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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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alle im Aufzug nach unten waren.
    »Es ist nur eine Machbarkeitsstudie, Sie wissen, dass das geht. Sie haben es aus uns herausgekitzelt. Es tut uns leid.« Frau Dr. Christ schien als Erste die gesamte Tragweite des kurzen Treffens verstanden zu haben.
    »Das kann und darf nicht das letzte Wort gewesen sein. Es geht um Europa, um den Frieden. Seht ihr das nicht? Alles mag machbar sein, aber ein paar Hundert Milliarden sind auch machbar, eine Friedensdividende. Wir sehen uns am Montagmorgen. Ich muss nachdenken, Leute.«
    Als die Aufzugstür sich öffnete und von Hartenstein heraustreten wollte, stand Claus Victor Dohm davor. »Lassen Sie uns beide allein.« Der Präsident schien sich nur wenig beruhigt zu haben. Kopfnickend traten die vier Abteilungsleiter aus dem Aufzug und verließen dann fluchtartig das Kanzleramt.
    »Ich gehe jetzt da hoch und werde zurücktreten, Hanns.«
    »Bist du wahnsinnig, Claus?«
    »Wenn noch nicht einmal mein bester Mann mir helfen kann! Du hast mich voll auflaufen lassen. Ich musste da raus, sonst wäre ich Roth an die Gurgel gegangen.« Dohm zitterte am ganzen Leib.
    »So kannst du jedenfalls nicht da hoch.« Von Hartenstein zeigte mit der Hand nach oben.
    »Es muss aber schnell gehen.« Dohm wollte sich an seinem Gegenüber vorbeidrängeln.
    »Erinnerst du dich an Pöhl?« Von Hartenstein zog den Freund weg vom Aufzug. Beide hatten für den ehemaligen Bundesbankpräsidenten Karl Otto Pöhl gearbeitet. Und KOP war immer noch ihr Held.
    »Was meinst du?«
    »Der ist auch nicht zurückgetreten, als man ihn bei der deutschen Währungsunion quasi übergangen hatte.«
    »Das stimmt, der ist eine ganze Nacht im Hotel umhergelaufen und ist dann geblieben.«
    »Und genau das machen wir jetzt auch. Wir gehen ins Hotel, reden und trinken die ganze Nacht. Wenn du morgen noch zurücktreten willst, dann tu es. Aber nicht heute. Du weißt: Preußische Kadettenverordnung.« Schon oft hatte er dem etwas hitzigen Dohm erklärt, dass diese angebliche Verordnung besagte, dass ein Kadett erst einmal eine Nacht über einer wichtigen Entscheidung schlafen sollte. Ob das wirklich stimmte, wusste Dohm nicht, aber wie immer war es so, als hätte von Hartenstein damit den Abstellknopf gefunden. Dohm ließ sich nun widerstandslos von ihm aus dem Kanzleramt herauseskortieren.
    »Ich brauche jetzt ein Bier. Den Tag muss ich runterspülen.« Eigentlich stand Dohm inzwischen eher auf guten Rotwein oder teure Whiskeys, aber wenn er Ärger hatte und reden wollte – das wusste von Hartenstein aus langer Erfahrung –, dann gab es meistens Bier und meistens in größeren Mengen. Dann war er wieder der alte Dohm, der Mann aus einfachen Verhältnissen. In solchen Momenten war auch der leichte Dünkel verschwunden, den Dohm inzwischen zuweilen an den Tag legte.
    23.00 Uhr
    Liter später bekamen die beiden Bundesbanker Hunger. Nicht dass es im »Hotel Adlon« keinen 24-Stunden-Roomservice gegeben hätte, doch lieber war ihnen an diesem lauen Abend eine echte Currywurst mit Pommes, Ketchup und Mayo, die es in der Hauptstadt nirgends besser gab als am Bahnhof Friedrichstraße. Bier, Wurst und Pommes – das war ein untrügliches Zeichen dafür, dass Dohm weiterreden wollte, und zwar so, wie ihm der Schnabel gewachsen war. Deshalb war er auch auf die Idee gekommen, »noch einmal rauszugehen, Hanns«.
    Zu dem Zeitpunkt war die Sache mit dem Rücktritt bereits vergessen. Zwar hatte Dohm zwischendurch lange mit seiner Frau gesprochen, die – anders als von Hartenstein – zum Rücktritt geraten hatte. Wäre er zu Hause gewesen, wäre er wohl zurückgetreten, dazu kannte von Hartenstein die Überzeugungskraft von Simone Dohm zu gut. Doch so hatte er weiter auf seinen Präsidenten eingeredet und sie hatten das Für und Wider abgewogen. Stundenlang hatten sie alles noch einmal durchdiskutiert, ohne irgendwelche Vorbehalte. Und immer wieder waren sie zu dem Schluss gekommen, dass sie ein Argument – das Schuldenproblem – nicht entkräften konnten – ganz im Gegenteil: Die Bundesbank hatte ja selbst immer wieder in ihren Monatsberichten, Reden der Vorstände und Ratschlägen an die Politik auf das dramatische Schuldenproblem in Europa aufmerksam gemacht. Griechenland, das weniger als fünf Prozent der Staatsschulden der Euroländer hatte, war doch nur der Auslöser der ganzen Situation gewesen. Und Griechenlands Austritt aus dem Euro war nach 2010 gut vorbereitet worden.
    Jahrzehnte hatten viele Euroländer zu wenig gespart, und

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