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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Hinterhalt zu überfallen. Ich wollte ihn nicht aus den Augen verlieren. Cormac war dicht hinter mir.
    In dem schmalen Gartenstück zwischen den beiden Häusern verlief eine Spur aus Kleidungsstücken: Jeans, Unterhose und ein weißes T-Shirt, das in Fetzen gerissen
war. Da war ein dunkler, wilder Geruch – Moschus, Pelz und Schweiß eines Lykanthropen, der soeben seine Gestalt gewandelt hatte.
    Ich machte den Reißverschluss an meiner Jeans auf und schob sie zu Boden.
    Â»Was machst du da?«, fragte Cormac, der wie angewurzelt stehen blieb.
    Ich hielt inne. Auf einmal war ich mir nicht sicher, ob ich dies tun könnte. Doch ich hatte keine andere Wahl.
    Â»Ich bin schneller, wenn ich mich verwandele. Es ist meine einzige Möglichkeit, mit ihm Schritt zu halten.« Es kann eine Stärke sein, hatte T.J. gesagt. Mal sehen.
    Cormac machte den Mund auf, wollte mir widersprechen. Doch er sagte nichts. Er ließ die Schultern hängen und wandte den Blick ab. Ich zog das T-Shirt aus, den BH. Die Luft war kalt, ich bekam auf den Schultern eine Gänsehaut. Innerlich war mir warm. Meine Muskeln spannten sich an, machten sich schon zum Laufen bereit, weil ich wusste, was dies bedeutete; die Wölfin wusste, was dies bedeutete.
    Ich wollte jagen, und ich brauchte sie. Ich war so weit. Sie kauerte in meinem Innern und erfüllte mich mit Vorfreude.
    Cormac wandte sich zum Gehen.
    Â»Warte«, sagte ich. »Ich will, dass du zusiehst.«
    Â»Warum?«, fragte er mit rauer Stimme.
    Â»Ich möchte, dass du weißt, wie ich aussehe, damit du mich nicht aus Versehen erschießt.«
    Â»Sollte ich dich jemals erschießen, wird es nicht aus Versehen geschehen.«

    Ich ging auf ihn zu, nackt, unbefangen. Ich befand mich am Rand meiner anderen Welt, menschliche Moralvorstellungen hatten keinerlei Gültigkeit mehr. Ich wusste nicht, wie ich mich sonst verhalten sollte, außer so, während die Wölfin aus meinen Augen sah.
    Ich blieb einen Schritt vor ihm stehen, seinem Blick standhaltend.
    Â»Das ist deine Chance. Wenn du das vorhaben solltest, dann bring es jetzt über die Bühne, damit ich nicht dauernd über die Schulter sehen muss.«
    Ich wusste selbst nicht, wie lange ich darauf warten wollte, dass er die Waffe erhob und mir in den Kopf schoss. Ich stand mit ausgebreiteten Armen vor ihm und bot mich ihm dar. Mein wütender Blick passte nicht zu meiner Verletzlichkeit. Aber ich musste ein für alle Mal wissen, was er im Schilde führte.
    Schließlich sagte er: »Pass auf dich auf.«
    Â»Ja. Du auch.« Ich drehte mich um und ging auf die Rückseite der Gasse zu.
    Â»Versuch nicht, gegen ihn zu kämpfen, Kitty. Er ist größer als du. Finde ihn einfach, und ich kümmere mich dann darum.«
    Ich nickte.
    Sie zurückzuhalten fühlte sich ein wenig so an, als hielte ich den Atem an. Sobald ich daran dachte, Wolfsgestalt anzunehmen, fing die Verwandlung an, Empfindungen durchströmten mich zusammen mit meinem Blut und weckten die Nerven und Instinkte, die meist vergraben lagen. Außer in Vollmondnächten konnte ich es zurückhalten. Doch wenn ich Wolfsgestalt annehmen wollte, musste
ich nur ausatmen, dabei ans Ausatmen denken, und der nächste Atemzug gehörte schon ihr.
    Mein Rücken krümmte sich, während ich vom ersten Krampf geschüttelt wurde. Denk an Wasser, lass es durch dich hindurchströmen, und Fell spross wellenförmig meinen Rücken und meine Arme hinab wie kleine Nadeln, die durch die Haut stießen. Ich ächzte und bekämpfte den Schmerz. Dann Krallen, dann Zähne und Knochen und Muskeln …
    Sie schüttelt sich, sträubt das Fell und schlüpft in ihre Muskeln.
    Ihre Ohren richten sich auf, und sie hebt den Kopf, um die Gestalt ganz in ihrer Nähe zu betrachten. Er steht auf zwei Beinen und riecht nach Gefahr, nach unbewussten Schmerzen. Ihr anderes Selbst erkennt die Waffen, die sie töten können.
    Ihr anderes Selbst erkennt auch ihn und stellt die Nackenhaare nicht auf und erstickt das Knurren.
    Â»Norville?«
    Anspannung, Nervosität, Angst. Sie kann es mit ihm aufnehmen, ihn umbringen, wenn es sein muss. Er ist schwach. Aber diese Waffen sind stärker. Sie riechen nach Feuer.
    Â»Bist du da drin? Weißt du, wer ich bin?«
    Der Tonfall ist fragend, auf der Suche nach Versicherung. Seine Nervosität gilt nicht ihr, sondern einer anderen Gefahr. Der andere, der

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