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Die Stunde des Fremden

Titel: Die Stunde des Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: West Morris L.
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Hotel verließ, in einen Wagen gezerrt und hierher zu der Villa gebracht wurde. Nachdem sie ihn vergebens nach den Photokopien durchsucht hatten, werden sie ihn an die Ecke oberhalb des Abhangs gezerrt und gewartet haben, bis Rossana und ich auf der Straße auftauchten. Sie konnten uns lange genug vorher kommen sehen. Sie wußten genau, daß jeder auf dieser Straße schnell fährt. Sie brauchten nur zu warten. Konnte jemand aus diesem Haus so etwas ohne Wissen Ihres Vaters ausführen? Ohne seine Hilfe?«
    »Nein«, sagte Elena tonlos.
    Sie sah ihn lange an. Mitleid überflutete ihn. Mitleid mit diesem schutzlosen, im Netz von Leidenschaften und Intrigen gefangenen jungen Ding. Ihr Bruder war tot. Ihr Geliebter hatte sie weggeworfen, und – halt- und wurzellos war sie dazu verdammt, an einen Mann wie Tullio Riccioli verkauft zu werden.
    »Jetzt«, sagte er, »werden sie versuchen, mich umzubringen.«
    »Ich weiß.« Sie nickte hilflos. »Ich hörte meinen Vater zu den Bauern sagen, sie sollten schießen und einen Unfall vortäuschen, falls Sie versuchen, das Grundstück zu verlassen. Sie müssen immer in der Nähe des Hauses bleiben. Gehen Sie nicht in den Garten oder den Olivenhain.«
    »Ich würde Sie gern in meiner Nähe behalten.«
    »Warum?«
    »Weil ich denke, ich werde Sie brauchen. Ich glaube, wir werden uns brauchen.«
    Er gab ihr noch eine Zigarette, schob ihr einen Liegestuhl zurecht, und sie beobachteten gemeinsam Tullio Riccioli, der den blauen Himmel und die grünen Bäume und die leuchtenden Blumenarrangements im kühnen Stil des alten, exzentrischen Roms zu malen versuchte.
    Eine halbe Stunde später erschien Orgagna mit einem bunten Badetuch überm Arm. Er nickte Elena und Ashley zu und blieb kurz neben Tullio stehen, um sein Bild zu bewundern. Sie plauderten ein paar Minuten. Tullio schien etwas zu fragen. Orgagna warf einen Blick auf das Mädchen und auf Ashley und wandte sich wieder Tullio zu. Kurz danach klopfte er ihm auf die Schulter und ging schnell in Richtung zum Meer davon. Tullio drehte sich um und machte eine Geste des Triumphes.
    Ashley grinste und nickte. Die erste Hürde war genommen. Tullio würde nach Sorrent fahren und die Nachricht überbringen.
    Kurz vor Mittag packte Tullio seine Malutensilien zusammen und ging ins Haus. Ashley folgte ihm und ließ Elena auf dem Sonnenstuhl unter dem großen Schirm zurück.
    In seinem Zimmer wartete Tullio schon.
    »Alles in bester Ordnung, mein Freund. Ich habe dem Herzog gesagt, ich wollte nach Sorrent und ob er mir nicht den Wagen geben würde. Er schien sich direkt zu freuen, mich loszuwerden. Versprach mir das Auto und sagte, ich könnte über Nacht bleiben.«
    »Was haben Sie ihm erzählt?«
    Tullio hob lächelnd die Schultern.
    »Was soll ich ihm schon erzählt haben? Die Wahrheit natürlich. Diese grässlichen Leute hier langweilen mich zu Tode. Ich müßte einfach einmal in eine andere Umgebung.«
    Ashley ging zum Schrank und nahm seine Brieftasche aus der Jacke. Er zählte fünf Hundertdollarnoten ab und reichte sie Riccioli, der sie mit verliebtem Augenaufschlag küßte, bevor er sie in die Hosentasche schob.
    »Und die anderen fünfhundert, wenn ich zurückkomme, stimmt's?«
    »Richtig. Nun wiederholen Sie noch einmal, was Sie George Harlequin sagen sollen.«
    »Sie haben, was er will, und bitten ihn, so bald wie möglich hierher zu kommen. Sonst noch was?«
    »Nein, das ist alles«, erwiderte Ashley.
    Tullio kicherte wie ein Backfisch.
    »Inspektor Granforte soll ich nichts bestellen?«
    »Nein, nein. George Harlequin wird das …« Die Worte waren heraus, bevor er ihre ganze Bedeutung erwogen hatte. Er sah, wie Tullios Augen sich verengten, auch das leichte Stirnrunzeln, das er hinter einem Lächeln verbarg, entging ihm nicht. Er hatte einen Fehler gemacht. Er konnte nur hoffen, daß Tullio für die nächsten fünfhundert bereit war, diesen Fehler zu übersehen.
    »Arrivederci, amico!« sagte Tullio.
    »Bis später«, murmelte Ashley und schob ihn aus der Tür.
    Jetzt hatte er wirklich Angst. Zwischen den Felsen und der See war er auf dem Orgagna-Besitz so sicher eingesperrt wie in einem mittelalterlichen Kerker. Das Telephon war unterbrochen, die hohen Eisengitter verschlossen. In den Orangenhainen und Weinbergen lauerten ihm Wachtelschützen auf – Männer, die ihn erschießen und jeden Eid schwören würden, daß es ein Unfall war. Wenn Riccioli ihn auch noch verriet, dann war er wirklich verloren.
    Ashley trat ans Fenster

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