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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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inbegriffen, mit dem Alfredo nun durch das Lokal auf ihn zukam. Das Lokal hatte etwas von der venezianischen Eleganz Italiens. Die Kultur der handelnden Norditaliener mit Meerzugang erkannte man nicht nur an den vielen kleinen Accessoires, sondern schmeckte sie auch an der erlesenen Küche mit viel Fisch und exotischen Gewürzen.
    »Wie geht es dir, Don Hanns?« Alfredo setzte sich gegenüber und stellte beide Grappa in die Mitte zwischen ihnen.
    »Es geht so, Alfredo, aber ich muss schnell weg. Morgen ist Ratssitzung.« Von Hartenstein zeigte auf seine Uhr, nahm seinen Grappa und tippte auf dem Weg zum Mund das noch stehende Glas seines Freundes an.
    » Salute! Kannst du schnell abkassieren?« Mit der freien linken Hand griff er in die Seitentasche und legte, wie beiläufig, einen 100-D-Mark-Schein auf die Rechnung. »Stimmt so, mein Lieber.«
    Alfredo, der inzwischen auch seinen Grappa an den Lippen hatte, schaute sein Gegenüber konsterniert über die Lesebrille hinweg an.
    »Was soll das denn?«
    »100. Wieso? Reicht doch locker.« Von Hartenstein trank seinen Grappa in einem Zug, während Alfredo immer noch erstaunt seinen Freund anblickte.
    »Was heißt hier ›reicht locker‹?«
    »Wir haben doch damals 1,95583 D-Mark für einen Euro getauscht. Macht also knapp 80 D-Mark. Ist ein ziemlich gutes Trinkgeld.«
    »Hanns-Hermann von Hartenstein. Das ist doch gar kein Geld mehr. Was soll das? Seid ihr Deutschen jetzt völlig übergeschnappt, seit diese DMP da ist?« Alfredo tippte gegen seine Stirn.
    »Die Bundesbank hat bei der Einführung des Euro gesagt, dass sie jederzeit alte D-Mark-Scheine zurücknimmt und eintauscht.«
    »Spinnst du jetzt, oder gehst du auch diesen Markigen auf den Leim?« Gerade wenn er ernst wurde, sprach Alfredo Guiliano fast akzentfrei deutsch.
    »Wieso? Ich hatte noch ein paar alte Hunderter und dachte, das ist eine gute Zeit, sie einzutauschen, Alfredo. Man weiß ja nie.«
    »Ich nehme das nicht. Wenn du keine Euro hast, dann zahle beim nächsten Mal.«
    »Und wenn ich dann wieder mit D-Mark kommen muss? Der Euro wird doch immer weiter zersetzt. Vielleicht ist er bald tot! Vielleicht kommen bald noch mehr, die mit D-Mark zahlen wollen.«
    »Meinst du das ernst?« Alfredo drehte sich um und orderte noch zwei Grappa und zwei Espresso. »Was soll ich denn deiner Meinung nach damit machen? Etwa meine Lieferanten mit D-Mark bezahlen?«
    »Zum Beispiel.«
    »Von Hartenstein, du bist ein Idiot.« Alfredo wurde etwas lauter. »Du bist doch weltfremd wie so viele von deinen Kollegen.« Eine ganze Reihe von Bundesbankern und auch Mitarbeitern der Europäischen Zentralbank schätzten das »Da Fredo« im Turm.
    »Auch noch unflätig werden, nur weil ich mit der guten alten D-Mark zahlen will.« Von Hartenstein hob die Augenbraue, streckte sich etwas im Stuhl und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Nein, aber was soll das? Ich kann doch nicht meinen Lieferanten mit Mark bezahlen, wenn der meine Bestellungen aus Italien holt.« Alfredo machte die typische Handbewegung des gestikulierenden Italieners. »Soll der dann da unten in Lire tauschen? Mamma Mia. Ich sag’s ja, du spinnst.«
    »Wieso nicht? Die Lire stören ihn im Inland nicht, und für dich wird es billiger.«
    »Weil spätestens dann niemand die Lire haben will, weil wir uns im Ausland nichts mehr leisten können, Hanns. Capito?«
    »Aber Italien hat doch neben anderen Staaten das Problem geschaffen. Dolce Vita, Alfredo.«
    »Ich habe kein Dolce Vita, Baron. Ich arbeite wie ein Deutscher, nicht wie ein Italiener.« Es war nicht mehr viel Platz zwischen den beiden, die sich wie zwei Fußballspieler aus Deutschland und Italien gegenüberstanden: Hanns eher wie ein deutscher Abwehrrecke, Alfredo à la Stürmerschönling.
    »Das ist es doch. Wenn du meine 100 Mark nicht gegen Euro eintauschst, sondern mit der harten Währung in Italien einkaufst, kriegst du sicher mehr als für die 40 Euro. Ist ein Geschäft für dich.«
    »Aber nicht für Italien.«
    »Du bist doch mehr Deutscher, Alfred…« Nach einer kleinen Pause erst fügte er das »o« an. Hinten in der Ecke schaute der verbliebene Gast auf, das Theater schien ihm nicht zu gefallen.
    »Ich bin und bleibe Italiener. Forza Italia .« Alfredo hob die Faust. »Das ist meine Heimat, auch wenn ich in Frankfurt zu Hause bin. So etwas kapiert ihr Deutschen so und so nicht.«
    »Nimmst du nun den Hunderter? Ich muss los.« Von Hartenstein stand bereits auf, trank den zweiten Grappa, der

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