Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1
ständig daran denken.«
»Tatsächlich?« Meine Stimme klang ein wenig zu atemlos. Meine Gedanken überschlugen sich auf der Suche nach den richtigen Worten, um ihn zu stoppen, aber mir fiel partout nichts ein, was ich hätte sagen können.
»Tatsächlich.« Kaleb ließ seine Hände meine Arme hinab bis zu den Handgelenken gleiten. Ich bekam eine Gänsehaut, und mein Pulsschlag beschleunigte sich. Ich wich zurück und stieß mir den Kopf am Hängeschrank.
Er lachte, aber sein Lachen wärmte mich, statt mich zu beschämen.
Noch wärmer wurde mir, als er mein Gesicht mit den Händen umschloss, bevor ich mir ein zweites Mal den Kopf stoßen konnte.
»Und? Hab ich dich schon ein bisschen abgelenkt?«, fragte Kaleb.
Kein einziges Wort kam mir in den Sinn. Ich äußerte keinen Protest, als er sich ganz langsam vorbeugte, bis sein Mund fast meine Lippen berührte. Ich schloss die Augen.
Und sah Michaels Gesicht vor mir.
Ich brauchte Kaleb nicht wegzustoßen. Er hörte von selbst auf. Gleichzeitig öffneten wir die Augen.
»Das habe ich befürchtet.«
»Was?«, hauchte ich.
»Michael. Und du.«
»Woher weißt du das? Ich meine, wovon redest du?«
Er runzelte die Stirn und strich sanft über meine Wange. »Hör zu. Wenn das hier rein körperlich wäre, würde ich dich nach oben tragen und uns ein freies Zimmer suchen. Mit deinem Einverständnis, natürlich.«
Ich glaube, ich habe gequiekt. Kaleb war unglaublich sexy, aber auch genauso Furcht einflößend. Wenigstens für mich.
Er lachte. »Aber es ist nicht rein körperlich, was schon sehr verwirrend ist. Da ist etwas zwischen dir und Michael, auch wenn er es nicht zugeben will.«
»Nein, da ist nichts. Wirklich nicht«, widersprach ich.
»Empfindest du etwas für ihn?«
»Vielleicht.« Diesmal schlug ich den Hinterkopf absichtlich gegen den Schrank. »Ich hab keine Ahnung, was. Tut mir leid.«
»Du musst dich nicht entschuldigen. Sag mir einfach Bescheid, wenn du’s weißt.« Seine Hände umschlossen noch immer mein Gesicht. Er hauchte mir einen sanften Kuss auf den Mundwinkel, ohne seinen Blick von meinen Augen zu wenden. Dann flüsterte er mit den Lippen an meiner Haut: »Für eine Chance bei dir lohnt es sich zu warten.«
Ausgerechnet in diesem Augenblick kam Michael in die Küche marschiert.
Kaleb entfernte sich von mir und kehrte zu seiner Pfanne zurück, als sei nichts geschehen. Michaels Miene war undurchdringlich. Eine Sekunde lang fragte ich mich, ob er überhaupt etwas gesehen hatte. Oder ob es ihm etwas ausgemacht hätte.
»Emerson?« Seine Stimme klang emotionslos.
»Ja?« Ich sprang von der Anrichte und geriet ins Stolpern, doch Kaleb hielt mich fest und verhinderte einen Sturz.
»Tut mir leid«, murmelte er.
»Weich in den Knien?«, fragte Michael.
Er hatte definitiv was gesehen.
Ich strich mein Haar zurück und zupfte mein Top zurecht. »Alles okay.«
»Cat ist nicht hier. Ich bin zu ihr ins Labor gefahren. Wir treffen uns erst morgen Früh. Ich wollte mit dir reden über … unser gestriges Gespräch. Aber es sieht so aus, als würdest du dich anderweitig amüsieren.«
Damit drehte er sich um und verließ die Küche.
»Irgendwas ist im Busch.« Kaleb machte ein konzentriertes Gesicht. »Seine Gefühle sind durcheinander. Ich glaube, ich sollte mit ihm sprechen …«
»Nein, das mach ich.« Ich legte die Hand auf Kalebs Arm. »Ihr Jungs habt euch schon genug gestritten. Ich bring die Sache jetzt in Ordnung.«
37. KAPITEL
M ichael.«
Er war schon an der Haustür, als ich ihn einholte. »Wo willst du hin? Ich dachte, du wolltest reden.«
»Wusste ja nicht, wie lange du noch brauchst.« Seine Schritte dröhnten über den Holzboden der Veranda. »Ich wollte euch Zeit lassen, bis ihr fertig seid.«
»Warte!« Ich hielt ihn am Ärmel fest, und er zuckte zusammen, als ich versehentlich seine Haut streifte. »Wir waren fertig. Ich war fertig. Wir haben nicht …«
Er riss sich von mir los und steuerte die Treppe an. »Was zum Teufel hast du dir nur dabei gedacht, Kaleb zu küssen?«
»Ich habe ihn nicht geküsst!«
»Ich hab dich gerade in der Küche mit ihm gesehen«, sagte er und fuhr herum. »Und ihr habt euch geküsst.«
»Es war nicht so …«
»Das ist es nie.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und schaffte es, überlegen zu wirken. »Das sagt man so, wenn man erwischt wird.«
»Erwischt? Das klingt, als hätte ich was Schlimmes getan.« Um ihm das überhebliche Grinsen auszutreiben, legte ich
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