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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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auf.
    Landers hatte eine Komplizin, Geld und eine Liste von Leuten mit besonderen Fähigkeiten.
    »Er hat gesagt, er wolle mich schützen. Meine Unschuld schützen. Ich hätte es ihm fast geglaubt.« Es schauderte mich, als ich daran zurückdachte, wie er mich an jenem Tag angesehen hatte. Ich schloss die Augen und versuchte, die Erinnerung an sein Gesicht auszulöschen. »Ich frage mich, ob Ava ihm geglaubt hat.«
    »Er kann sehr überzeugend sein«, sagte Liam.
    »Er hat mir nachspioniert. Jetzt sind er und Ava verschwunden, und Michael ist tot.«
    Damit würden sie nicht davonkommen. Ich würde tun, was auch immer nötig wäre, um sie aufzuhalten. Die Rache würde mich am Leben halten, und wenn ich sie genommen hätte … würde ich irgendwie weitersehen. Krampfhaft versuchte ich, meinen Verstand festzuhalten. Wenn er mir entglitt, konnte mir selbst Kaleb nicht mehr helfen, fürchtete ich. Ich musste allein sein und nachdenken.
    Ich ließ die anderen draußen zurück und ging hinauf in Michaels Zimmer. Wenige Sekunden später steckte Cat den Kopf durch die Tür.
    »Emerson, ich …«
    Ich hielt meine zitternde Hand hoch und gab ihr ein Zeichen, still zu sein.
    »Tu das nicht.« Ihre Stirn legte sich in tiefe Falten. »Du darfst dich nicht abkapseln – das ist nicht gesund.«
    »Du hast ja keine Ahnung.« Ich lachte bitter.
    »Sag mir, wie du dich fühlst. Rede mit mir.« Sie sah so besorgt aus, fast wie eine Mutter, die Angst um ihr Kind hat. »Bitte.«
    Das Wort »Bitte« löste meine Zunge.
    »Ich werde ihn nie wiedersehen. Es gibt so vieles, was ich nicht gesagt habe, und nachdem meine Eltern … Ich habe mir geschworen, nie wieder etwas ungesagt zu lassen. Aber ich habe es wieder getan. Jetzt ist er fort.«
    Hätten wir dieselbe lebenslange Verbindung haben können wie Liam und Grace? Ich würde es nie erfahren. Mein ganzes Leben lang würde ich über diese Möglichkeit nachdenken.
    Cat kam langsam auf mich zu, als würde sie sich zögernd einem Unfallort nähern.
    So ähnlich war es auch.
    »Fass mich nicht an.« Ich verzog mich in die äußerste Ecke des Bettes – außerhalb ihrer Reichweite. Die Arme um die angezogenen Knie geschlungen, wiegte ich mich hin und her. »Wusstest du, dass es sieben Stufen der Trauer gibt?«
    Mein Tonfall war so beiläufig, dass ich wie eine Verrückte rüberkam. Cat trat zurück und ließ sich schweigend auf dem Schreibtischstuhl nieder.
    »Ich hab bei der Therapie alles darüber gelernt. Und soll ich dir was sagen? Ich finde das total bescheuert. Wieso ist es keine gerade Zahl? Wieso gibt es nicht acht Stufen der Trauer? Ich brauche eine Art Etappenziel für mein Leid, damit ich weiß, wann ich die Hälfte geschafft hab.« Ich lachte verbittert und hielt einen Moment inne, um meine Fassung wiederzuerlangen. Ich musste meine Fassung wahren.
    Ich konzentrierte mich auf ein Spinnennetz an der Decke, ein winziger Fetzen vergessenen Lebens, das von einem Luftzug bewegt wurde. »Aber es gibt nur sieben. Die ersten Stufen sollten kein Problem für mich sein – Schock und Verdrängung, Schmerz und Schuld. Ich habe schon Erfahrung, also müsste es leichter sein, oder? Ich kann mir all die richtigen Sachen sagen, mir die Bewältigungsstrategien ins Gedächtnis rufen.«
    Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte das Spinnennetz von der Decke gerissen. Stattdessen umschlang ich meine Knie noch ein wenig fester. »Ich … bin stehen geblieben auf diesen Stufen, als ich meine Eltern verloren habe. Monatelang. Ich habe mich fast verloren.«
    Cats Stirnfalten waren noch tiefer geworden, seit sie sich gesetzt hatte. Sie passten nicht zu ihrem übrigen Gesichtsausdruck.
    »Als ich aus der Zukunft zu ihm gekommen bin, warum hab ich ihm nicht gesagt, er soll das Gebäude verlassen, bevor es in die Luft fliegt?« Ich konnte nicht verstehen, warum ich ein solches Wissen für mich behalten sollte. »Wie konnte ich ihn auf diese Weise sterben lassen? Wie konnte er beschließen, so zu sterben?«
    »Du hättest nichts sagen können – es gibt Regeln, besonders, wenn du in Zukunft mit Hourglass verbunden bleibst.« Sie wollte mich trösten, aber ihre Erklärung machte mich wütend.
    »Wer stellt diese Regeln auf?«
    »Das findest du früh genug heraus«, sagte sie in sachlichem Ton und stand auf. »Nach heute werden sie uns bestimmt bald einen Besuch abstatten.«
    Ich starrte sie verständnislos an. »Wovon redest du?«
    »Was wäre, wenn ich dir sagen würde«, fragte Cat und schaute

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