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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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würde sie sich noch die Zustimmung von Albers holen, der hatte schließlich auch keine andere Wahl.
    Schade war eigentlich nur, dass sie das dem Bundeskanzler nicht bereits heute Abend berichten konnte – der weilte, wie sie erst am Nachmittag erfahren hatte, in Paris beim französischen Staatspräsidenten Émile Dévrent. Nach der deutschen Wahl hatten die Franzosen kalte Füße bekommen. Zwar hatte die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel dem ehemaligen französischen Staatspräsidenten François Hollande eine bestimmte Form von Eurobonds, denen man aus innenpolitischen Gründen einen anderen Namen gegeben hatte, zugestanden, um den armen Süden zumindest teilweise zu finanzieren.
    Doch erstens konnte die Grande Nation ihren Anteil nicht mehr für vertretbare Zinsen aufbringen, weil Hollande ein wenig den frühen Mitterand hatte spielen wollen und seinen Haushalt nicht in den Griff bekommen hatte. Und zweitens brauchte Frankreich im Prinzip auch Geld aus Deutschland. Genau das würde ihm Roth heute einseitig verweigern – keine neuen getürkten Eurobonds mehr mit deutscher Beteiligung.
    Der Franzose war ohnehin für diplomatische Verhältnisse extrem ungehalten gewesen, weil Bundeskanzler Roth seine Antrittsbesuche demonstrativ bei Ländern begonnen hatte, die nicht Mitglied der Eurozone waren. Wenn der neue deutsche Bundeskanzler andere Sitten in Europa einführen wolle, solle er wissen, dass das nicht dem französischen Komment entspreche, hatte sich Dévrent heute in deutschen Zeitungen zitieren lassen. Und Roth hatte sich vom französischen Fernsehen befragen lassen, warum er nicht zuerst nach Frankreich gefahren sei: »Weil andere Nationen in Europa Frankreich heute in nichts mehr nachstehen.«
    So hatten es Roth und Kuhn am Telefon besprochen, bevor er das Interview gegeben hatte. Als der Helikopter in Berlin gelandet war und Kuhn im Fond ihres Dienst-Mercedes die ersten Reaktionen aus Paris sah, war sie zufrieden. Roth und Dévrent nahmen sich herzlich in die Arme, bekundeten die Freundschaft, die »auch deutliche Worte unter Freunden aushalten muss«, wie Roth unter Kopfnicken des Franzosen gesagt hatte, allerdings war das eher ein missfälliges Nicken, wie man der Mimik des Franzosen ansah. Für Kuhn wirkte das, was der Franzose versuchte, wie Chamberlains Appeasement-Politik. Das konnte ihr ja nur recht sein. Roth hatte jedenfalls die Zeit gewonnen, die sie brauchte.
    Auch das hatte sie Roth eingeimpft, dass sie Zeit brauchte, um den Währungswechsel vorzubereiten. Nur dass sich der Franzose gleich für die kommende Woche in Berlin angesagt hatte, um über die anstehenden Fragen des Euro zu reden, passte ihr nicht in den Kram. Man konnte offenbar, wie sie schlecht gelaunt feststellen musste, den Bundeskanzler doch nicht allein lassen.
    »Zum Kanzleramt«, rief sie ihrem Fahrer zu. Dort wollte sie auf den Bundeskanzler in den Privaträumen warten, zu denen sie jederzeit freien Zugang hatte. Nach Mitternacht sollte Franz Peter Roth aus der Stadt der Liebe zurück sein …

D-Day minus 10: Freitag
    9.00 Uhr
    »Amore« rief um 9 Uhr an, genau zu dem Zeitpunkt, als von Hartenstein sich mit seinen Abteilungsleitern absprechen wollte. Veronica de Borquese hatte diese Art, immer im falschen Moment anzurufen. Kurz abwägend ließ er seine Leute warten.
    »Darling, ich komme heute nicht zurück. Ich habe absolut keine Lust auf diese Jagdgesellschaft der von Hartensteins.«
    Von Hartenstein hatte das bereits geahnt, auch wenn er es nicht glauben wollte. »Amore, come on.« Natürlich konnte er sie irgendwie verstehen. Wer kein Jäger war, dem missfiel das ganze Halali-Getue zumeist. Aber er wusste selbstverständlich auch, dass es noch einen weiteren Grund für seine Frau gab: »Können wir den Streit nicht mal endgültig abhaken?«
    »Nein, du hast mir und meiner Familie sehr wehgetan und den Kindern übrigens auch.«
    »Ich habe nur gesagt, was Tatsache ist. Das weißt du.« Je mehr er darüber nachdachte, desto besser gefiel von Hartenstein allerdings der Gedanke, seine Frau und Familie in Italien in Sicherheit zu lassen. Nur sagen konnte er das so nicht.
    »Manche Dinge kann man denken, sollte man aber nicht sagen.«
    In launig späterer Stunde auf der Dachterrasse des »Hotel de la Comedie« über den Dächern von Venedig war es zum Streit zwischen ihm und seinem Schwager gekommen, der die Deutschen für die Probleme des Euro verantwortlich machen wollte. »Dann macht doch mal weniger Dolce Vita

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