat er nämlich, er zeigte seine Unterwürfigkeit, ein Wolf dem anderen. Den Blick hatte er die ganze Zeit über abgewandt. Seine Instinkte waren in den Vordergrund getreten.

    Ich starrte. Es war kein dominantes Ich-bin-ein-größerer-Wolf-als-du-Starren. Mehr ein erstauntes, verstörtes Starren. Was sollte ich mit ihm machen? Ich wollte nicht, dass er mich berührte, doch er rückte Zentimeter für Zentimeter näher, als wolle er mich betatschen, sich an mir reiben, wie es ein unterwürfiger Wolf bei einer Wölfin täte, die für ihn das Alphatier war. Ich trat einen Schritt zurück.
    Er zuckte zusammen, schlang die Arme eng um den Körper. Seine Augen blickten traurig und verletzt drein. »Du begreifst nicht«, sagte er. »Das … das ist großartig. Es ist, was ich mir immer gewünscht habe. Du kannst mir helfen. Du bist die Einzige andere … eine von uns, eine wie wir, ich meine … die mir je begegnet ist außer …« Er hielt inne und schluckte. Seine Atmung ging schnell.
    Â»Außer wem, James?« Meine Stimme überschlug sich.
    Â»Außer derjenigen, die mich gemacht hat. Sie hilft mir. Sie hat gesagt, ich könne ein Rudel haben, wenn ich diesen anderen Werwolf umbringe und mir seines aneigne. Sie hat gesagt, sie würde es mir zeigen. Ich … ich kann das tun. Ich weiß, dass ich es kann. Ich habe geübt. Aber sie sagt mir einfach nicht, wo ich hin muss. Sie … sie hat mich schon eine ganze Weile nicht mehr besucht. Aber du wirst mir helfen, nicht wahr? Du hilfst so vielen Leuten.«
    Mir war übel. James benötigte Hilfe, aber ich konnte sie ihm nicht geben. Wer konnte es? Welches Krankenhaus könnte ihn halten? Was konnte irgendwer tun? Da sprach natürlich der Mensch in mir. Ich erinnerte mich an Cormacs Worte: Dir ist doch wohl klar, dass wir diesen Kerl umbringen müssen. Als Wolf hatte James seine Grenzen überschritten.
Wie Zan. Aber was hatte das schon zu bedeuten, wenn er niemanden gehabt hatte, der ihm die Regeln beibrachte?
    James blickte auf, sah über meine Schulter. Cormac stand im Türrahmen.
    Â»Norville, ist er es?«
    Ich konnte nur nicken.
    Cormac hob den Arm und feuerte seinen Revolver ab.
    Ich duckte mich. James lief bereits. Ich dachte, er würde sich umdrehen und versuchen, in den rückwärtigen Teil des Hauses zu gelangen. Das hätte ich an seiner Stelle getan. Doch er stürzte vorwärts, unter der Schusslinie des Revolvers, an Cormac vorbei, den er mit der Schulter beiseitestieß, und aus der Tür.
    Cormac prallte gegen den Türrahmen, hatte sich jedoch in Sekundenschnelle wieder gefangen, wandte sich nach draußen und gab zwei weitere Schüsse ab. Sein Arm blieb ruhig, er ließ sein Ziel nicht aus den Augen, und folgte ihm geschickt mit der Mündung des Revolvers, als benutze er ein Stativ.
    Â»Mist!« Er richtete die Waffe nach oben, als James um die Hausecke verschwand.
    Ich lief James hinterher, obwohl ich wusste, dass er vielleicht auf der anderen Seite des Hauses wartete, um einen etwaigen Verfolger aus dem

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