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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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nicht seiner italienischen Verwandtschaft gegolten, die sehr erfolgreiche venezianische Händler waren und die Vorteile einer gemeinsamen Währung kannten. Allein die Wechselkursabsicherungen beim Einkauf aus Asien und dem Weiterverkauf in Europa waren schon ein Problem. Aber sobald es an die italienische oder griechische Kultur ging, wollten sie sich von den Deutschen nichts sagen lassen. Es war sicher auch ein Fehler gewesen, immer wieder Deutsche als Sparkommissare in die Euroländer geschickt zu haben. »Reichs­protektor«, »Gauleiter« oder andere braune Vokabeln waren dann immer schnell zu lesen gewesen.
    »Amore, ich muss jetzt.«
    »Bis Mittwoch, alles wird gut, Darling.«
    »Hoffentlich.« Krachend legte von Hartenstein den Hörer auf, immer hoffend, dass dieses Fon mal irgendwann dabei kaputtginge. Jedenfalls war das Geräusch so laut, dass Dominique Hutter danach ohne weiteres Anklopfen in sein Büro trat, da man bis ins Vorzimmer hatte hören können, dass das Privatgespräch beendet war.
    »Hutter, Sie auch noch.«
    »Chef, Sie haben mich bestellt, ich warte da schon seit über einer halben Stunde.«
    »Ist ja okay.«
    »Und zum Präsidenten sollen Sie auch noch.«
    »Oh Gott. Frau Ladberg, sagen Sie den vier Musketieren, wir machen das Meeting erst in Berlin.« Während von Hartenstein das sagte, bedeutete er Hutter, sich zu setzen.
    »Herr Hutter, ist aber gut, dass Sie hier sind. Ich habe einen Spezialauftrag für Sie, während wir in Berlin sind. Setzen Sie sich.« Eigentlich hatte von Hartenstein dieses Gespräch erst später suchen wollen, doch heute lief sowieso alles anders als geplant. »Kennen Sie Occupy?«
    »Klar, die kennt doch jeder. Campieren seit Ewigkeiten an den Finanzplätzen und bekommen nichts gebacken.«
    »Aha.«
    »Wenn die vor Jahren ihre Rolle als globale Netzgemeinschaft genutzt hätten und sich wirklich gegen die Global Players der Investmentbanken gestellt hätten, dann …«
    »Schon gut, Hutter, kann ja sein, aber ich habe da eine Idee. Kennen Sie deren Asamblea?«
    »Klar.« Hutter machte die verschiedenen Handzeichen, die von Hartenstein gestern gesehen hatte. Nach einer Diskussion mit der hübschen Aktivistin hatte er ihr nämlich bei so einer Asamblea zugeschaut. Hutter war ein wenig erstaunt darüber, von seinem konservativen Chef auf diese Occupisten angesprochen zu werden.
    »Ich möchte, dass Sie da am Wochenende hingehen.«
    »Was soll ich denn bei diesen romantischen Weltverbesserern?«
    »Ich möchte, dass Sie da hingehen, Hutter. Und mitdiskutieren. Verteidigen Sie den Euro.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst, oder? Ich meine das Mitdiskutieren.«
    »Mein voller. Das ist sozusagen ein dienstlicher Auftrag.«
    Hutter saß inzwischen ziemlich steif auf dem Stuhl vor von Hartensteins englischem Schreibtisch. Seinen Chef konnte er durch den großen Apple-Bildschirm gar nicht sehen, zumal sich von Hartenstein mit hinter dem Kopf verschränkten Armen in seinem ebenfalls alten Schreibtischstuhl zurückgelehnt hatte.
    »Ein Dienstauftrag? Bei diesen Laberern?«
    »Hutter, ich glaube, wenn denen mal jemand die Probleme einer D-Mark-Wiederkehr darlegen würde, dann würden die vielleicht gegen die DMP mobilmachen.«
    »Soll ich so eine Art Agent Provocateur spielen?«
    »Eher Undercover-Agent.«
    »Aber soll ich nur diskutieren und O-Töne sammeln?«
    »Ich habe da eine junge Frau getroffen im Lager …«
    »Sie haben was?« Hutter rutschte fast vom Stuhl.
    »Ich habe eine Occupistin, Melanie de Wager, heißt sie, überzeugt. Irgendwie umgedreht.«
    »Wie umgedreht?«
    »Die war bisher gegen den Euro und damit für die D-Mark. Unsere schwarze Pest hat da ganze Arbeit geleistet.«
    »Und Sie haben sie wie gedreht?«
    »Ich habe ihr haarklein erklärt, dass nichts mehr ist mit Pizza in Nizza, Liebe in Lissabon, kein Gyros in Griechenland, no Internet in Italy, you know, weil uns Deutsche keiner mehr haben will, wenn wir unsere D-Mark als Waffe gegen die anderen einsetzen. Und die Ausländer, die hier sind, werden uns gegenüber feindselig, weil wir ihre Länder kaputt machen.«
    »Meinen Sie das eigentlich wirklich, Chef?«
    »Das meine ich nicht nur, ich weiß es, Hutter. Und ihr jungen Leute werdet es bezahlen. Es ist genau andersherum, als Kuhn es sagt.«
    Hutter schluckte, denn genau so hatte sie es ihm erzählt, nachdem sie sich geliebt hatten. Anders als in alten Zeiten hatte danach nicht er, sondern sie geredet. Auch darüber, was für ihn noch alles möglich wäre,

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