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Die Stunde der Zaem

Die Stunde der Zaem

Titel: Die Stunde der Zaem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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er sich, vor Scida und Gerrek zuzugeben, daß er an Heeva Gefallen gefunden hatte.
    »Weißt du, was mit meinem Beutesohn geschehen ist?« fragte Scida. »Wir vermuten ihn auf der Lichtinsel.«
    »Dort weilt er in der Tat, und er schwebt in großer Gefahr.«
    »Zaem?«
    »Nein. Nicht die Zaubermutter ist es, sondern seine eigene Überzeugung. Mythor ist bereit, Dinge zu tun, die er schon bald bereuen könnte. Er neigt dazu, die Macht der Dämonen zu unterschätzen.«
    »Dann müssen wir ihm beistehen.« Scida schlug mit der geballten Rechten an ihre Rüstung. »So wahr ich eine Amazone bin, ich werde kämpfen um das Leben meines Sohnes.«
    »Ein Beuteldrache auch«, echote Gerrek.
    Aber Heeva schüttelte den Kopf.
    »Bleibt, wo ihr seid«, riet sie. »Keinen der zwölf Zugänge vermögt ihr zu überwinden. Habt ihr nicht erlebt, was geschieht, wenn ihr den Fuß zwischen die Vorhänge setzt? Und das war nur eine Falle von vielen, die geschaffen wurden, ungebetene Eindringlinge abzuhalten. Wer vermag schon gegen sich selbst zu bestehen?«
    »Keine Amazone schreckt vor einer Herausforderung zurück und verharrt tatenlos«, rief Scida.
    »Du wirst dich damit abfinden müssen«, sagte Heeva. »Immerhin kannst du Lankohr und mich in Gedanken begleiten. Für uns Aasen gibt es kaum Hindernisse, wir können die Lichtinsel betreten wie jede Fronja-Maid, etliche Hexen und die Zaubermütter auch.«
    »Lankohr geht mit dir?« fragte Scida erstaunt.
    »Natürlich«, meinte Heeva. »Was hast du erwartet?«
*
    Kurz darauf weilten die beiden Aasen nahe des Nabels der Welt. Lichterfüllte Gänge, Säulenhallen und Gewölbe bildeten ihre Umgebung - alles veränderlich, doch von magischen Strömen durchzogen, die den Weg wiesen. Nur eines war wirklich von Bestand, existierte in dieser Form schon, seit es Zaubermütter gab: Fronjas Schrein.
    »Ist Mythor dort?« wollte Lankohr wissen. Viele Fragen bewegten ihn, aber alle zu stellen, wagte er nicht.
    Heeva verneinte.
    »Wir werden den Sohn des Kometen dort nicht finden. Doch sei unbesorgt, noch hat er die Lichtinsel nicht verlassen.«
    Lankohr fiel auf, daß sie die Richtung abrupt wechselte. Ehe er sich nach dem Grund dafür erkundigen konnte, hob Lärm an.
    Von allen Seiten kamen sie, ihre Anwesenheit war für Lankohr völlig überraschend. Zeternd stürzten sie sich auf Heeva.
    Aasen-Mädchen, zehn an der Zahl.
    »Verräterin!« schrien sie.
    »Mannsweib!«
    Lankohr hörte sie auch von Stee rufen, und da war ihm klar, was geschah.
    Ohne länger zu zögern, warf er sich vor, bekam eine der Aasinnen zu fassen und zerrte sie zurück.
    »Haltet ein!« kreischte er. »Hört auf damit. Verdammt!«
    Ein schmerzhafter Tritt traf ihn am Schienbein. Er stöhnte auf, sein Griff lockerte sich. Sofort verkrallte die Aasin sich in seinem blonden Haarflaum, und gemeinsam stürzten sie zu Boden. Lankohr kam unter ihr zu liegen, er spürte ihren Atem in seinem Gesicht, fühlte ihre Erregung. Wie eine Furie war sie und kaum zu bändigen. Selbst mit den Knien stieß sie nach ihm, während er verzweifelt versuchte, ihre Handgelenke zu umklammern.
    Endlich gelang es Lankohr, sich herumzuwälzen. Die Aasin zappelte in seinem Griff wie ein Fisch auf dem Trockenen; schon der Ausdruck ihrer Augen verhieß nichts Gutes. Verächtlich spie sie aus und traf Lankohr mitten ins Gesicht. Gleichzeitig hörte er Heeva gellend aufschreien.
    Lankohr kam wieder auf die Beine. Ein rascher Blick zeigte ihm, daß es schlecht stand um Heeva. Dieser Übermacht war sie nicht gewachsen.
    »Ihr Götter«, murmelte er tonlos. »Verschont mich vor dem Zorn einer Frau.« Dann stürmte er vor und brüllte: »Laßt Heeva in Ruhe!«
    Vielleicht hätte er besser daran getan, sich klammheimlich davonzumachen. Aber er fand keine Zeit, sich mit solchen Gedanken zu befassen.
    Zwei weitere Aasinnen wandten sich ihm zu, suchten ihn abzudrängen. Lankohr schlug und trat um sich, was ihnen jedoch nicht das geringste auszumachen schien. Wie Kletten hängten sie sich an ihn; er vermochte sie nicht abzuschütteln.
    »Diesmal kriegen wir dich!« zischte die eine. »Dich und deine saubere Gefährtin.«
    Als sie ihren Zauberstab gegen ihn richtete, sah Lankohr rot. Er riß einen seiner Dolche aus der Lederscheide und schlug zu.
    Krachend traf das Metall auf den Zauberstab, teilte ihn in zwei Hälften. Wie ein jäher Blitz zuckte es durch Lankohrs Arm, daß er vorübergehend gelähmt war und die Klinge fallen ließ. Aber auch die Aasin erstarrte. Aus

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