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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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seit einiger Zeit schon zwischen ihnen stand, im Stehen. Alfredo nahm den 100-D-Mark-Schein in die Hand.
    »Du spinnst nicht nur, du bist vollends verrückt, Hanns. Diese Markigen machen das Land kaputt, die sind dir wohl auch zu Kopf gestiegen. Das geht doch gar nicht, was die wollen. Ihr könnt Italien doch nicht einfach abschreiben, Hanns.« Langsam erhob er sich. Den Schein in der Hand stand der kleine Italiener vor von Hartenstein, der ihn bei Weitem überragte.
    »Italien würde sich das nie gefallen lassen. Ich auch nicht. Nimm deinen Hunderter und stecke ihn dir sonst wohin.« Alfredos Stimme vibrierte, ehe er dem Freund den Schein in die Außentasche des Jacketts schob, wo er wie ein Einstecktüchleich in seinem Blauton herausragte.
    »Geht auf’s Haus, Hanns, aber wenn du noch einmal mit D-Mark kommst, dann such dir einen anderen Italiener. So jemanden bediene ich hier nicht mehr. Klar?« Ohne die Antwort abzuwarten, schob Alfredo seinen Freund »Don Hanns« beiseite, ging kopfschüttelnd den Gang zurück und verschwand in der Küche.
    Von Hartenstein griff nach seinem iPhone, das er an die Kerze in der Mitte des Tisches gelehnt hatte, und verließ mit einem kurzen Nicken in Richtung des Gastes in der Ecke, ansonsten grußlos das »Da Fredo« mit Blick auf den EZB-Turm, wo es morgen zur Sache gehen dürfte.

D-Day minus 11: Donnerstag
    12.00 Uhr
    Es war wie immer. Die Damen und Herren arbeiteten ruhig die geldpolitische Routine ab, auch in der größten politischen Hektik. Man hielt sich an sein Raster – ein Denkmuster, das bei allen Notenbankern bei aller Unterschiedlichkeit doch sehr ähnlich war. Als Sherpa saß Hanns-Hermann von Hartenstein, wie immer, direkt hinter seinem Präsidenten und beobachtete die Runde der Notenbank-Gouverneure der Eurozone plus das Direktorium der EZB bei dieser ersten Sitzung nach der Regierungsübernahme der Markigen.
    Die Ratsmitglieder saßen alle an einem zentralen kreisrunden Tisch, der in der Mitte ein riesiges Loch hatte. Die Sherpas gruppierten sich in einem zweiten Kreis hinter ihren Chefs. Für von Hartenstein hatte dieses Routinierte jedoch auch etwas damit zu tun, dass ein Noten- oder Zentralbanker heute fast auf der ganzen Welt unabhängig war. Denn was immer auch in Europa politisch passierte, Notenbanker hielten sich bei der Bewertung erst einmal an ihre geldpolitischen Denkmuster, und nicht an Innen- oder Außenpolitik. Für meist acht Jahre bestellt konnte er nicht abgewählt werden, egal wer gerade an der Regierung war. Wer seinen Job einigermaßen gut machte, bekam eine zweite Amtszeit. Mehr machten die meisten fast nie – nur in den USA und China überdauerten die Notenbanker oftmals mehrere Regierungen oder was man so eine Regierung nannte.
    So war die heutige Sitzung eigentlich keine allzu große Überraschung für von Hartenstein, dessen Gedanken sich an diesem Tag oftmals aus den überdimensionalen Fenstern im obersten Stockwerk des EZB-Turms in den Himmel verabschiedeten. Was sollten die EZB-Granden denn zur deutschen Innenpolitik sagen? Sicher, seit 2010 war alles ein bisschen anders, seit die EZB ihre Unschuld verloren und zunächst griechische, dann portugiesische, spanische und italienische Staatsanleihen aufzukaufen begonnen hatte, die niemand mehr hatte haben wollen.
    Von Hartenstein war damals noch nicht nahe genug an der Macht gewesen, um beurteilen zu können, ob es eine alternativlose Entscheidung gewesen war oder ob der damalige Bundesbankpräsident Axel Weber recht gehabt hatte, dass damit der Rubikon überschritten war. Der hatte jedenfalls sein Amt vorzeitig aufgegeben, und heute musste Dohm als einer seiner Nachfolger unter anderem das ausbaden, was damals angerichtet worden war.
    Von den griechischen Staatsanleihen bis zur Griechen-Pleite war es nur ein kurzer Weg gewesen, auch wenn es ein paar Jahre gedauert hatte. Verrückterweise hatte das Reparieren des Systems dazu geführt, dass immer weniger Bürger an das System als solches glaubten, gerade auch in Deutschland. Diese ganzen Jahre waren zu wenig genutzt worden, um eine echte Wende im System Europas zu schaffen. Und die ach so unabhängigen Notenbanker hatten viel zu wenig gemacht, um ihre jeweiligen Politiker in die Pflicht zur Gegenleistung zu nehmen. Im Grunde genommen waren sie alle zu unpolitisch und wurden heute von der Politik überrollt.
    Doch auch von Hartenstein hatte noch immer keine wirkliche Antwort auf und Strategie gegen die Politik der schwarzen Pest, die sich

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