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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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in die Tasche der Kapuzenjacke. Auf dem Weg nach unten schmerzten meine geschundenen Knie. Schritt für Schritt, ein Fuß vor den anderen. Jede Vorwärtsbewegung zerrte an meinen zum Zerreißen angespannten Nerven. Den Blick auf Sofa und Standuhr meidend passierte ich das Wohnzimmer und stand schließlich vor der Küchentür.
    Du musst funktionieren, Emerson. Du darfst dich nicht unterkriegen lassen. Es gibt Dinge, die getan werden müssen.
    Nach ein paar tiefen Atemzügen steckte ich den Kopf durch die Küchentür. Es roch immer noch nach Popcorn.
    »Hallo.« Cat saß allein am Küchentisch. Sie erhob sich, um mir auf einen Stuhl zu helfen. »Kaleb hat gesagt, dass ich einen Blick auf deine Verletzungen werfen darf.«
    »Das Einzige, das wirklich wehtut, ist meine Schulter.«
    Und mein Herz. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie daran etwas ändern konnte.
    »Welche Schulter ist es?«, fragte sie.
    »Die rechte.« Es war ein kleiner Sieg, dass meine Lippen nicht zitterten.
    Vorsichtig streifte sie die Jacke herunter und verzog beim Anblick des Blutergusses das Gesicht. »Liam hat gesagt, er hätte dich zu Boden gedrückt, als das Gebäude explodiert ist. Ist es dabei passiert?«
    Irgendetwas war seltsam an dem, was sie sagte, und lenkte mich von meinen Schmerzen ab, sowohl von den körperlichen als auch von den seelischen.
    »Explodiert?« Das Gebäude war explodiert . Alles, was ich gelesen und gehört hatte, deutete daraufhin, dass es ein Feuer gegeben hatte, aber von einer Explosion war nie die Rede gewesen.
    Cat schien verwirrt. »Hab ich mich geirrt? Hab ich Liam falsch verstanden?«
    Ich ignorierte ihre Fragen. »Wo ist Ava?«
    »Ich weiß nicht. Keiner hat sie gesehen.«
    »Ich habe sie gesehen. In der Vergangenheit. Sie stand bei einem Mann und schaute zu, wie das Labor abbrannte.« Traurigkeit schnürte mir die Kehle zu, und ich musste ein paarmal schlucken, um die Fassung zu wahren. »Ich dachte, ich hätte ihn wiedererkannt.«
    »Wie sah er aus?«
    »Groß. Breite Schultern. Helles Haar.«
    Cats Miene blieb unbeweglich. »Und du hast ihn wiedererkannt?«
    »Ja.« Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es sie gefreut hätte, wenn ich ihr verraten hätte, woher. »Ich bin ihm schon mal begegnet.«
    »Was ?«
    Ich verschränkte die Arme auf dem Tisch und legte meinen Kopf darauf.
    Alle mochten denken, dass Landers verschwunden war, weil er Liams Akten gestohlen hatte. Aber so war es nicht.
    Er hatte sich in meiner Wohnung versteckt.
     
    Die Morgenluft war frisch. Irgendwo verbrannte jemand Laub. Liam und Kaleb saßen in Schaukelstühlen unter einem alten Eichbaum. Von den herunterhängenden Zweigen regnete es goldenes Herbstlaub.
    Es hätte ein wunderschöner Tag sein können.
    »Liam.« Cat ging auf sie zu, die Arme vor der Brust verschränkt, um sich gegen die Kühle zu wappnen. Oder gegen Liams Reaktion. »Tut mir leid, wenn ich euch unterbreche. Wir müssen reden.«
    »Schon gut, Cat.« Sein Gesicht wirkte älter als gestern. Er drückte sich vom Boden ab und schaukelte in seinem Sessel hin und her. »Guten Morgen, Emerson.«
    »Morgen.« Ich konnte nichts Gutes daran sehen.
    Kaleb bot mir seinen Platz an. Ich wollte protestieren, doch er umfasste meine Handgelenke und zog mich auf den Stuhl.
    Ich ersparte es Cat, die Neuigkeiten zu verkünden, indem ich sagte: »Jonathan Landers hat in meinem Zimmer gewohnt.«
    Keiner sagte etwas. Liam hörte auf zu schaukeln. Kaleb starrte mich an.
    »Ich wusste nicht, dass er es war. Er hat gesagt, sein Name sei Jack.«
    »So ist er als Junge genannt worden«, murmelte Cat.
    »Ich bin gestern Nacht draufgekommen. Aber richtig klar geworden ist es mir erst heute Morgen. Ich hab ihn für einen Zeitlosen gehalten, bis ich versucht habe, ihn platzen zu lassen und er nicht verschwunden ist. Er war … halbfest.«
    Liam beugte sich vor und stützte die Hände auf die Knie. In seinen Ehering waren Unendlichkeitssymbole eingraviert. Das musste ihm letzte Nacht beim Überqueren der Brücke geholfen haben.
    »Wann hast du ihn zum ersten Mal gesehen?«
    »An dem Abend, als das Restaurant eröffnet wurde. Vor ein paar Wochen.«
    Vor einer Ewigkeit.
    »Er hat in deinem Zimmer gewohnt? War er ständig dort? Wie hat er auf dich gewirkt?«, fragte Liam.
    »Er ist aufgetaucht, und nach einer Weile ist er wieder verschwunden.« Ich war bedrückt vor Scham und Trauer. »Jetzt ist mir klar, dass es in meinem Zimmer wahrscheinlich eine Brücke gibt, die ich vorher nicht sehen

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